Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Wenn es klingelt, droht Betrug

Vortrag: Ein Polizeikom­missar erklärt die gängigen Maschen von Trickbetrü­gern

- Von Christoph Dierking

LAUPHEIM - Bernd Wieser, Polizeikom­missar in Ulm, kennt sich aus: Seit 2013 informiert er die Öffentlich­keit über die Maschen von Trickbetrü­gern. Am Mittwochna­chmittag war er in der Schranne in Laupheim zu Gast. Im Fokus seines Vortrags: Betrugsver­suche an der Haustür und am Telefon. Darüber hinaus nannte er seinen Zuhörern die richtigen Verhaltens­weisen.

Trickbetrü­ger schlagen immer häufiger zu. Inzwischen hat sich die Anzahl der Betrugsver­suche verzehnfac­ht, berichtet Bernd Wieser. Vor allem hätten es die Täter auf ältere Menschen abgesehen. „Nicht jeder Betrugsver­such ist erfolgreic­h“, sagt der Kommissar. „Aber wenn es einmal klappt und die Trickdiebe gleich mehrere Tausend Euro erbeuten, dann ist das für sie ein guter Schnitt.“Aus diesem Grund würden sie immer wieder zuschlagen – umso wichtiger sei es, die gängigen Maschen zu kennen.

Betrüger überrumpel­n ihre Opfer

„In den Medien liest man viel über Betrugsver­suche“, sagt Annkatrin Schuh, Sachbearbe­iterin für Soziale Projekte bei der Stadt Laupheim. Deshalb habe sie die Veranstalt­ung organisier­t. Wieser weiß aus Erfahrung: „Viele Menschen lesen die Berichte, schütteln den Kopf und denken sich: So etwas passiert mir nicht.“Tatsache sei jedoch, dass jeder mal einen schlechten Tag habe und Betrügern auf den Leim gehen könne. Denn die Täter würden ihre Opfer gezielt überrumpel­n und das Überraschu­ngsmoment ausnutzen.

An der Haustür sind dabei folgende Situatione­n denkbar: „Derzeit kommt es häufig vor, dass sich die Täter als Polizisten ausgeben“, erzählt Wieser. Es sei nicht unmöglich, sich entspreche­nde Uniformen zu besorgen. Die Täter würden oft vorgaukeln, dass es in dieser Gegend mehrere Einbrüche gegeben habe. Geld und Wertgegens­tände seien nicht mehr sicher – und müssten deshalb ausgehändi­gt werden. „Diese Masche funktionie­rt leider immer wieder.“Andere Täter würden sich als Gasableser oder Handwerker ausgeben, um ins Haus zu gelangen.

Das richtige Verhalten

Wer Zweifel hat, sollte sich in jedem Fall den Ausweis zeigen lassen, erklärt Wieser. Zusätzlich sollten sich Betroffene vergewisse­rn, ob das Anliegen berechtigt ist. Sprich: Bei der Stadt anrufen und fragen, ob tatsächlic­h Gasableser unterwegs sind. Und wenn unklar ist, ob wirklich Polizisten vor der Tür stehen, sei es vollkommen in Ordnung, sich bei der Polizei zu erkundigen. „Dabei sollte man die Haustür unbedingt schließen“, betont der Kommissar. „Mit Unhöflichk­eit hat das nichts zu tun. Wer ein berechtigt­es Anliegen hat, der wird damit kein Problem haben.“In Bezug auf Handwerker gilt: „Nur Handwerker ins Haus lassen, die man selbst bestellt hat.“

Weiterhin gebe es Täter, die vor der Tür eine Notsituati­on vortäusche­n, um ins Haus zu gelangen. Haben Sie ein Glas Wasser für mich? Oder eine Tablette? Können Sie einen Arzt rufen? Das seien gängige Fragen. „Skeptisch sollten Sie werden, wenn sich direkt um die Ecke eine Apotheke befindet“, erklärt Wieser. „Hilfsberei­tschaft an der Tür zahlt sich meistens nicht aus.“Dennoch gelte: Es sei wichtig, Hilfe anzubieten, sonst bestehe die Gefahr, sich wegen unterlasse­ner Hilfeleist­ung strafbar zu machen. Dafür sei es nicht notwendig, die Menschen ins Haus zu lassen. „Bieten Sie an, den Arzt anzurufen.“

Falsche Gewinnvers­prechen

Auch über das Telefon schlagen die Betrüger regelmäßig zu. Einige würden mithilfe einer Software ihre Rufnummer so programmie­ren, dass auf Telefondis­plays die Nummer 110 erscheint, sagt Wieser. „Viele fallen darauf rein und gehen davon aus, dass sie tatsächlic­h mit der Polizei sprechen.“Die richtige Polizei würde sich niemals unter dieser Nummer melden. Häufig komme auch der Enkeltrick vor. „Die Betrüger geben sich als Verwandte aus und fordern ihre Opfer auf, Geld zu überweisen.“Und bei Anrufern, die Gewinne verkünden, sei es stets ratsam, sich die Frage zu stellen: Habe ich überhaupt an einem Gewinnspie­l teilgenomm­en? Die Masche der Betrüger sei, den Gewinn an eine Bedingung zu knüpfen, zum Beispiel an den Abschluss eines Zeitschrif­tenabos, so der Kommissar weiter. „In solchen Fällen bekommen Sie in der Regel nur die Zeitschrif­ten.“

Wer einem Betrug aufgesesse­n ist, sollte dies unbedingt bei der Polizei anzeigen. „Das muss niemandem peinlich sein“, betont Wieser. Ebenso sei es wichtig, Betrugsver­suche zu melden. Denn die Polizei könne nur handeln, wenn sie wisse, was los ist.

 ?? FOTO: CHRISTOPH DIERKING ?? Wer einem Betrug aufgesesse­n ist, sollte nicht aus Scham auf eine Anzeige verzichten, sagt Bernd Wieser. Denn helfen kann die Polizei nur, wenn sie Bescheid weiß.
FOTO: CHRISTOPH DIERKING Wer einem Betrug aufgesesse­n ist, sollte nicht aus Scham auf eine Anzeige verzichten, sagt Bernd Wieser. Denn helfen kann die Polizei nur, wenn sie Bescheid weiß.

Newspapers in German

Newspapers from Germany