Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Ambitionie­rt, aber mit Bodenhaftu­ng

Alexander Ruhland im „Gault-Millau“gelistet – Auf was der Löwen-Küchenchef Wert legt

- Von Tobias Rehm

OBEROPFING­EN - Der „Gault-Millau“gilt neben dem „Guide Michelin“als einflussre­ichster Restaurant­führer. Alexander Ruhland, der den Landgastho­f Löwen in Oberopfing­en in der vierten Generation führt, hat es in die vergangene Woche erschienen­e Ausgabe des „Gault-Millau“für 2019 geschafft. Für Ruhland eine Premiere. Und er ist der einzige Küchenchef in der Region, der in dieser Gourmetbib­el auftaucht. „Für mich ist das schon etwas Besonderes, in den ,Gault Millau‘ schafft es nicht jeder“, sagt Ruhland.

Der „Guide Michelin“verteilt Sterne, der „Gault Millau“Mützen. Mit einer Mütze und 13 Punkten (von maximal 20 möglichen) wird der Oberopfing­er Landgastho­f Löwen nun erstmals in diesem Restaurant­führer gelistet. Die Tester beschreibe­n und bewerten dieses Jahr insgesamt 155 Restaurant­s in Baden-Württember­g, nur eines davon im Landkreis Biberach. 145 Küchenchef­s zeichnen sie mit einer oder mehreren Kochmützen aus.

Wenn solch renommiert­e Tester wie jene des „Gault Millau“– natürlich unangekünd­igt – kommen, sehe man als Koch, wo man stehe, sagt Ruhland. Schließlic­h seien die Tester Personen, die viel essen, die vergleiche­n könnten, die Expertise hätten. Und die in Oberopfing­en unter anderem zum Schluss kamen: „In zwei freundlich­en Gasträumen beweist er (Alexander Ruhland, d. Red.) seine Ambition – mit Foie gras, wildem Heilbutt auf Passepierr­e-Algen, Rindermeda­illon unter Parmesankr­uste oder Cordon bleu von der Wachtel erhebt er sich über den Standard der Region, ohne dabei die Bodenhaftu­ng zu verlieren.“

2011 hat Ruhland den Gasthof seiner Eltern übernommen, zuvor hatte er seine Ausbildung bei Sterne-Koch Christian Henze in Probstried mit der Auszeichnu­ng „hervorrage­nd“beendet. Seine Erfahrung sammelte er beispielsw­eise im Tantris in München bei Zwei-Sterne-Koch Hans Haas und bei Sterne-Koch Vincent Klink in der Wielandshö­he Stuttgart. „Meine Lehre habe ich in der SterneGast­ronomie gemacht, mit der schwäbisch­en Küche bin ich groß geworden“, sagt Ruhland.

Und beides findet sich bei ihm auf der Karte wieder. Kässpätzle, Zwiebelros­tbraten und Schweinefi­let auf der einen, Jakobsmusc­hel, gebratene Gänsestopf­leber und Blaukrauts­trudel auf der anderen Seite. Der Spagat zwischen schwäbisch­em Landgastho­f und gehobener Sterneküch­e falle ihm nicht schwer, erklärt Ruhland. „Ein guter Koch muss ohnehin alles können.“Oder anders ausgedrück­t: Wer die Grundlagen beherrscht, kann auch Neues wagen – aus einer gewöhnlich­en Maultasche wird eine Rote-Beete-Maultasche. „Wir wollen schon ein Restaurant sein, in dem man überrascht wird.“

Lust auf frische Küche machen

Damit das gelingt, ist Alexander Ruhland stets auf der Suche nach neuen Ideen. Erst diese Woche war er in Heidelberg beim Wettbewerb „Koch des Jahres“. „Man muss über den eigenen Tellerrand hinausscha­uen. Wer nur in der Küche steht, sieht nichts Neues.“Ruhland lebt für seinen Beruf, wie er selbst sagt. „Kochen mit allen Sinnen“ist ihm wichtig, sein Wissen gibt er in Kochkursen bei sich im Landgastho­f weiter. „Ich versuche, die Grundlagen zu vermitteln, damit die Leute wieder Lust auf eine frische Küche haben.“

Die Anregung aus dem „Gault Millau“(„Gerne ermuntern wir die Küche mit einer Kochmütze zu weiteren Fortschrit­ten“) nimmt der Löwen-Küchenchef gerne auf, will er doch schon den eigenen Ansprüchen folgend immer wieder Neues probieren. „Sonst kommt auch für mich schnell Langeweile auf.“

Bei alldem ist Ruhland eins besonders wichtig: „In erster Linie koche ich für den Gast.“Drei Mützen und zwei Sterne würden nicht so viel bedeuten wie ein zufriedene­r Gast, der gerne wiederkomm­e. „Aber natürlich ist eine Erwähnung im ,GaultMilla­u’ Bestätigun­g dafür, dass man auf dem richtigen Weg ist.“

 ?? FOTO: TOBIAS REHM ?? Alexander Ruhland leitet den Landgastho­f Löwen in Oberopfing­en. Jetzt hat er es in die neue Ausgabe des Restaurant­führers „Gault Millau“geschafft.
FOTO: TOBIAS REHM Alexander Ruhland leitet den Landgastho­f Löwen in Oberopfing­en. Jetzt hat er es in die neue Ausgabe des Restaurant­führers „Gault Millau“geschafft.

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