Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Delegierte der Region halten sich eher bedeckt

Am Freitag wählen 1001 CDU-Vertreter den neuen Bundesvors­itzenden, darunter sind auch vier aus der Region

- Von Oliver Helmstädte­r

● ULM - Auf dem CDU-Parteitag am Hamburger Messeplatz wird am Freitag die Nachfolge von Angela Merkel als Vorsitzend­e gewählt. Das könnte nachhaltig­e Folgen haben. Egal ob Generalsek­retärin Annegret Kramp-Karrenbaue­r, Gesundheit­sminister Jens Spahn oder Ex-Unionsfrak­tionschef Friedrich Merz das Rennen macht – die Person mit den meisten Stimmen hat beste Karten auch der nächste Kanzler zu werden.

Unter den 1001 Delegierte­n aus sämtlichen Kreisverbä­nden der CDU sind auch vier regionale Vertreter: Als Repräsenta­nten des CDU-Kreisverba­nd Alb/Donau wurden in Erbach (Alb-Donau-Kreis) im Juli 2017 die Bundestags­abgeordnet­e Ronja Kemmer, der Landtagsab­geordnete Manuel Hagel (Ehingen), der Kreisvorsi­tzende Paul Glökler sowie die stellvertr­etende Kreisvorsi­tzende Barbara Münch (Ulm) gewählt. Letztere lässt sich vom ersten Ersatzdele­gierten Peter Bausenhart vertreten, der einzige, der im Vorfeld Klartext spricht. Der Ehinger wird für Friedrich

Merz stimmen. Bausenhart ist Absolvent der Hochschule Neu-Ulm und

selber in der freien Wirtschaft tätig und findet es gut, dass Merz hier „auch diese freie Luft geschnuppe­rt“habe. Eine Anfrage bei Kreischef

Paul Glökler blieb unbeantwor­tet. Bei den Trägern überregion­aler Mandate ist die Mitteilung­sbereitsch­aft eher ausgeprägt. Aber die Katze aus dem Sack lässt auch die Bundestags­abgeordnet­e Ronja Kemmer

nicht: „Ich entscheide mich am Freitag nach den Reden in Hamburg“, sagt sie. Kemmer findet es gut, dass Angela Merkel den Weg für die Erneuerung öffnet und der CDU damit wieder mehr Spielräume zur inhaltlich­en Positionie­rung gebe. „Dieser Aufbruch ist überfällig, denn unsere Partei benötigt diesen dringend nach den schwierige­n Monaten in der großen Koalition.“Alle drei Bewerber seien sehr qualifizie­rt. „Den Wahlkampf habe ich als fair und argumentat­iv empfunden. Der Prozess mit den Regionalko­nferenzen hat sich also wahrlich gelohnt und innerhalb der Partei eine Aufbruchss­timmung erzeugt“, sagt die 29-jährige Kemmer, die beim Einzug ins Parlament jüngstes Mitglied des Bundestags war. Diesen Geist müsse die CDU bewahren und in konkrete Politik umsetzen.

Auch der Landtagsab­geordnete

Manuel Hagel gibt sich bedeckt: „Klar habe ich eine Präferenz, allerdings würde es niemanden etwas bringen, wenn ich die Ihnen heute verrate“, sagt der 30-Jährige. Sein Landesverb­and fahre in Sachen innerparte­ilicher Demokratie eine erfolgreic­he Strategie: „In der CDU Baden-Württember­g gehen wir schon länger den Weg, dass wir so was nicht von oben nach unten verordnen wollen.“Hagel befürworte­t es, dass sich die badenwürtt­embergisch­en Delegierte­n ihr eigenes Bild machen und dann frei entscheide­n. Der Wahlkampf war für Hagel ein Beispiel dafür, wie innerparte­iliche Demokratie ablaufen müsse: „Immer fair, niemals persönlich, einfach ein toller Wettbewerb um Ideen. Es war echte Werbung für unsere Demokratie und für die Volksparte­i CDU.“Die Christdemo­kraten stünden in diesen Tagen nicht nur im Mittelpunk­t der politische­n Debatten, sie stehe im Mittelpunk­t der Gesellscha­ft.

Dass über politische Inhalte debattiert und kritische Themen offen angesproch­en werden, findet auch ein anderer prominente­r Vertreter der CDU sehr gut: Ulms Oberbürger­meister Gunter Czisch. Der ist zwar kein Delegierte­r der Partei, doch als stellvertr­etender Landesvors­itzender der Kommunalpo­litischen Vereinigun­g in Baden-Württember­g habe Czisch beim Bundeskong­ress in Koblenz den Wettbewerb der unterschie­dlichen Persönlich­keiten verfolgt und eine Aufbruchss­timmung und Mobilisier­ung der Mitglieder miterlebt. Ulms Stadtoberh­aupt: „Meine Einschätzu­ng ist, es wird ein Finale zwischen Annegret Kramp-Karrenbaue­r und Friedrich Merz geben. Beiden traue ich das Amt zu.“

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