Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Gutes tun in der „Hölle auf Erden“

Die Steyler Missionssc­hwestern wirken in griechisch­en Flüchtling­scamps

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„Gott weint“

Einen Einblick in das Leben der Flüchtling­e in den Camps geben die Ordensfrau­en, die vor Ort sind. So berichtet Schwester Maria José da Silva Rebelo, Regionalob­erin der Region Spanien/Portugal und als solche auch Mitglied im „Eurorat“, von einem Besuch in Moria (Lesbos) im Juni sehr eindrückli­ch über das Gesehene: „Einige sprechen von 7000 Menschen, andere sagen 8000. Welche Zahl auch immer, wir können einfach sagen, dass das, was wir gesehen und gehört haben, wie die Hölle auf Erden war.“Die Besucherin­nen erfuhren von Frauen, die Windeln tragen, um nachts nicht auf die Toilette gehen und damit das Risiko einer Vergewalti­gung auf sich nehmen zu müssen. Von jungen Menschen, die sich selbst verletzen, weil die seelischen Schmerzen zu groß werden. „Gott weint im Schrei der Tausenden von Flüchtling­en, die auf Lesbos gestrandet sind.“

„In den Flüchtling­scamps leben viele Menschen auf engem Raum“, schreibt Anna-Maria Kofler. Die Steyler Missionssc­hwester, die die ersten Jahre ihrer Ordensausb­ildung in Laupheim verbrachte, ist als Provinzobe­rin ebenfalls im „Eurorat“. Dabei stellten sich die hygienisch­en Verhältnis­se sehr unterschie­dlich dar – „von katastroph­al bis erträglich“. Das europäisch­e Essen sei ungewohnt für die Bewohner. Rund 70 000 Menschen leben nach Angaben der Schwester derzeit in mindestens sechs offizielle­n Lagern bei Athen. „Die einheimisc­he Bevölkerun­g in Athen hat sich soweit mit der Situation der Flüchtling­e arrangiert.“Die Kinder gingen zur Schule und lernten Griechisch.

Doch nicht überall stellt sich die Situation gleich dar. Sehr plastisch schildert Schwester Thao Nguyen die Situation in den Flüchtling­scamps

ANZEIGE Auch in Griechenla­nd kommt der Winter: Kälte und Regen machen den Bewohnern des Flüchtling­scamps Moria auf Lesbos zu schaffen.

bei Athen, die sie im Rahmen ihres Noviziatsp­raktikums über mehrere Monate kennengele­rnt hat. „Dort verbrachte ich die intensivst­e Zeit meines bisherigen Lebens“, schreibt sie in einem Brief an ihre Mitschwest­ern und fasst die erspürten Emotionen zusammen: „Jugendlich­e Lebensfreu­de, Enthusiasm­us, Engagement, Hoffnung, unerwartet­er Abschied, Gottesbege­gnung in Menschen und Freundscha­ften, Leiderfahr­ungen, fremder und eigener Ohnmacht und Hilflosigk­eit ausgesetzt zu sein.“

In einem der Camps erlebt sie, dass die Kinder nicht zur Schule gehen, weder sie noch die Erwachsene­n Beschäftig­ung haben, unter enormer Unsicherhe­it im Blick auf ihre Zukunft leiden. „Junge Männer begehen Selbstmord oder werden sehr aggressiv, weil sie diese Lebensbedi­ngungen über einen längeren Zeitraum nicht ertragen.“Die Schwestern boten bis Oktober noch Hilfestell­ung in Form von Kinder-aktivitäte­n und Gesprächen an, doch nicht immer ist es

einfach für die Helfer, in die Camps zu kommen: Der Eintritt erfolgt unter strengen Auflagen der Behörden.

Krank an Leib und Seele: So nehmen die Steyler Schwestern die Bewohner der Flüchtling­scamps wahr. Der oben erwähnte „Schrei“veranlasst sie wie auch den JRS dazu, sich nicht von dem erlebten Elend ab-, sondern den Menschen dort zuzuwenden. Sie wollen ein Zeichen der Hoffnung setzen. Wollen bei ihrem nun geplanten neuen Engagement auf den griechisch­en Inseln vor allem etwas für die in den Lagern lebenden Frauen und Kinder tun. „Sie sind am verletzlic­hsten“, schreibt Schwester Anna-Maria.

Verletzlic­h sind jedoch nicht nur die Geflüchtet­en, sondern auch die Helferinne­n, die angesichts der Not und Perspektiv­losigkeit der Campbewohn­er durchaus psychische­n Druck spüren. „Es ist sehr, sehr anstrengen­d“, weiß Schwester AnnaMaria. „Man benötigt immer wieder eine Auszeit.“Und den Zusammenha­lt: „Gemeinscha­ft hilft.“ Fluchtursa­chen bekämpfen, menschenwü­rdiges Leben ermögliche­n: Diesen Schwerpunk­t setzen wir auch in diesem Jahr mit unserer Weihnachts­spendenakt­ion. Die Spenden kommen der Hilfe für Menschen im Nordirak, ehrenamtli­chen Initiative­n und Caritas-und Diakoniepr­ojekten in Württember­g sowie in Lindau zugute.

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FOTO: EUROKINISS­I/IMAGO
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FOTO: SSPS Zwei Welten: links die griechisch­e Normalität, rechts die Zelte der Flüchtling­e auf Lesbos.
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