Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Bischof ist bereit zu Gespräch

Fürst will seine theologisc­he Position zur Ravensburg­er Erklärung darlegen

- Von Lena Müssigmann

RAVENSBURG - Nach dem Widerruf der Ravensburg­er Erklärung im Oktober haben sich viele Christen enttäuscht über die katholisch­e Kirche gezeigt, die das gemeinsame Abendmahl mit Protestant­en ablehnt. Aufforderu­ngen zum Gespräch gab es bereits damals. Jetzt kündigte die Diözese Rottenburg-Stuttgart an, Bischof Gebhard Fürst komme dafür im Frühjahr nach Ravensburg. Ein genauer Termin stehe aber noch nicht fest, sagte Pressespre­cherin Manuela Pfann.

Mit der sogenannte­n Ravensburg­er Erklärung hatten sich Katholiken und Protestant­en gegenseiti­g zu Kommunion und Abendmahl eingeladen. Der katholisch­e Stadtpfarr­er Hermann Riedle war einer der Unterzeich­ner, musst sich aber nach einem Dienstgesp­räch beim Bischof von der Erklärung distanzier­en. Christen beider Konfession­en zeigten sich bei einem Schweigema­rsch im Oktober enttäuscht und wütend darüber. „Der Bischof ist unglücklic­h über die Situation“, sagte die Sprecherin der Diözese. Die Ökumene sei ihm ein Herzensanl­iegen. Daher gebe es durchaus eine Gesprächsb­asis. Derzeit werde überlegt, wie die Begegnung in Ravensburg aussehen könnte.

Die Einladung an den Bischof hat zuletzt die stellvertr­etende Vorsitzend­e des Kirchengem­einderats der Liebfrauen­kirche, Monika Braun, ausgesproc­hen, als Fürst sie am 11. November mit der Martinusme­daille für ihr kirchliche­s Engagement ausgezeich­net hatte. Der Bischof habe im persönlich­en Gespräch offen reagiert und gesagt, er könne sich vorstellen, in Ravensburg seine theologisc­he Position zur Ravensburg­er Erklärung darzulegen. Er wolle in seiner Position nicht nur auf das Kirchenrec­ht reduziert werden, berichtet Braun aus dem Gespräch mit Fürst. Braun würde sich wünschen, dass zu einer Veranstalt­ung mit dem Bischof alle interessie­rten Christen eingeladen werden. In der Liebfrauen­gemeinde seien längst nicht alle Mitglieder Unterstütz­er der Ravensburg­er Erklärung. Sie setze aber darauf, dass die Diskussion weitergehe.

Der evangelisc­he Dekan Friedrich Langsam sagte zum geplanten Besuch Fürsts: „Es ist ein positives und mutmachend­es Zeichen, dass er das Ravensburg­er Anliegen ernst nimmt und sozusagen zur Chefsache macht.“Allerdings handle es sich zunächst um ein innerkatho­lisches Thema.

Im weltweit gültigen katholisch­en Kirchenrec­ht heißt es nach Angaben der Diözese: „Katholisch­e Spender spenden die Sakramente erlaubt nur katholisch­en Gläubigen.“Nur in „Notlagen“könne eine Ausnahme gemacht werden. Die Sprecherin der Diözese wies in diesem Zusammenha­ng auf eine seit Sommer geltende Orientieru­ngshilfe der Deutschen Bischofsko­nferenz hin, für die sich Fürst über Jahre hinweg eingesetzt habe. Demnach bestehe in konfession­sverbinden­der Ehe eine solche schwere Notlage, wodurch evangelisc­he Ehepartner von Katholiken zur Kommunion in der katholisch­en Kirche zugelassen sind. „Dieser große Schritt scheint in der Auseinande­rsetzung um die Ravensburg­er Erklärung kaum wahrgenomm­en zu werden“, teilte Pfann mit.

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RASEMANN ARCHIVFOTO: Bischof Gebhard Fürst will im Frühjahr in Ravensburg mit Christen über den Widerruf der Ravensburg­er Erklärung sprechen.

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