Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Ein Geschenk für alle
Jubiläumskonzert des Laupheimer Kammerorchesters begeistert das Publikum – Querflötensolist setzt Glanzpunkte
Laupheimer Kammerorchester begeistert beim Jubiläumskonzert.
LAUPHEIM - Mit seinem Jubiläumskonzert hat sich das Kammerorchester Laupheim nicht nur selbst beschenkt, sondern auch den zahlreichen Besuchern im Kulturhaus eine große Freude bereitet. Diese belohnten die Musikerinnen und Musiker mit ihrem Dirigenten Michael Strele mit lang anhaltendem, begeistertem Beifall und „Bravo“-Rufen. Strele hatte zum 60. Geburtstag des Orchesters ein rundum stimmiges, anspruchsvolles, aber auch unterhaltsames Programm zusammengestellt.
Als Einstieg zum Konzert hatte Michael Strele die Ouvertüre Nr. 3 zur Oper „Leonore“von Ludwig van Beethoven gewählt. Strele dirigierte weit ausholend und führte seine Musiker souverän. Schon hier erwies sich das Ensemble als gut besetzter und facettenreich spielender Klangkörper. Am Anfang ruhig und geheimnisvoll mit sanften, ruhigen Klängen, steigerte sich das Tempo, von der Empore erklangen kräftige Trompetensignale, und die Musiker sorgten für ein imposantes und klangvolles Ende.
Im Anschluss folgte der Auftritt des Solisten Professor Jürgen Franz, der das Publikum mit dem Konzert in D-Dur für Flöte und Orchester von Carl Reinecke verzauberte. Im Alter von 84 Jahren hatte Reinecke sein Flötenkonzert geschrieben, das zu den wenigen Stücken zählt, die von ihm noch hin und wieder in Konzertsälen zu hören sind. Reinecke, der von 1824 bis 1910 gelebt hat, war ein bekannter und angesehener Musiker. Seine Musik ist stark durch Brahms, Schumann, Liszt und Mendelssohn beeinflusst. Das Konzert für die – damals selten als Soloinstrument genutzte – Flöte nimmt innerhalb von Reineckes Werken jedoch eine besondere Stellung ein, weil es sich aus dem romantischen Rahmen löst und eher impressionistische Stilelemente beinhaltet. Bei seinen Konzerten sorgt das Kammerorchester immer wieder für Überraschungen und lädt sich hochkarätige Solisten ein. Dieses Mal war dies der Flötist Jürgen Franz. Seine Orchesterlaufbahn begann Franz bei den Bielefelder Philharmonikern. Danach trat er die Stelle als 1. Flötist bei den Stuttgarter Philharmonikern an. Seit August 2000 ist er Mitglied im NDR Elbphilharmonie Orchester Hamburg. Neben etlichen Gastspielen in anderen bekannten Orchestern war Franz mehrfach Gast im Radio und bei CD-Produktionen. Seine solistischen Tätigkeiten führen ihn durch Europa, Asien und Amerika. Er unterrichtet als Professor an der Musikhochschule Hamburg und gibt internationale Meisterkurse in den USA, Brasilien, Japan und China. Auch sein Instrument ist ein ganz besonderes, eine 19,5 Karat Goldflöte des amerikanischen Flötenherstellers Wm. S. Haynes. Nicht die ganzen 60 Jahre wolle er zurückblicken, sagte Lars Feigelmann, der Vorsitzende des Kammerorchesters, bei seiner Begrüßung – aber 31 Jahre. Da sei in der Aula des Carl-Lämmle-Gymnasiums ein junger Student aufgetreten und hätte das Konzert für Flöte und Streichorchester in D-Dur von Joseph Hayd vorgestellt. Heute stehe dieser ehemalige Student, nämlich Professor Jürgen Franz, wieder gemeinsam mit dem Kammerorchester auf der Bühne, so Feigelmann. Jürgen Franz freute sich, wieder in Laupheim aufzutreten. Ob er dies allerdings in wiederum 30 Jahren wiederholen kann, das könne er leider nicht versprechen, meinte er. (son)
Im ersten Satz „Allegro moderato“malt der Komponist Reinecke mit leuchtenden Harmonie- und Klangfarben. Das lyrisch-schlichte erste Thema wird von den Violinen vorgestellt und wandert dann durch die Streichergruppen, anfangs nur umspielt, wird es später von der Soloflöte übernommen. Der zweite Satz „Lento e mesto“zeichnet eine eher düstere Stimmung. Durchweg fröhlich und sehr tänzerisch ist aber das Finale im dritten Satz „Moderato“gestaltet.
Exzellente Darbietung
Das Publikum war hingerissen von der Interpretation des Solisten, der diesem mit dem weichen Klang seiner Querflöte und mit seiner exzellenten Darbietung einen ganz besonderen Hörgenuss schenkte. Auch die Begleitung des Ensembles klappte wunderbar, obwohl nur eine einzige gemeinsame Probe, am Samstagnachmittag, möglich gewesen war. Der Beifall im Anschluss wollte nicht enden und forderte eine Zugabe, die Jürgen Franz gerne gewährte.
Der etwas moderneren Musik wandte sich das Kammerorchester nach der Pause zu. Das Ensemble nahm das Publikum mit auf einige Abstecher rund um die Welt. Die Reise begann in Amerika mit einer Komposition von Elmer Bernstein. „Die glorreichen Sieben“waren auf dem Weg, um ein mexikanisches Dorf beim Kampf gegen Banditen zu unterstützen. Bei der mitreißenden Musik war es leicht, sich den halsbrecherischen Ritt der Revolverhelden durch die Prärie vorzustellen.
Mitten im Kampf
Romantisch wurde es bei den Melodien des Films „Jenseits von Afrika“von John Barry. Eine wundervolle Komposition, welche mit viel Ausdruck vom Orchester dargebracht wurden. Dann aber ging es gleich weiter, und das Ensemble mit seinem Publikum fand sich bei der Aufführung von „Lawrence von Arabien“, einem Werk von Maurice Jarre, mitten im Kampfgetümmel wieder.
Bezaubernde Flöten-, Oboen- und Klarinettenklänge machten den Auftakt zum „Tanz der Himmlischen“und dem „Tanz der Männer“aus dem Ballett Yugen des japanischen Komponisten Yuzo Toyama. Das Ballett erzählt die Geschichte der Mondgöttin, die jede Nacht auf die Erde kommt, um in einem See zu baden. Dabei werden ihr die Flügel gestohlen und sie kann nicht mehr zurückkehren. Lang andauernde Finsternis ist das Ergebnis, bis sie ihre Flügel von einem Fischer zurückerhält. Auch hier überzeugten die Musikerinnen und Musiker und einige Solisten aus dem Orchester mit ihrem Können und präsentierten einen perfekten, mit Hingabe gespielten Hörgenuss, dem das Publikum gebannt lauschte.
Am Ende kehrte das Ensemble bei „Danzón Nr. 2“von Arturo Márquez nochmal zurück an den Beginn seiner Reise nach Mexiko und begeisterte mit der mitreißenden Darbietung das Publikum abermals, ehe es das Jubiläumskonzert mit der mit ausdauerndem Applaus erbetenen Zugabe „Piraten der Karibik“beschloss.