Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Dutzende Autofahrer ignorieren Brücken-Sperrung
Polizei und kommunaler Ordnungsdienst greifen mit umfangreichen Kontrollen jetzt durch
BIBERACH - Es klingt wie ein schlechter Witz, hat aber einen ernsten Hintergrund: Die Mitarbeiter des kommunalen Ordnungsdiensts haben am Mittwoch auf der gesperrten Eselsbrücke in Biberach eine Radarfalle aufgebaut. Kontrolliert die Stadt auf einer gesperrten Straße die Geschwindigkeit? Nein. Die Verwaltung dokumentiert auf diese Weise, wer illegal über das Bauwerk fährt – und das sind einige.
Da staunten Fahrgäste in den Linienbussen nicht schlecht und mussten vielleicht auch zweimal hinschauen. Auf der Brücke beim Biberacher Bahnhof standen am Mittwochvormittag technische Geräte, die nur einen Schluss zuließen: Hier wird die Geschwindigkeit der Fahrzeuge gemessen. Bei manchem löste das Stirnrunzeln aus, ist die Eisenbahnstraße doch seit Anfang Oktober für den Verkehr in beide Richtungen komplett gesperrt. Einzig den Linienbussen ist es seit Anfang November wieder erlaubt, die Absperrungen zu passieren.
„Wir kontrollieren dort nicht die Geschwindigkeit“, erläutert die Sprecherin der Verwaltung, Andrea Appel, auf Nachfrage der „Schwäbischen Zeitung“. „Wir dokumentieren, wer sich nicht ans Durchfahrtsverbot hält.“Obwohl mehrere Schilder im Stadtgebiet anzeigen, dass die Eisenbahnstraße tabu ist und die Umleitung über die Königsbergallee erfolgt, herrscht weiterhin reger Verkehr auf dem Abschnitt – Tag und Nacht.
Vor drei Wochen hatte die Verwaltung deshalb erneut in den Medien ausdrücklich darauf hingewiesen, dass die Vollsperrung für den Individualverkehr bis voraussichtlich Anfang September 2019 bestehen bleibt. Hintergrund für die Sperrung sind Bauarbeiten für eine neue, höhere Brücke aufgrund der Elektrifizierung der Südbahn.
Verstöße werden geahndet
Damals kündigte die Verwaltung auch regelmäßige Kontrollen durch die Polizei an – und die waren offenbar mehr als notwendig. „Die Polizei hat eine massive Zahl an Verstößen festgestellt“, sagt Appel. An manchen Tagen seien bis zu 100 Autofahrer erwischt worden. Weil die Polizei nicht mehr hinterher kommt, hat sich nun der kommunale Ordnungsdienst eingeschaltet. Die städtischen Mitarbeiter dürfen aber nicht wie die Polizei den fließenden Verkehr aufhalten. Deshalb kommen die Radargeräte zum Einsatz. Diese können nämlich so eingestellt werden, dass sie jedes Fahrzeug, unabhängig von der Höhe der Geschwindigkeit, dokumentieren.
Ein Ortsbesuch zeigt: Diese Kontrollen haben ihre Berechtigung. Innerhalb weniger Minuten passieren zwei Autos mit BC- und RV-Kennzeichen die Brücke. Die Durchfahrtverboten-Schilder ignorieren die Fahrer genauso wie den Zusatz „Linienverkehr frei“. Zumindest stoppen sie an der roten Ampel, die den Busverkehr regelt, weil nur eine Spur auf dem Bauwerk befahrbar ist. In nicht einmal zwei Stunden am Mittwoch machte der kommunale Ordnungsdienst rund 50 Verkehrssünder dingfest. Sie dürften in den kommenden Tagen Post von der Stadtverwaltung bekommen.
Denn die Verstöße werden nicht nur dokumentiert, sondern auch geahndet. Mindestens 20 Euro werden für Autofahrer fällig, bei Vorsatz 40 Euro. Ignoriert ein Lastwagenfahrer die Schilder, muss er 75 Euro Strafe zahlen. Doch nicht nur mit Blick auf den Geldbeutel sollten sich Verkehrsteilnehmer an die Umleitung halten. Es gehe auch um deren Sicherheit, betont Appel. Denn sollte sich ein Spalt in der Brücke oder ähnliches auftun, könnte das schnell gefährlich werden: „Die Busfahrer können wir umgehend darüber informieren, Autofahrer dagegen nicht.“Die Kontrollen sollen über einen längeren Zeitraum fortgesetzt werden.