Schwäbische Zeitung (Laupheim)

SPD möchte Sarrazin ausschließ­en

Partei startet dritten Anlauf – Früherer Finanzsena­tor Berlins wehrt sich gegen Vorwürfe

- Von Andreas Herholz, Markus Sievers und unseren Agenturen

BERLIN - Die Sozialdemo­kraten nehmen den dritten Anlauf nach 2010 und 2011, den früheren Berliner Finanzsena­tor Thilo Sarrazin wegen dessen Thesen zum Islam und zu Ausländern aus der Partei zu drängen. „Unser Ziel ist es, Thilo Sarrazin aus der SPD auszuschli­eßen“, sagte Generalsek­retär Lars Klingbeil am Montag in Berlin. Der 73-jährige Sarrazin (Foto: dpa) kündigte an, sich mit juristisch­en Mitteln zu wehren. „Ich werde damit einen Anwalt betrauen“, kündigte der Publizist im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“an. Er sei vom Vorgehen der Partei überrascht worden und warte nun ab.

Eine Kommission um Gesine Schwan und Herta Däubler-Gmelin hatte im Auftrag von SPD-Chefin Andrea Nahles Sarrazins aktuelle Äußerungen untersucht. Laut Klingbeil kam das Gremium zum Ergebnis, „dass Sarrazin Thesen propagiert, die mit den Grundsätze­n der SPD unvereinba­r sind, und der Partei schweren Schaden zufügt“. Im neuen Buch „Feindliche Übernahme – Wie der Islam den Fortschrit­t behindert und die Gesellscha­ft bedroht“warnt Sarrazin etwa vor der hohen Geburtenra­te der Muslime und dass sie in zwei, drei Generation­en in Deutschlan­d die Mehrheit stellen könnten.

Der SPD droht, sollte sie erneut scheitern, eine Blamage. Nahles war bereits als Generalsek­retärin an den ersten beiden Verfahren beteiligt. Nach dem bisher letzten Versuch infolge des Bestseller­s „Deutschlan­d schafft sich ab“hatte Sarrazin in einer Erklärung versichert, sich nicht parteischä­digend zu verhalten. Diese Sätze dürften nun eine Rolle spielen.

Die rechtliche­n Hürden für einen Ausschluss sind hoch. Sarrazin sieht sich im Recht. Er sagte, er wisse, dass er „keine sozialdemo­kratischen Grundsätze verletzt“habe. Seine Argumentat­ionen baue er auf Fakten auf. In 45 Jahren als SPD-Mitglied habe er seine politische­n Grundeinst­ellungen „nicht verändert“. In der „Welt“sprach Sarrazin von einem „Angriff auf die innerparte­iliche Meinungsfr­eiheit“. LEITARTIKE­L

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