Schwäbische Zeitung (Laupheim)
„Franke und Schwabe sind sich sehr ähnlich“
Der fränkische Kabarettist Michl Müller tritt am Freitag in Biberach auf
BIBERACH - Mit seinem Programm „Müller ... nicht Shakespeare!“gastiert der unterfränkische Kabarettist Michl Müller am Freitag, 14. Dezember, 20 Uhr in der Biberacher Stadthalle. SZ-Redakteur Gerd Mägerle hat mit Michl Müller vorab über Oberschwaben, Unterfranken, die Wichtigkeit des Zeitungslesens gesprochen und ihm noch ein bisschen Nachhilfe in Sachen Shakespeare gegeben.
Herr Müller, ein Unterfranke in Oberschwaben – geht das gut?
(lacht) Oh, da bin ich mir ziemlich sicher. Ich glaube, ich war schon mal in Biberach, und da haben sie mich verstanden. Zumindest haben alle gelacht. Der Franke und der Schwabe sind sich im Grunde ja sehr ähnlich: zuerst etwas verschlossen, aber wenn’s mal gefunkt hat, dann gibt’s kein Halten mehr.
Sie spielen einen Großteil Ihres Programms im fränkischen Dialekt. Wie wichtig ist Ihnen Mundart?
Sehr wichtig. Ich finde es grundsätzlich gut, wenn jemand eine Dialektfärbung hat. Reines Hochdeutsch zu reden, finde ich langweilig. Und auch wenn manche uns belächeln: Sowohl das Fränkische als auch das Schwäbische sind schöne Dialekte. Das ist meine feste Überzeugung. Man muss es sich nur lange genug einreden. Und ohne Dialekt würden manche Gags in meinem Programm gar nicht ankommen.
Was erwartet das Publikum in Biberach in Ihrem Programm?
Es geht um Gott und die Welt und alles, was im Alltag so passiert. Der bunte Michl halt. Und Lieder singe ich natürlich auch. Darunter die bekannten von der Ingwerreibe und der Fleischereifachverkäuferin – und auch eines vom Rauchmelder.
Vom Rauchmelder? Dann seien Sie vorsichtig. Neulich musste in der Biberacher Stadthalle ein Konzert unterbrochen werden, weil der Rauchmelder losging.
(lacht) Das ist bei mir kein Problem. Ich lass’ sie alle vorher abschalten, damit ich meine Nebelmaschine anwerfen kann.
Was hat Ihr Programm mit Shakespeare zu tun?
Ich werde zum Beispiel eine Bibersein, acher Version von „Romeo und Julia“spielen.
Sie wissen aber schon, dass Biberach eine ganz besondere Beziehung zu Shakespeare hat? Hier wurde 1761 erstmals ein Shakespeare-Stück in deutscher Sprache aufgeführt.
Echt? Na, dann hat’s aber ganz schön lange gedauert. Der hat seine Sachen doch schon 150 Jahre früher geschrieben. Dann passt mein Programm ja wie die Faust aufs Auge nach Biberach.
Sie gelten im Vergleich zu anderen Kabarettisten als jemand, der es ziemlich lange auf der Bühne aushält. Wie lange dauert Ihr Programm diesmal?
Stimmt, wenn die anderen nach 90 Minuten aufhören, fange ich erst richtig an. Nein, im Ernst: Zu Anfang einer Tour dauert mein Programm meist etwa zwei Stunden. Im Lauf der Zeit kommt aber das eine oder andere hinzu, sodass es im Moment sicher zweieinhalb Stunden sind. Man muss fertig bevor das Publikum eingeschlafen ist (lacht). Ideal zum Aufhören ist der Punkt, an dem die Leute denken: Ach, fünf Minuten länger hätt’ er jetzt noch machen können.
Es heißt, Sie seien ein intensiver Zeitungsleser, um an Ideen für Ihre Programme zu kommen. Bei vielen jungen Leuten ist das ja eher nicht so populär. Warum sollten junge Leute Zeitung lesen? Machen Sie doch mal ein bisschen Werbung für meinen Berufsstand.
Junge Menschen sollten Zeitung lesen, weil die Informationen dort gut recherchiert sind. Zumindest in Deutschland kann ich mich darauf verlassen. Die Nachrichten beruhen auf verlässlichen Quellen. Wenn ich sehe, was manche in ihren Facebook-Profilen so teilen, denke ich manchmal schon: Oh Gott, dass Menschen sich so manipulieren lassen. Ich bekomme das mitunter auch selbst zu spüren. Wenn ich im Fernsehen Witze über Russland oder die AfD mache, höre ich hin und wieder auch, ich sei Teil von Merkels Meinungsmaschinerie.
Auf der Bühne sieht man Sie immer mit Ihrem „Dreggsagg“-T-Shirt. Im Schwäbischen ist „Drecksack“keine besonders nette Bezeichnung. Bedeutet das im Fränkischen etwas anderes?
Der fränkische Dreggsagg mit weichem Doppel-G ist bei uns ein Schlitzohr, das über 35 Umwege doch ans Ziel kommt. Mein Opa sagte mir immer, ich solle ein Dreggsagg werden.
Und, sind Sie’s geworden?
Nö, das mit den 35 Umwegen ist mir auf Dauer doch etwas zu anstrengend.
„Man muss fertig sein, bevor das Publikum eingeschlafen ist.“