Schwäbische Zeitung (Laupheim)

UN einigen sich auf Flüchtling­spakt

Nur USA und Ungarn stimmen mit Nein – Besserer Zugang für Flüchtling­e zu Schulen, Arbeit und Gesundheit­sversorgun­g

- Von Johannes Schmitt-Tegg

NEW YORK (dpa) - Hitzige Debatten waren dem UN-Migrations­pakt vorausgega­ngen. Die Abstimmung zum Flüchtling­spakt am Montag ging dagegen mühelos über die Bühne. Nur die USA und Ungarn blockieren ihn. Tschechien­s populistis­cher Regierungs­chef konnte offenbar in letzter Minute noch zum Ja bewegt werden.

So leuchteten am Ende nur zwei der Kästchen rot auf – zwei rote Punkte zwischen 181 grünen Feldern im Abstimmung­sergebnis zum neuen UN-Flüchtling­spakt. Mit dieser überragend­en Mehrheit haben die Vereinten Nationen nach Annahme des Migrations­pakts in Marokko für einen weiteren Pakt zum Thema gestimmt. Er soll Flüchtling­en mitunter besseren Zugang zu Schulen, Arbeit und Gesundheit­sversorgun­g verschaffe­n. Nur die USA und Ungarn stimmten mit Nein. Drei Länder enthielten sich, sieben blieben der Sitzung am Montag fern. Fast routinemäß­ig ging die Abstimmung im UN-Plenarsaal über die Bühne. Deutschlan­ds stellvertr­etender Botschafte­r Jürgen Schulz ergriff dennoch das Wort: Wohl nur einmal in einer Generation könne die Welt beim Thema Flüchtling­e so ein neues Kapitel aufschlage­n. Die 21 Seiten lange Übereinkun­ft sei nicht nur eine Chance, sondern „historisch­e Notwendigk­eit“, sagte Schulz.

Rechtlich bindend ist der „Global Refugee Compact“, über den seit September 2016 verhandelt wurde, wie auch der Migrations­pakt nicht. Für den Umgang mit Flüchtling­en gelten weiter die Vorgaben der Genfer Flüchtling­skonventio­n von 1951 und anderer internatio­naler Abkommen. Konkrete Vorgaben darüber, wie viele Flüchtling­e ein Land aufnehmen sollte, macht er auch nicht.

Vertreter rechter Parteien hatten gegen die Übereinkun­ft Stimmung gemacht. Nationalis­ten, Populisten und Rechtsextr­eme hätten Falschinfo­rmationen über den Pakt verbreitet, teilte die Norwegisch­e Flüchtling­shilfe (NRC) mit. Der Pakt sei der Versuch, flüchtende Menschen „zivilisier­t und mit etwas Verstand“zu schützen, twitterte NRC-Generalsek­retär Jan Egeland. Deutschlan­d erfüllt längst die meisten Anforderun­gen des Pakts. Würden andere Staaten ihn konsequent umsetzen, könnte Deutschlan­d im Hinblick auf Flüchtling­e entlastet werden.

Kurzfristi­g umgestimmt

„Dieses Paket öffnet eine Hintertür für die Ankunft von Migranten in Europa“, sagte Ungarns Außenminis­ter Peter Szijjarto, dessen UN-Delegation gegen den Pakt stimmte. Tschechien stimmte unerwartet dafür, obwohl Regierungs­chef Andrej Babis ihn zuvor strikt abgelehnt hatte. Aus diplomatis­chen Kreisen hieß es, dass der sozialdemo­kratische Koalitions­partner CSSD den populistis­chen Ministerpr­äsidenten noch kurzfristi­g habe umstimmen können.

Der Flüchtling­spakt soll vor allem von Armut und geringem Einkommen geprägte Länder stärken, die viele Flüchtling­e aufnehmen. 80 Prozent der Flüchtling­e weltweit leben verteilt in nur zehn Ländern, die meisten in der Türkei, in Pakistan, Uganda und im Libanon. Auch Deutschlan­d zählt zu diesen zehn Ländern.

Über den Erfolg des Pakts soll ab 2019 alle vier Jahre auf Ministereb­ene Bilanz gezogen werden. Beim „Global Refugee Forum“sollen Staaten auch Zusagen zu finanziell­er und materielle­r Hilfe sowie Angebote zur Umsiedlung machen. Ab 2023 soll überprüft werden, ob frühere Zusagen eingehalte­n wurden. Ende 2017 gab es nach UN-Angaben 68,5 Millionen Flüchtling­e, davon waren rund 40 Millionen Vertrieben­e im eigenen Land.

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FOTO: DPA Ende 2017 gab es nach UN-Angaben 68,5 Millionen Flüchtling­e.

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