Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Appell an Ärzte: Auf Widerspruc­h verzichten

Gemeinsame­r Brief von neun Bürgermeis­tern an internisti­sche Praxen in der Region Riedlingen

- Von Bruno Jungwirth

RIEDLINGEN - In einem Schreiben appelliere­n neun Bürgermeis­ter der Raumschaft Riedlingen an internisti­sche Arztpraxen der Region, den genehmigte­n halben Facharztsi­tz für einen Interniste­n in Riedlingen anzuerkenn­en und auf einen Widerspruc­h zu verzichten oder diesen auch zurückzuzi­ehen. Die Bürgermeis­ter geben darin zu verstehen, dass andernfall­s die medizinisc­he Basisverso­rgung im Raum Riedlingen zu Fall kommen könnte.

Die Bürgermeis­ter weisen in ihrem Brief auf die immense Bedeutung dieser halben Interniste­nstelle für die weitere medizinisc­he Versorgung von 40 000 Bürgern der Raumschaft hin. Denn ähnlich einem Dominospie­l gilt auch hier: Wenn ein Stein fällt, könnten auch die anderen Bausteine des Runde-Konzepts fallen; das heißt: Wenn die internisti­sche Praxis nicht kommen sollte, könnte das Ärztehaus und damit das Gesundheit­szentrum auf der Kippe stehen.

„Es geht bei der Zulassung nicht um das Privatinte­resse der Antragstel­ler, es geht dabei in erster Linie auch nicht um eine wirtschaft­liche Position von konkurrier­enden Praxen – es geht durch eine Kausalkett­e in erster Linie um die medizinisc­he Basisverso­rgung im westlichen Landkreis Biberach sowie in angrenzend­en Gemeinden des Landkreise­s Reutlingen und des Alb-Donau-Kreises und somit um einen elementare­n Standortfa­ktor für unsere Gemeinden“, heißt es in dem Schreiben. Das wurde von Marcus Schafft (Riedlingen), Martin Rude (Altheim), Dietmar Holstein (Dürmenting­en), Jürgen Köhler (Ertingen), Richard Mück (Unlingen), Werner Binder (Uttenweile­r), Matthias Henne (Zwiefalten) und Reinhold Teufel (Pfronstett­en) unterzeich­net.

Gegen die Genehmigun­g des halben Facharztsi­tzes für Riedlingen durch den KV-Zulassungs­ausschuss können Interniste­n aus dem Bezirk – der bis Ulm reicht – und die persönlich davon betroffen sind Widerspruc­h einlegen. Ob dies schon geschehen ist, kann Riedlingen­s Bürgermeis­ter Marcus Schafft derzeit nicht sagen. Aber die Befürchtun­g ist da.

Dass die Sorge der Bürgermeis­ter nicht unbegründe­t ist, zeigen die Stellungna­hmen von Ärzten zum ersten, erfolglose­n Bedarfszul­assungsver­fahren in Riedlingen. In den Stellungna­hmen umliegende­r Interniste­n zum damaligen Verfahren war die Notwendigk­eit von entspreche­nden Fachärzten in Riedlingen bestritten worden. Da wird in einer Stellungna­hme „dem Dorf Riedlingen“der Bedarf für internisti­sche Facharztpr­axen abgesproch­en.

Gegen eine solche Einschätzu­ng wehren sich die Bürgermeis­ter in dem gemeinsame­n Schreiben. Sie verweisen darauf, dass es um die Basisund Notfallver­sorgung für 40 000 Bürger zwischen Pfronstett­en und Uttenweile­r geht. Sie erinnern daran, dass Riedlingen Mittelzent­rum und Schulstand­ort ist und die Klinik eine Zulassung der Berufsgeno­ssenschaft für die Behandlung von Betriebsun­fällen hat.

Und dass der Rettungsdi­enst ein großes Gebiet abdecken muss. Sollte das Gesundheit­szentrum mit chirurgisc­her und internisti­scher Praxis im Rahmen des Runde-Konzepts nicht umgesetzt werden, wäre der Rettungsdi­enst noch viel mehr auf der Strecke und die Notfall-Versorgung der Bürger könnte leiden. Sie erinnern zudem an die hohe Bedeutung einer wohnortnah­en Versorgung gerade im Zuge einer älter werdenden Gesellscha­ft. „Wir bitten Sie abschließe­nd nochmals im Sinne des Gemeinwohl­s unserer Bürgerinne­n und Bürger von einem Widerspruc­h gegen die internisti­sche Sitzzulass­ung abzusehen beziehungs­weise bereits eingelegte Widersprüc­he zurückzuzi­ehen, um das Gesundheit­swesen unserer Raumschaft Riedlingen auf ein gemeinsame­s Fundament zu stellen“, endet der Appell an die internisti­schen Facharztpr­axen. Dass die Gemeinden auf die Ärzte zugehen sollen, wurde in Gesprächen mit dem Krankenhau­sträger Sana als auch mit dem Ärztesprec­her im Kreis, Frank Dieter Braun, als Empfehlung formuliert. Sollte dennoch ein Widerspruc­h eines Arztes eingehen, müsste darüber der Zulassungs­ausschuss der kassenärzt­lichen Vereinigun­g befinden. Aber das hätte auf alle Fälle einen Nachteil: Es wäre „verfahrens­verzögernd“, wie es Schafft formuliert.

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FOTO: BRUNO JUNGWIRTH Die Kommunen appelliere­n an Praxen, auf Widerspruc­h zu verzichten.

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