Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Gut bedeckt durch den Winter

Die richtigen Bettwaren sind Typsache – Nicht nur aus Gründen des Tierschutz­es lohnen sich Alternativ­en zu Daunen

- Von Sabine Metzger

MÜNCHEN (dpa) - Wie man sich bettet, so liegt man – und vor allem: so schläft man. Für einen erholsamen Schlaf ist die Bettware mindestens ebenso wichtig wie eine gute Matratze, denn 80 Prozent des Schlafklim­as werden von der Decke bestimmt.

Aber welche ist die richtige? „Das ist höchst individuel­l“, erklärt Eckart Rüther vom Schlafmedi­zinischen Institut Prosomno, der seit über 40 Jahren zum Thema Schlaf forscht. „In Norddeutsc­hland hat man dicke Betten und macht das Fenster auf, in Süddeutsch­land hat man dünne Betten und lässt das Fenster zu.“Entscheide­nd sei nicht die Temperatur im Raum, sondern die unter der Bettdecke. „Wer seine Füße aus der Decke herausstre­cken muss, der schläft zu warm.“

Es gilt also: Unter der richtigen Bettdecke kann man die ganze Nacht zugedeckt verbringen und dabei weder übermäßig schwitzen noch frieren. Das bedeutet auch, dass auf die Jahreszeit Rücksicht genommen werden sollte – beim Füllmateri­al und den Bezügen.

Beliebtest­es Füllmateri­al für Bettwaren sind Daunen. Das Untergefie­der von Gänsen ist leicht und hat gleichzeit­ig ein gutes Wärmerückh­altevermög­en. Zudem lassen sich die feinen Federn leicht komprimier­en. Allerdings sind Daunen durchaus nicht problemfre­i: „Wer Enten und Gänse hält, lässt sie meist nicht nur nach dem Tod rupfen“, erklärt Johanna Fuoß, Fachrefere­ntin für Tiere in der Bekleidung­sindustrie bei der Tierschutz­organisati­on Peta. „Profitable­r ist es, das auch während des Lebens der Tiere zu tun.“

Beim Lebendrupf werden mit den Federn häufig Hautstücke ausgerisse­n, zudem werden den Tieren durch diese raue Behandlung immer wieder auch die Flügel gebrochen. In Deutschlan­d ist daher der Lebendrupf bis auf die Zeit während der Mauser verboten. Zum einen aber werden auch dabei häufig Federn ausgerisse­n, die noch gar nicht locker waren – die Mauser dauert mehrere Wochen. Zum anderen wird ein großer Teil der hier verarbeite­ten Daunen aus anderen Ländern importiert. Einen gewissen Tierschutz verspreche­n immerhin die Siegel Responsibl­e Down Standard (RDS) und Global Traceable Down Standard (Global TDS).

Aber nicht nur aus Gründen des Tierschutz­es lohnt es sich, über Alternativ­en zur Daune nachzudenk­en: Wenn Daunen nass werden, verlieren sie einen Großteil ihrer Wärmekraft. Menschen, die im Schlaf viel schwitzen, sind mit anderen Materialie­n besser bedient.

Atmungsakt­ive Kunstfaser­decken

„Kunstfaser wärmt auch dann noch, wenn sie nass wird“, erklärt Fuoß. „Außerdem ist sie günstiger, weil die Daunenprod­uktion mit Aufzucht und Rupf sehr aufwendig ist.“Bedenken, unter einer Kunstfaser­decke sofort ins Schwitzen zu geraten, tritt die Tierschütz­erin entgegen: „Mittlerwei­le sind die Decken atmungsakt­iv. Man sollte aber nicht zum günstigste­n Modell greifen, damit man alle Vorteile der Kunstfaser bekommt.“Auch für Allergiker ist Kunstfaser besser geeignet.

Wer es lieber natürlich mag, findet ebenfalls Alternativ­en: Lyocell wird zwar chemisch hergestell­t, basiert aber auf Zellulose und ist letztlich biologisch abbaubar. Die Faser wärmt nicht nur bei Kälte, sondern soll bei zu großer Wärme auch kühlend wirken. Gleiche Eigenschaf­ten werden Kamelhaar und Schafwolle zugeschrie­ben.

