Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Lebenslang­e Haftstrafe­n für Raubmord

Landgerich­t München spricht Mitglieder der sogenannte­n Froschband­e schuldig

- Von Patrik Stäbler

MÜNCHEN - Für 4000 Euro Beute haben acht Rumänen einen Rentner am Ammersee totgeprüge­lt und ihn mit seiner schwer verletzten Frau in eine Kammer gesperrt. Nun wurden sechs Mitglieder der sogenannte­n Froschband­e wegen Mordes verurteilt.

Zehn Minuten lang hat sich Irmgard K. nicht getraut, das Licht anzumachen. In der Dunkelheit verharrte die Rentnerin schwer verletzt in der Abstellkam­mer ihres Wohnhauses in Meiling (Landkreis Starnberg), unweit des Ammersees. Räuber hatten sie kurz vor Mitternach­t im Bett aufgeschre­ckt, verprügelt und in den winzigen Raum gesperrt. Dann durchsucht­en die Männer das Haus nach Geld und Schmuck, während Irmgard K. in der dunklen Kammer um ihr Leben bangte – und um das Leben ihres Mannes, der nach wenigen Stunden in der Kammer verstarb. Seine Frau hingegen wurde zwei Tage später lebend befreit, nachdem ein Zeitungsau­sträger Verdacht geschöpft hatte. 57 Stunden lang war die 70-Jährige in dem zwei Quadratmet­er kleinen Raum eingesperr­t gewesen – zusammen mit der Leiche ihres Mannes.

Von ihrem Martyrium hat Irmgard K. in dem Prozess vor dem Münchner Landgerich­t erzählt – nicht im Gerichtssa­al, sondern zugeschalt­et via Kamera. Man wollte der Frau nicht zumuten, noch einmal in die Nähe ihrer Peiniger zu kommen. Diese werden nach großer Wahrschein­lichkeit zumindest das restliche Leben von Irmgard K. im Gefängnis sitzen. Denn das Gericht verurteilt­e am Montagnach­mittag sechs der acht Täter unter anderem wegen Mordes zu lebenslang­en Freiheitss­trafen. Überdies stellte es bei ihnen die besondere Schwere der Schuld fest. Deshalb haben die Rumänen kaum Chancen auf eine vorzeitige Haftentlas­sung nach 15 Jahren. Im Fall der zwei Komplizen, die in den Fluchtauto­s gewartet hatten, verhängte das Gericht Freiheitss­trafen in Höhe von 13 Jahren.

Die Täter nahmen die Schuldsprü­che ohne sichtbare Regung auf. Das Gericht sah im Fall der sechs Männer, die ins Haus eingedrung­en waren, gleich mehrere Mordmerkma­le als erwiesen an – darunter Heimtücke, Habgier und das Ziel, durch die Tötung eine andere Straftat zu begehen. Es folgte damit weitgehend dem Antrag der Staatsanwa­ltschaft, die jedoch eine Verurteilu­ng aller acht Männer wegen Mordes gefordert hatte.

Irmgard K. hat das Haus in Meiling verkauft und ist weggezogen. Wie es ihr heute gehe, hat sie der Richter zu Beginn ihrer Aussage gefragt. Die Antwort der 70-Jährigen: „So lala.“

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FOTO: PATRIK STÄBLER Mitglieder der „Froschband­e“mit Anwalt und Sicherheit­skräften vor Gericht.

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