Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Junge Ulmer Bühne soll zum Theater ziehen
Spielstätte fürs Kinder- und Jugendtheater wird wohl im Technik-Neubau untergebracht
ULM - Die Stadt Ulm könnte schon bald ein kleines Theaterviertel bekommen. Der Kulturausschuss des Gemeinderats hat in seiner Sitzung am Freitag beschlossen, dass die Spielstätte für das Kinder- und Jugendtheater in den geplanten Technikneubau am Theater Ulm integriert werden soll. Ein ungewöhnlicher Schritt: Denn damit würde mit der Jungen Ulmer Bühne (JUB) ein Ensemble aus der freien Szene unter einem Dach mit dem städtischen Wettbewerber agieren.
Bisher nutzt die JUB das Alte Theater neben der Martin-LutherKirche für seine Aufführungen. Dieses ist laut Kulturdezernentin Sabine Schwarzenböck zwar „superputzig“, aber nicht mit den Anforderungen von zeitgemäßem Theater für die jungen und jüngsten Zuschauer kompatibel. In dem Gebäude kann nur auf einer klassischen Guckkastenbühne gespielt werden.
Im modernen Kinder- und Jugendtheater sind aber flexible Räume gefragt, so dass die Schauspieler nah an und mit den Zuschauern agieren können. Dazu kommen ganz praktische Probleme: Der Bau ist in Sachen Technik und Sicherheit veraltet, derzeit darf dort nicht einmal eine Nebelmaschine benutzt werden. Und der Platz ist so knapp, dass Büros, Theaterpädagogik, Probenräume und Werkstatt der JUB über die ganze Stadt verteilt sind.
Als Lösung für die Probleme waren unterschiedliche Varianten im Gespräch, auch ein kompletter Neubau auf einem noch zu findenden Grundstück, aber die Verwaltung hatte eine klare Präferenz: Denn der Technikneubau am Theater muss kommen, aus Gründen des Arbeitsschutzes. Und er ist im Investitionsplan der Stadt bereits vorgesehen. Es biete sich somit eine „Chance zur Veränderung“, wie es Kulturdezernentin Schwarzenböck formulierte.
Ganz billig wird diese freilich nicht: Nach Berechnungen der Verwaltung wird der Bau durch den Einzug des Kinder- und Jugendtheaters bis zu acht Millionen Euro teurer. Ein Umbau des denkmalgeschützten Alten Theaters käme wahrscheinlich billiger, würde aber die Platzprobleme der JUB nicht lösen – und andere bestehende Nutzungen unmöglich machen. Derzeit gibt es dort unter anderem Veranstaltungen des benachbarten Gymnasiums und Kleinkunst.
Der Kulturausschuss gab für das Projekt mit großer Mehrheit seinen Segen – auch weil die Räte, so wie Dagmar Engels (SPD), keine Alternativen sahen.
Freie Wähler: Beschluss bedeutet vierte Sparte fürs Ulmer Theater
Nur die Freien Wähler opponierten: Helga Malischewski war der Meinung, dass man dem Kinder- und Jugendtheater durch die institutionelle Förderung für die JUB schon viel Gutes getan habe. Und sie befürchtete: „Wenn wir das bewilligen, bekommen wir eine vierte Sparte am Theater Ulm.“
Ganz abwegig ist dieser Gedanke nicht, zumindest langfristig. In der Sitzungsvorlage heißt es, dass man sich durch die Variante „Veränderungsoptionen in der Betriebsform“offen halten könne, und Bürgermeisterin Iris Mann erinnerte daran, dass die jetzigen freien Theatermacher in 30 oder 40 Jahren wohl nicht mehr an Bord sein würden.
Trotzdem: Bei der JUB ist man dankbar über die Entscheidung – für das Kinder- und Jugendtheater in Ulm bedeute sie auf jeden Fall eine Verbesserung, so Intendant Sven Wisser. Beim Theater Ulm sind die Reaktionen verhalten: Verwaltungsdirektorin Angela Weißhardt ist „froh, dass es eine Entscheidung gibt“, weil dadurch der Neubau nicht blockiert wird. Dessen Fertigstellung ist für 2023 vorgesehen. Nun sei es, so Weißhardt, wichtig, dass die Bedürfnisse des Theaters nicht ins Hintertreffen geraten, schließlich geht dem Haus durch die freien Untermieter voraussichtlich dringend benötigter Platz verloren.
Nach der Entscheidung müssen nun ganz konkrete Fragen geklärt werden. Zum Beispiel die, wer welche Flächen im Neubau bekommt. Oder die, wie Orchesterprobebühne und Kindertheater einander nicht stören. Die Arbeit fängt gerade erst an.