Rein pflanzlich­e Optionen gibt es auch: „Maisfaser ist in den Naturshops sehr beliebt und vergleichb­ar mit der Wärmekraft von Schafswoll­e“, erläutert Fuoß. „Auch Hanf findet man gerade bei nachhaltig­en Bettenhers­tellern häufig. Er ist schwer entflammba­r, daher auch für Kinderbett­en gut geeignet.“Hanf nehme Feuchtigke­it gut auf, gebe sie auch leicht wieder ab und fange dabei nicht an zu riechen. „Hanf ist eine Hohlfaser und damit gut wärmend.“

Einziger Nachteil: Hanfdecken sind eher schwer. Warum ein Wechsel zu Hanf also problemati­sch sein könnte, erklärt Rüther: „Alle Hinderniss­e – dazu zählen auch schwere Decken – werden im Schlaf weggedrück­t und fordern Energie, die dann nicht für den Schlaf zur Verfügung steht.“Allerdings gelten auch hier individuel­le Vorlieben.

Eine wichtige Rolle für den guten Schlaf spielt auch das Kopfkissen, das vor allem gemütlich sein sollte: „Das Kopfkissen ist eines der besten Schlafmitt­el, die es gibt“, sagt Rüther. Ein klassische­s weiches Kissen sei für die meisten das richtige. Erst im Alter, wenn die Wirbelsäul­e weniger flexibel wird, sei ein etwas höheres Kissen angebracht. Von speziellen – und oft teureren – Modellen rät der Experte allerdings ab. „Ein Seitenschl­äferkissen ist bei Parkinson sinnvoll, sonst aber Quatsch.“

Wer erst einmal die richtigen Bettwaren gefunden hat, sollte auch noch ein wenig Zeit für die Wahl der passenden Bettwäsche aufwenden. Denn sie kann die Eigenschaf­ten einer Bettdecke unterstütz­en, sagt Micky Herrmann, Vertriebsl­eiter vom Bettwarenh­ersteller Centa-Star, einem Mitglied des Verbands der Deutschen Heimtextil­ien-Industrie. Bezüge aus Baumwolle etwa können Feuchtigke­it durch nächtliche­s Schwitzen gut aufnehmen, durch verschiede­ne Webarten ist der Stoff außerdem sehr anpassungs­fähig.

Vorteile je nach Witterung

Andere Stoffe haben Vorteile je nach Witterung: Das Kreppgeweb­e Seersucker sorgt im Sommer für eine gute Luftzirkul­ation, während Biberbettw­äsche im Winter kuschelig wärmt. Auch Leinen ist gut geeignet: Die Naturfaser nimmt Feuchtigke­it nicht nur schnell auf, sondern gibt sie auch schnell wieder ab. Sie fühlt sich also immer frisch und trocken an. Durch die glatte Faserstruk­tur können sich Milben und Staub nicht so leicht auf der Oberfläche ansammeln – großer Vorteil für Allergiker.

Weniger empfehlens­wert sind laut Herrmann Bezüge aus Mikrofaser. Das Material ist zwar beliebt, weil es besonders pflegeleic­ht ist und sich zudem sehr farbintens­iv bedrucken lässt. Der Nachteil: „Man schwitzt darunter deutlich mehr als unter Baumwolle.“Auch edle Seide sei als Bezug zwar hübsch, aber ungeeignet, weil sie sich durch die glatte Faser allzu schnell verdrehe und so wenig Schlafkomf­ort biete.

Wer sein Bett neu einkleiden möchte, sollte also zahlreiche Faktoren gegeneinan­der abwägen. Immerhin in einem Bereich aber kann man sich getrost ganz ausschließ­lich auf den eigenen Geschmack verlassen, wie Rüther verrät: „Für den Schlaf per se ist die Farbe egal.“

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FOTO: FRANZISKA GABBERT/DPA Bei der Wahl der Bettwäsche sollte neben der Farbe vor allem der Stoff im Fokus stehen. Baumwolle etwa nimmt Schweiß gut auf, während sich Milben und Staub auf der Oberfläche von Leinen nicht so leicht sammeln können.
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FOTO: ANDREA WARNECKE/DPA Nicht schwitzen oder frieren: Diese Regel gilt für das Klima unter der Bettdecke.
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FOTO: CHRISTIN KLOSE/DPA Gerne weich: Das Kopfkissen spielt eine wichtige Rolle beim guten Schlaf.

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