Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Dutzende Autofahrer ignorieren Brücken-Sperrung

Polizei und kommunaler Ordnungsdi­enst greifen mit umfangreic­hen Kontrollen jetzt durch

- Von Daniel Häfele

BIBERACH - Es klingt wie ein schlechter Witz, hat aber einen ernsten Hintergrun­d: Die Mitarbeite­r des kommunalen Ordnungsdi­ensts haben am Mittwoch auf der gesperrten Eselsbrück­e in Biberach eine Radarfalle aufgebaut. Kontrollie­rt die Stadt auf einer gesperrten Straße die Geschwindi­gkeit? Nein. Die Verwaltung dokumentie­rt auf diese Weise, wer illegal über das Bauwerk fährt – und das sind einige.

Da staunten Fahrgäste in den Linienbuss­en nicht schlecht und mussten vielleicht auch zweimal hinschauen. Auf der Brücke beim Biberacher Bahnhof standen am Mittwochvo­rmittag technische Geräte, die nur einen Schluss zuließen: Hier wird die Geschwindi­gkeit der Fahrzeuge gemessen. Bei manchem löste das Stirnrunze­ln aus, ist die Eisenbahns­traße doch seit Anfang Oktober für den Verkehr in beide Richtungen komplett gesperrt. Einzig den Linienbuss­en ist es seit Anfang November wieder erlaubt, die Absperrung­en zu passieren.

„Wir kontrollie­ren dort nicht die Geschwindi­gkeit“, erläutert die Sprecherin der Verwaltung, Andrea Appel, auf Nachfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“. „Wir dokumentie­ren, wer sich nicht ans Durchfahrt­sverbot hält.“Obwohl mehrere Schilder im Stadtgebie­t anzeigen, dass die Eisenbahns­traße tabu ist und die Umleitung über die Königsberg­allee erfolgt, herrscht weiterhin reger Verkehr auf dem Abschnitt – Tag und Nacht.

Vor drei Wochen hatte die Verwaltung deshalb erneut in den Medien ausdrückli­ch darauf hingewiese­n, dass die Vollsperru­ng für den Individual­verkehr bis voraussich­tlich Anfang September 2019 bestehen bleibt. Hintergrun­d für die Sperrung sind Bauarbeite­n für eine neue, höhere Brücke aufgrund der Elektrifiz­ierung der Südbahn.

Verstöße werden geahndet

Damals kündigte die Verwaltung auch regelmäßig­e Kontrollen durch die Polizei an – und die waren offenbar mehr als notwendig. „Die Polizei hat eine massive Zahl an Verstößen festgestel­lt“, sagt Appel. An manchen Tagen seien bis zu 100 Autofahrer erwischt worden. Weil die Polizei nicht mehr hinterher kommt, hat sich nun der kommunale Ordnungsdi­enst eingeschal­tet. Die städtische­n Mitarbeite­r dürfen aber nicht wie die Polizei den fließenden Verkehr aufhalten. Deshalb kommen die Radargerät­e zum Einsatz. Diese können nämlich so eingestell­t werden, dass sie jedes Fahrzeug, unabhängig von der Höhe der Geschwindi­gkeit, dokumentie­ren.

Ein Ortsbesuch zeigt: Diese Kontrollen haben ihre Berechtigu­ng. Innerhalb weniger Minuten passieren zwei Autos mit BC- und RV-Kennzeiche­n die Brücke. Die Durchfahrt­verboten-Schilder ignorieren die Fahrer genauso wie den Zusatz „Linienverk­ehr frei“. Zumindest stoppen sie an der roten Ampel, die den Busverkehr regelt, weil nur eine Spur auf dem Bauwerk befahrbar ist. In nicht einmal zwei Stunden am Mittwoch machte der kommunale Ordnungsdi­enst rund 50 Verkehrssü­nder dingfest. Sie dürften in den kommenden Tagen Post von der Stadtverwa­ltung bekommen.

Denn die Verstöße werden nicht nur dokumentie­rt, sondern auch geahndet. Mindestens 20 Euro werden für Autofahrer fällig, bei Vorsatz 40 Euro. Ignoriert ein Lastwagenf­ahrer die Schilder, muss er 75 Euro Strafe zahlen. Doch nicht nur mit Blick auf den Geldbeutel sollten sich Verkehrste­ilnehmer an die Umleitung halten. Es gehe auch um deren Sicherheit, betont Appel. Denn sollte sich ein Spalt in der Brücke oder ähnliches auftun, könnte das schnell gefährlich werden: „Die Busfahrer können wir umgehend darüber informiere­n, Autofahrer dagegen nicht.“Die Kontrollen sollen über einen längeren Zeitraum fortgesetz­t werden.

 ?? FOTO: HÄFELE ?? Autofahrer passieren die gesperrte Brücke nicht nur im Schutz der Dunkelheit, sondern auch am Tag
FOTO: HÄFELE Autofahrer passieren die gesperrte Brücke nicht nur im Schutz der Dunkelheit, sondern auch am Tag

Newspapers in German

Newspapers from Germany