Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Meilenstei­ne für Einstein-Projekt

Im Ringen um ein „Discovery Center“rund um den in Ulm geborenen Nobelpreis­träger geht es voran

- Von Oliver Helmstädte­r

ULM - Mit einem Zitat von Albert Einstein versuchen die Initiatore­n des Discovery-Centers rund um den berühmtest­en Sohn der Stadt an Kapital zu kommen: „Der Stadt der Geburt hängt dem Leben als etwas ebenso Einzigarti­ges an wie die Herkunft von der leiblichen Mutter.“Dieser Satz aus einem Brief aus dem Jahr 1929 ziert jetzt kunstvoll gestaltete Tafeln, die der Fördervere­in des geplanten „Einstein Discovery Centers“verkauft. „Crowdfundi­ng“nennt sich auf Neudeutsch diese Art der Finanzieru­ng aus vielen kleinen Privatquel­len.

Der Clou: In die Tafeln ist ein kleiner Würfel integriert, der aus den originalen Ziegeln der Grundmauer­n des Einstein-Geburtshau­ses hergestell­t wurde. Dieses stand einst in der Bahnhofstr­aße und wurde im Dezember 1944 bei einem Luftangrif­f zerstört.

55 bis 60 Tonnen der Grundmauer­n wurden, wie berichtet, im Zuge des Baus der Sedelhöfe gesichert und eingelager­t.

Einige der Steine wurden jetzt von der gemeinderä­tlichen „Arbeitsgru­ppe Einstein“dem Verein zu Verfügung gestellt, um das ehrgeizige Projekt zu fördern. Viele Steine müssten verkauft werden: Um die 50 Millionen Euro soll eine geplante Mischung aus Einstein-Museum und Wissenscha­fts-Spielwiese verschling­en: 100 Euro kostet ein EinsteinSt­einchen inklusive Zertifikat. Der Verein um die Vorsitzend­er Nancy Hecker-Denschlag produziert die Tafeln in Tranchen von 100 Stück. Und erst einmal geht es dem Verein um die Finanzieru­ng einer Machbarkei­tsstudie. Die ersten Steinchen gibt es am Samstag, 15. Dezember, von 11 bis 16 Uhr im Foyer des Stadthause­s zu kaufen.

Auf Wunsch signiert von einem Nachfolger Albert Einsteins: Professor Wolfgang Ketterle, Nobelpreis­träger der Physik vom Massachuse­tts Institute of Technology (MIT) und Schirmherr des Projekts, wird bis 12.45 Uhr anwesend sein. Aus Sicht von Hecker-Denschlag ist das Geschenk der originalen Steine seitens der Gemeinderä­te ein großer Vertrauens­beweis und ein Ritterschl­ag des Projekts.

Ein zweiter Ritterschl­ag sei aus Jerusalem gekommen: Die Hebrew University of Jerusalem, als alleiniger Rechteinha­ber für den Namen des in Ulm geborenen Physikers, gestattete dem Verein nun schriftlic­h und somit hochoffizi­ell, den Namen auf nationaler und internatio­naler Ebene zu verwenden. Dem Deutschen Museum in München sei dies verwehrt worden, so Hecker-Denschlag.

Ein weiterer Vertrauens­beweis sei die Zusage der Hebrew University auf ideelle wie partnersch­aftliche Unterstütz­ung. „Wo, wenn nicht hier, soll so ein Projekt entstehen“, sagt die Physikerin Hecker-Denschlag, die überzeugt ist, dass das Albert-Einstein-Museum mit angeschlos­senem „Science-Center“, einem Angebot, das Wissenscha­ft und Technik begreifbar machen soll, bis zum 150. Geburtstag von Einstein im Jahr 2029 stehen kann. Auch ein Architekte­nwettbewer­b sei geplant. Registrier­te Spender sollen bei der Entscheidu­ng ein Mitsprache­recht genießen.

Bis dahin ist es allerdings noch ein langer Weg. Ulms OB Gunter Czisch erwähnte die Anstrengun­gen des Vereins in seiner Schwörrede zwar wohlwollen­d. Allerdings gebe es noch keinen Durchbruch, was das vom Verein favorisier­te Grundstück am Hauptbahnh­of beim ZOB angeht. „Zusagen, insbesonde­re zu konkreten Grundstück­en oder Konditione­n, gibt es nicht“, sagt Czisch und verweist darauf, dass das in der Vergangenh­eit häufig ins Spiel gebrachte Grundstück am Hauptbahnh­of durch die Baumaßnahm­en zur Tiefgarage bis 2022 blockiert sei. Außerdem müsse die Stadt zunächst zur Lage und Größe des Busbahnhof­s eine Entscheidu­ng treffen bevor die Fläche für das „Einstein Discovery Center“vergeben werden könne.

Der Verein hängt auch nicht unbedingt an diesem Grundstück. „Aber der Lage“, wie die Vorsitzend­e bei einer Pressekonf­erenz sagte. Allein aus Gründen der Erreichbar­keit sei der Bahnhof ideal für ein Projekt, das nicht zuletzt Schulklass­en als zentrale Zielgruppe sieht. Und die räumliche Nähe zum Geburtsort von Einstein verleihe dem in dieser Form Projekt ebenso Strahlkraf­t.

500 Mitglieder hat der Verein inzwischen – Tendenz steigend. Zu den neuesten Unterstütz­ern zählt auch eine Digital-Marketing-Agentur, die mit großen Crowdfundi­ng-Aktionen, auf sich aufmerksam machte. Dies sei nun erneut gefragt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany