Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Bis zu 68 Häuser könnten entstehen
In Hörenhausen soll eine 6,57 Hektar große Fläche zum Wohnbaugebiet werden
SCHWENDI - Im Moment ist es lediglich eine Vision, ein Entwurf, eine Idee. Doch wenn die 6,57 Hektar große Fläche in Hörenhausen westlich der bestehenden Baureihe an der Dorfstraße hinunter zur Weihung in die Form eines Bebauungsplanes gegossen wird, erhält die Ortschaft ein sattes Wohn-Baugebiet. 68 Einzelund Doppelhäuser könnten entstehen, außerdem ist eine betreute Seniorenwohnanlage in den ersten Gedankenspielen angedacht. Dieses geplante Baugebiet „Grüner Weg“in einem Zug zu entwickeln, ist nicht vorgesehen. Zuerst soll ein Teilgebiet nördlich des Grünen Weges der Bebauung zugeführt werden.
Dass in diesem Bereich von Hörenhausen überhaupt bauliches Entwicklungspotenzial geschaffen werden kann, ist dem Erwerb von Grundstücken durch die Kommune zu verdanken. „Wir konnten hier diverse Flächen an der Ortsrandlage, die im Außenbereich liegen, erwerben“, sagte Bürgermeister Günther Karremann bei der Vorstellung eines Bebauungskonzeptes für diesen Bereich im Gemeinderat. Er geht davon aus, „dass mit einem Bebauungsplan für die nächsten 15 bis 20 Jahre die Bauentwicklung in Hörenhausen gestaltet werden kann“. Bei der Aufstellung eines Bebauungsplanes darf sich die Gemeinde aber nicht allzu viel Zeit lassen. Wenn sie diese Flächen nicht in einer bestimmten Frist in Bauland umwandelt, gehen diese wieder in die landwirtschaftliche Verwendung. „Wir haben für den Preis von Bauerwartungsland gekauft, der Rückkauf wird zum Preis für Landwirtschaftsgrund erfolgen“, schildert Karremann das Verlustgeschäft für die Gemeinde, wenn sie hier nicht zeitig mit den Planungen zu Potte kommt.
Um in eine gewisse Zeitschiene einzubiegen, erhielt der Bau- und Stadtplaner Rainer Waßmann (Planwerkstatt am Bodensee) aus Kressbronn den Auftrag, mögliche Bebauungskonzepte auf Papier zu bringen. Den Ortschaftsräten in Sießen im Wald hatte er sie schon vorgestellt, nun folgte am Montag das gleiche Prozedere im Gemeinderat-Entscheidungsgremium. Bei den 6,57 Hektar Fläche (ein kleiner Zipfel davon ist nicht in Gemeindebesitz) handele es sich um ein topografisch anspruchsvolles Gebiet mit Hängen, das nicht einfach zu erschließen sei. „Für eine Ortschaft mit der Größe von Hörenhausen ist es schon eine große Fläche“, bewertete Rainer Waßmann. Deshalb ist es seiner Meinung nach nicht angemessen, das ganze Baugebiet in einem Zuge zu entwickeln. Zwei Abschnitte würden sich anbieten. Schwendis Bürgermeister Günther Karremann über das ins Auge gefasste Gebiet
Zwei Entwurfsvarianten
Generell geht der Planer von zwei Entwurfsvarianten aus. In beiden soll das gesamte Gebiet über drei Straßen erschlossen werden. Über den Grünen Weg, über eine Straße abgehend von der „Rauhhalde“und über eine dritte Straße an der NordOst-Ecke des Plangebietes. 68 Einzelund Doppelhäuser auf durchschnittlich 640 Quadratmeter großen Grundstücken hat Waßmann in den Plan eingezeichnet. Dort, wo die Gemeinde ein leerstehendes landwirtschaftliches Anwesen gekauft hat, kann sich Rainer Waßmann eine Anlage für seniorengerechtes Wohnen oder einfach nur einen Dorfplatz vorstellen.
Den Unterschied der beiden Varianten bildet die Straßengestaltung innerhalb des Baugebietes. Variante eins ist überwiegend mit parallel zum Hang verlaufenden Straßen erschlossen, bei Variante zwei überwiegen Stichstraßen. „Sackgassenlösungen funktionieren oft nicht, weil die Straßen zugeparkt sind“, plädierte Bürgermeister Karremann für Variante eins. Diese solle Grundlage sein für eine Weiterarbeit an dem BaugebietProjekt. Dass die Anzahl der aktuell im Plan skizzierten Wohngebäude dann auch verwirklicht werde, muss nicht sein. „Die Zahl 68 ist nicht in Stein gemeißelt“, betonte Karremann, „denn vielleicht werden auch noch Grünbereiche notwendig“.
Zuvor hatte sich Gemeinderat Richard Gehring schon gewundert, dass die Baugrundstücke mit 640 Quadratmetern Durchschnittsgröße so klein sind. „Das ist eine Vorgabe vom Regierungspräsidium“, sagte Karremann. Dieses würde es am liebsten sehen, „wenn bei der Größe vorne sogar eine fünf stehen würde“.
Positive Reaktionen
Bau- und Stadtplaner Rainer Waßmann Grundsätzlich gut findet Helmut Kohn die geplante Baugebiets-Ausweisung in Hörenhausen. Es sei jetzt wichtig, dass man die Sache auf den Weg bringen und die nächsten Schritte Richtung Realisierung machen kann. Von der Entwurfsvariante eins zeigte sich Gerhard Maurer angetan, „das Baugebiet bietet ein schönes durchgehendes Bild“. Und auch der Ortschaftsrat hat sich für die Variante eins ohne Stichstraßen ausgesprochen, erklärte Ortsvorsteher Wolfgang Thanner. Auf Grund des starken Durchgangsverkehres in der Dorfstraße – eine Bürgerin hatte in der Ratssitzung für diesen Bereich eine Tempo-30-Zone angeregt – wäre für ihn sogar ein Brückenneubau über die Weihung eine Überlegung wert, um so das Baugebiet von der Jetzhöfer Straße aus zu erreichen. Bürgermeister Karremann sieht dadurch aber den Charme des Baugebietes mit der angedachten Erschließung gefährdet. „Wenn unten keine Brücke ist, fahren nur Anlieger ins Baugebiet“, erklärte er. Außerdem spielen finanzielle Gründe eine Rolle. Dieser Brückenneubau würde außerhalb des Plangebietes liegen, was eine volle Kostenübernahme durch die Gemeinde bedeuten würde.
„Ich gehe davon aus, dass mit einem Bebauungsplan für die nächsten 15 bis 20 Jahre die Bauentwicklung in Hörenhausen gestaltet werden kann.“
„Für eine Ortschaft mit der größe von Hörenhausen ist das schon eine große Fläche.“
Start mit „Grüner Weg Nord“
Planer Rainer Waßmann selbst tendierte zur Verwirklichung der Variante eins. Einstimmig schloss sich der Gemeinderat diesem Planungsfavoriten an. Auf dessen Basis soll nun weiterentwickelt werden. Konsens im Gemeinderat war auch, dass zunächst für das Baugebiet „Grüner Weg Nord“ein Bebauungsplan erstellt wird. Diese Fläche ist 2,88 Hektar groß. Der Vorteil dabei: Dieser Bereich kann in einem beschleunigten Verfahren nach Paragraph 13 b des Baugesetzbuches in Wohnbaufläche umgewandelt werden. Ein Umweltbericht mit Eingriffs- und Ausgleichsbilanz ist hier nicht zu erstellen. Außerdem beauftragte der Gemeinderat die Verwaltung, mit einem Erschließungsplaner in die Thematik einzusteigen.