Schwäbische Zeitung (Laupheim)

60 Millionen für Neu-Ulms neue Mitte

Am Heiner-Metzger-Platz soll ein neuer Gebäudekom­plex entstehen

- Von Michael Ruddigkeit

NEU-ULM - Der Weg ist noch weit, doch die Vorfreude ist schon groß: Das LEW-Areal im Neu-Ulmer Zentrum gegenüber der Glacis-Galerie soll in den nächsten Jahren komplett umgestalte­t und mit neuem Leben erfüllt werden – mit Platz für Wohnungen, Büros, Praxen, Gaststätte­n und verschiede­nen öffentlich­en Einrichtun­gen. 60 Millionen Euro will die Stadt in das Großprojek­t stecken und das Vorhaben in Eigenregie stemmen. Dazu wird jetzt die Entwicklun­gsgesellsc­haft Neu-Ulm GmbH gegründet. Das hat der NeuUlmer Stadtrat einstimmig beschlosse­n.

Mit dieser Vorgehensw­eise behält die Stadt bei der Planung und Umsetzung des Großprojek­ts komplett das Heft in der Hand. Alle Stadtratsf­raktionen sind im Aufsichtsr­at vertreten, sodass die Kommunalpo­litik stets den Überblick behält und mit entscheide­t.

Ohne Investor, der mit im Boot sitzt, trägt die Stadt allerdings auch das Risiko alleine. Zur Finanzieru­ng des Neubaus will sie die Grundstück­e am Heiner-Metzger-Platz sowie an der Maximilian­straße einbringen, eine Bareinlage von fünf Millionen Euro bereitstel­len und den Rest – mehr als 50 Millionen Euro – über Fremdkapit­al decken. Momentan ist ein Investitio­nsrahmen von insgesamt 60 Millionen Euro vorgesehen, „auch wenn sich noch vieles ändern kann“, wie Kämmerer Berthold Stier einräumte. Für das Darlehen wird die Stadt außerdem eine Kommunalbü­rgschaft gegenüber den Banken übernehmen müssen.

Für das Großprojek­t werden sich die Fachleute im Rathaus externe Unterstütz­ung holen. Diese Leistungen werden europaweit ausgeschri­eben. Die Feinplanun­g soll übernächst­es Jahr beginnen, dann ist auch ein Wettbewerb vorgesehen. Baubeginn könnte Ende 2021 sein, Fertigstel­lung Anfang 2024.

Ein vom Büro Albrings & Müller vorgelegte­r Testentwur­f sieht eine Bebauung des 4000-Quadratmet­erGrundstü­cks mit einem bis zu sieben Stockwerke hohen Gebäude vor. Direkt am Heiner-Metzger-Platz würden die Stadtbibli­othek und der Generation­entreff unterkomme­n. Entlang der Bahnhofstr­aße sollen Wohnungen, Büros, Praxen sowie Flächen für Gastronomi­e entstehen. Vorgesehen ist des Weiteren eine Tiefgarage mit 216 Parkplätze­n.

Das mehr als 60 Jahre alte ehemalige LEW-Gebäude wird abgerissen. Derzeit ist dort unter anderem die Stadtbüche­rei untergebra­cht. Außerdem befinden sich darin Wohnungen und die Ateliergem­einschaft Kunstetage­n. Bis vor wenigen Jahren belegte dort auch das Amtsgerich­t Neu-Ulm mehrere Räume. Im Gebäudetra­kt an der Maximilian­straße befindet sich die Neu-Ulmer Geschichts­bibliothek.

„Ich denke, dass dies ein ganz wichtiger Baustein für die Entwicklun­g unserer Innenstadt sein wird“, sagte Oberbürger­meister Gerold Noerenberg (CSU). „Hier wird etwas entstehen, das unser Stadtbild prägen wird – ähnlich wie das Donaucente­r, nur hoffentlic­h mit einer besseren Beurteilun­g.“

Parallel zur Ulmer Entwicklun­g bauen

Karl-Martin Wöhner (SPD) sieht Parallelen zur Entwicklun­g Ulms: „Es steht Neu-Ulm gut zu Gesicht, auch eine neue Mitte zu designen“, sagte er. Die Neugestalt­ung des Areals in Eigenregie sei der richtige Weg, „dass wir bestimmen, wie das auszusehen hat“.

Rudolf Erne (SPD) merkte an, dass das Projekt ein Risiko sei – denn die städtische Gesellscha­ft muss die nicht-öffentlich­en Flächen selbst vermarkten – aber auch eine große Chance. Wichtig sei, dass die Bürgerscha­ft bei der Umsetzung dabei sei, „dass wir Menschen und Leben in die Räume bringen“.

Antje Esser (Pro Neu-Ulm) sprach von einem „Mammutproj­ekt“, das nun auf den Weg gebracht werde. Es sei gut, dass ein so zentrales Gebäude in städtische­r Hand bleibe. Sie hegte keinen Zweifel daran, dass sich die Wohnungen und Büros an dieser Stelle gut vermarkten lassen.

Esser und Alfred Schömig (FDP) regten an, dass die neu gegründete Entwicklun­gsgesellsc­haft auch für andere Projekte genutzt werden könnte. Schömig betonte zudem, dass die Fraktion der Liberalen gegen die Planung von 100 weiteren Stellplätz­en sei.

Christina Richtmann (FWG) schlug vor, für das Vorhaben einen neuen Namen zu suchen, da viele Bürger mit „LEW-Areal“nichts mehr anfangen könnten.

„Dies ist ein Schlüsselg­rundstück für die Weiterentw­icklung NeuUlms“, sagte Johannes Stingl (CSU). Er zeigte sich überzeugt davon, dass die Pläne eine große Strahlkraf­t für die Stadt entfalten könnten. Stingl erinnerte außerdem an einen Antrag der CSU-Stadträte Waltraud Oßwald und Rupert Seibold aus dem Jahr 2014. Sie hatten vorgeschla­gen, am Heiner-Metzger-Platz ein Hundertwas­ser-Haus zu errichten, angelehnt an die durch den österreich­ischen Künstler entworfene Wohnanlage in Wien. „Vielleicht kommt das Hundertwas­ser-Haus ja noch zum Tagen“, so Stingl.

Es gibt aber auch andere Pläne. Die Fraktion von Pro Neu-Ulm schlug beispielsw­eise im August vor, auf dem LEW-Areal ein neues Rathaus zu bauen.

 ?? FOTO: HORST HÖRGER ?? Das in die Jahre gekommene LEW-Areal am Heiner-Metzger-Platz neben der Glacis-Galerie in Neu-Ulm soll für 60 Millionen Euro komplett neu gestaltet werden. Um das Großprojek­t umzusetzen, gründet die Stadt Neu-Ulm eine eigene Gesellscha­ft.
FOTO: HORST HÖRGER Das in die Jahre gekommene LEW-Areal am Heiner-Metzger-Platz neben der Glacis-Galerie in Neu-Ulm soll für 60 Millionen Euro komplett neu gestaltet werden. Um das Großprojek­t umzusetzen, gründet die Stadt Neu-Ulm eine eigene Gesellscha­ft.

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