Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Diözesanrat spricht über Missbrauchsstudie
Gremium entscheidet in seiner Haushaltssitzung über die Verteilung der Kirchensteuer für 2019/2020
BAD WALDSEE - Der Diözesanrat hat sich am Wochenende zu seiner öffentlichen Haushaltssitzung im Bildungshaus des Klosters Reute versammelt. Die 100 Delegierten verabschiedeten mit Bischof Gebhard Fürst und Generalvikar Clemens Stroppel den diözesanen Etat für die Jahre 2019/2020 mit einem Volumen von jeweils 403 Millionen Euro. Weitere Themen waren die Konsequenzen aus der Missbrauchsstudie sowie die GastgeberRolle beim Katholikentag in Stuttgart.
Was muss sich ändern?
Vor Beginn der Haushaltsberatungen beriet das Gremium über Konsequenzen, die sich für die Diözese aus der Missbrauchsstudie (SZ berichtete) ergeben. Nach intensiver Debatte verständigte sich die Versammlung darauf, für die Aufarbeitung von Missbrauchsfällen und die Entschädigung der Opfer konsequent Akten zu sichten in kirchlichen Einrichtungen und religiösen Gemeinschaften. Zudem wird die vom Bischof 2002 eingesetzte Kommission „Sexueller Missbrauch“, der in Reute Anerkennung gezollt wurde, weiterentwickelt. Bis zur Frühjahrssitzung soll feststehen, welche kirchlichen Strukturen verändert werden müssen, um Missbrauch von Kindern, Jugendlichen und anderen Schutzbefohlenen durch geistliche Würdenträger „nicht länger systemisch zu erleichtern oder zu begünstigen“. Entsprechende Forderungen wird der Diözesanrat in seiner MärzSitzung erheben.
Thema war auch der 102. Katholikentag in Stuttgart. Das Gremium begrüßte es ausdrücklich, dass diese Großveranstaltung vom 25. bis 29. Mai 2022 in der Landeshauptstadt stattfindet. Die gastgebende Diözese stellt dem Zentralkomitee deutscher Katholiken (ZdK) als Veranstalter deshalb aus dem Haushalt einen Förderbetrag in Höhe von 1,3 Millionen Euro zur Verfügung.
Auseinandergesetzt hat sich der Diözesanrat vor seinen Etatberatungen auch mit Plänen, wonach weitere Berufsgruppen in der Pastoral der Kirchengemeinden zugelassen werden sollten, um den Nachwuchsproblemen beim kirchlichen Personal entgegenzuwirken. So könnten sich beispielsweise Sozialpädagogen, Religionsund Musiklehrer in der Gemeindearbeit vor Ort einbringen, hieß es. Offen ist noch, ob diese Mitarbeiter von der Diözese angestellt werden oder den Gemeinden.
In seinen Haushaltsberatungen entschied der Rat über die Verteilung der Kirchensteuer für 2019/2020. Den Planungen der Diözese liegt ein erwarteter Zuwachs der Kirchensteuer von je einem Prozent zugrunde. Die Finanzfachleute der Diözese veranschlagen in diesem Zeitraum 559 beziehungsweise 561 Millionen Euro Nettokirchensteuereinkommen, die der Diözese sowie ihren Kirchengemeinden und Einrichtungen zur Verfügung stehen.
1,3 Millionen Euro für Kirchentag
Im Diözesanhaushalt macht die Kirchensteuer rund 65 Prozent aus. Dazu kommen nach Angaben aus Rottenburg acht Prozent Staatsleistungen und knapp vier Prozent öffentliche Gelder sowie kirchliche Gelder (rund 13 Prozent) wie innerkirchlicher Personalkostenersatz, Pacht-, Miet- und Zinserträge (zwischen fünf und sechs Prozent) sowie Einnahmen aus Dienstleistungen (rund ein Prozent).
Der Zufluss aus zweckgebundenen Fonds oder aus der Auflösung von Rücklagen und Rückstellungen beträgt in den kommenden beiden Jahren je rund dreieinhalb Prozent, verlautete in der Haushaltsdebatte. Bei den Ausgaben machen die Personalkosten mit über 50 Prozent den Hauptanteil aus, wie die Diözese informierte. Betriebskostenzuschüsse an kirchliche Einrichtungen stellen mit knapp 20 Prozent den zweitgrößten Ausgabenposten dar.
In Reute wurde zudem über die Verwendung von knapp 24 Millionen Euro Jahresüberschuss aus dem Haushaltsjahr 2017 entschieden. Diese Summe soll jeweils zu einem Drittel für weltkirchliche Arbeit/diözesane Flüchtlingshilfen sowie Familienzentren/katholische Schulen/Familienerholungswerk und für die Altersversorgung der diözesanen Beschäftigten eingesetzt werden. Dies erklärte Dietmar Krauß, Leiter der Hauptabteilung Finanzen und Vermögen der Diözese, im SZ-Gespräch am Rande der Sitzung.