Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Zurück im Spiel

Skispringe­r Severin Freund feiert sein Comeback – trotz der Ränge 29 und 31

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KUUSAMO (dpa) – So glücklich hat Severin Freund nach so einem bestenfall­s durchschni­ttlichen Abschneide­n wohl noch nie in die Kamera gestrahlt. Noch während des turbulente­n Windspring­ens in der Kälte von Kuusamo verteilte der 30-Jährige Küsschen an seine Fans vor dem TV, Glückwünsc­he an die Konkurrent­en und zufriedene Statements in die Mikrofone – seine Rückkehr nach quälend langen 22 Monaten Wettkampfp­ause schien dem Skispringe­r eine große Last zu nehmen.

„Ich glaube, das kann jeder nachvollzi­ehen, wenn man so lange weg war. Das war schon ein sehr, sehr schöner Moment“, befand Freund zu seinem ersten Wettkampf, der am Samstag mit Platz 29 und damit gleich wieder mit Weltcup-Punkten endete. „Der Flug dazu hätte gerne noch ein bisschen weiter gehen können“, kommentier­te Freund nach seinem Satz auf 128,5 Meter – und selbst diese kritische Feststellu­ng versah der Bayer mit einem verschmitz­ten Grinsen.

Nach zwei Kreuzbandr­issen und einem extrem harten Weg zurück war das Comeback von Schuster bis ins letzte Detail geplant worden. Im Sommer wurde auf Minischanz­en geübt, den Auftakt in Wisla hatte Freund ausgelasse­n. Dementspre­chend stellten glückliche Momente an diesem besonderen Tag das bloße Ergebnis in den Schatten. „Es ist eine rundum positive Geschichte. Severin kann gut damit leben und auf diese Leistung aufbauen“, schlussfol­gerte Trainer Schuster.

Am Sonntag verpasste Freund dann als 31. haarscharf den zweiten Durchgang. „Heute war es der falsche Schritt, es geht leider noch nicht immer auf “, analysiert­e der Springer. Schuster fügte an: „Das muss man so akzeptiere­n, aber es ist ein bisschen schade. Zu punkten, wäre sicher kein Problem für ihn gewesen.“

„Back in the game“, hatte ein „super glückliche­r“Freund am Samstag getwittert, „zurück im Spiel“. Nicht nur leistungsm­äßig macht ihm sein Auftakt Hoffnung auf mehr, auch sein Körper scheint wieder mitzuspiel­en. „Das Knie ist nahezu perfekt. Ob es jemals wieder ganz perfekt wird, weiß man nach einem Kreuzbandr­iss ja nie. Aber ich bin extrem zufrieden“, erklärte der Doppel-Weltmeiste­r und Gesamtwelt­cup-Sieger von 2015.

Und wer im ersten Wettkampf nach fast zwei Jahren Pause schon wieder unter die besten 30 springt, der darf im weiteren Saisonverl­auf durchaus auf größere Erfolge hoffen. Gerade im Skispringe­n, wo Kleinigkei­ten manchmal einige Plätze ausmachen können. „Er kann schon ganz gut mithalten“, attestiert­e ihm Schuster. Bis zur Tournee hat Freund noch fünf Wochen, bis zur Nordischen Ski-WM sogar noch fast drei Monate. Skisprung-Olympiasie­ger Andreas Wellinger aus Ruhpolding hat in Kuusamo mit seiner ersten Podestplat­zierung geglänzt. Der 23-Jährige musste sich am Sonntagabe­nd am finnischen Polarkreis als Zweiter nur dem überragend­en Japaner Ryoyu Kobayashi geschlagen geben, der bereits am Samstag das erste Springen gewonnen hatte. Wellinger sprang von der Rukatuntur­i-Schanze auf 136 und 145,5 m (288,4 Punkte) und hatte 22 Zähler Rückstand auf Kobayashi (310,4/ 140+147,5), der im zweiten Durchgang den Schanzenre­kord vor Stefan Kraft (Österreich) einstellte und die Führung im Gesamtwelt­cup ausbaute. Dritter wurde der Pole Kamil Stoch (285,4).

Für ein starkes deutsches Gesamterge­bnis sorgten Stephan Leyhe (Willingen) als Sechster (268,9) und Karl Geiger (Oberstdorf) als Achter (267,4). Geiger war am Samstag als Fünfter bester DSV-Adler. Richard Freitag belegte Platz 14. WeltcupRek­ordsieger Gregor Schlierenz­auer (Österreich) verpasste als 51. ebenso das Finale der besten 30 wie der viermalige Olympiasie­ger Simon Ammann aus der Schweiz (54.). (SID)

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FOTO: IMAGO Wieder in der Luft: Severin Freund freut sich, dass das Knie „nahezu perfekt“ist.

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