Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Neue Musiklehrer für die Grundschulen
In Ochsenhausen werden Hunderte Lehrer weitergebildet, um Musik unterrichten zu können
OCHSENHAUSEN - Musik ist seit der Einführung des neuen Bildungsplans an den Grundschulen zum Schuljahr 2016/17 wieder Einzelfach. Um für den Unterricht landesweit genügend Fachkräfte zu haben, wurde ein Konzept entwickelt, um Lehrer mit musikalischer Vorbildung, aber ohne Fachstudium weiterzubilden. Dies geschieht an der Landesakademie für die musizierende Jugend in Ochsenhausen. Am Montag wurde in einer Feierstunde die 100. Zertifizierungsurkunde mit Vertretern des Kultusministeriums und des Bundesverbands Musikunterricht (BMU) überreicht – passenderweise an eine Lehrerin der Ochsenhauser Grundschule.
Akademiedirektor Klaus K. Weigele sagte in seiner Begrüßung vor geladenen Gästen im Bibliothekssaal, dass die „Durchführung des Pflichtunterrichts Musik“oft am Fachlehrermangel scheitere. „Deshalb wurde dieses Zertifizierungsprogramm aufgelegt und es erfreut sich ungeheurer Nachfrage“, so Weigele, der sich froh zeigte, dass Musik aus „MeNuK“(Mensch, Natur und Kultur) herausgelöst wurde – mit diesem Fächerverbund habe sich das Land Baden-Württemberg „keinen großen Gefallen“getan.
Wilske fordert stetige Weiterbildung
Der Präsident des Landesmusikrats Baden-Württemberg, Hermann Wilske, erklärte, dass er an diesem Tag „besonders gern“nach Ochsenhausen gekommen sei. Denn Ochsenhausen beginne, sich zu einem „Epizentrum“der Hilfe für den Musikunterricht zu entwickeln. „Das ist schon gewaltig“, lobte er. Viele „gestandene Lehrerpersönlichkeiten“hätten fachfremd Musik unterrichtet. „Jetzt kommen sie hier her, um es zu lernen.“Wilske sagte auch, dass nicht nach 100 oder 200 Zertifikaten Schluss sein dürfe. Dies sei der Moment, in dem der Mangel an Lehrkräften für den Musikunterricht „ein für alle Mal“beseitigt werden müsse. Wilske berichtete von seinen Eindrücken eines Zertifizierungskurses: „Die Motivation und die Begeisterung der 25 Lehrerinnen hat mich beeindruckt.“
„Wir müssen lernen, in Fesseln zu tanzen“– unter dieses Motto stellte Jürgen Oberschmidt, Präsident des Bundesverbands Musikunterricht, sein Grußwort. Eine Nachqualifizierung könne ein Studium „nicht annähernd“ersetzen. Aber es gebe nach wie vor allzu oft die Situation, dass Musik an Schulen überhaupt nicht stattfinde, sagte Oberschmidt. Oder eben nur in Form von „fünf Glockenspielen in der Abstellkammer der Schule aus anderen Zeiten“. Er wünsche allen zertifizierten Lehrkräften, dass sie ihre Flamme nicht nur weitertragen, sondern immer wieder an die Akademie kommen und ihr „Öl nachfüllen“.
Ministerialdirektorin Gerda Windey (Ministerium für Kultus, Jugend und Sport) ging darauf ein, dass „die Bedeutung der Musik für die Persönlichkeitsentwicklung von Kindern“unbestritten sei. „Wir versuchen, die Rahmenbedingungen in Baden-Württemberg stets zu verbessern, damit musikalische Bildung auch den Stellenwert erfährt, der ihr zusteht.“Nachdem Musik seit dem Schuljahr 2016/17 wieder eigenständiges Unterrichtsfach sei, werde in Ochsenhausen seither „kompetent und kreativ“das Zertifizierungsprogramm „Musik in der Grundschule“angeboten. Die drei Module à 2,5 Tage, in denen Singen, instrumentales Musizieren und Hören thematisiert wird, ersetzten zwar nicht die „volle Lehrbefähigkeit“, aber Musik könne dann als drittes Fach unterrichtet werden. Elf Staffeln mit einer Auslastung von 99,6 Prozent wurden bislang organisiert, fünf weitere sind für 2019 geplant. Abschließend überreichte Windey die Zertifizierungsurkunden Nummer 98 bis 100 an Carina Buchberger (Grundschule Kuppelnau Ravensburg), Andrea Fischer (Schönenberg-Grundschule Ulm) und Iris Obele (Grundschule Ochsenhausen). Bis Ende dieses Jahres werden in Ochsenhausen 274 Lehrkräfte fortgebildet, weitere 110 sollen im kommenden Jahr folgen.