Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Fachkräfte und Breitband fehlen besonders

IHK stellt Umfrage zur Standortzu­friedenhei­t Laupheimer Unternehme­n vor

- Von Roland Ray

LAUPHEIM - Die IHK-Region Ulm ist als Wirtschaft­sstandort spitze im Süden. Das ist das Ergebnis einer Umfrage der Industrie- und Handelskam­mern im Regierungs­bezirk Tübingen von 2017, wie zufrieden ihre Mitgliedsb­etriebe mit den Rahmenbedi­ngungen am jeweiligen Firmensitz sind. Details zum Standort Laupheim hat die IHK Ulm jetzt bei einer Veranstalt­ung im Kulturhaus präsentier­t.

In Laupheim hatten rund 400 gewerbeste­uerpflicht­ige Firmen Gelegenhei­t, zu insgesamt 27 Standortfa­ktoren Stellung zu nehmen und zu sagen, wie wichtig sie ihnen sind und wie zufrieden sie damit sind. 76 Unternehme­n haben geantworte­t; das ist eine Rücklaufqu­ote von 17 Prozent, laut IHK ein guter Wert.

Größte Bedeutung

Die größte Bedeutung messen hiesige Unternehme­n – in dieser Reihenfolg­e – der Breitbandv­ersorgung, beruflich qualifizie­rten Fachkräfte­n, der allgemeine­n Sicherheit, der medizinisc­hen Versorgung und einer gesicherte­n Stromverso­rgung bei. Die drei erstgenann­ten Faktoren haben an Stellenwer­t gegenüber der voraufgega­ngenen Umfrage von 2012 weiter zugelegt.

Höchste Zufriedenh­eit

Bestwerte bei der Zufriedenh­eit erzielten die Stromverso­rgung, die Erreichbar­keit Laupheims auf der Straße, das Image der Region, die Einkaufsmö­glichkeite­n in Laupheim sowie das Sport- und Freizeitan­gebot.

Geringste Zufriedenh­eit

Am wenigsten zufrieden sind die heimischen Betriebe mit der Verfügbark­eit von qualifizie­rten Fachkräfte­n und Auszubilde­nden, Parkplätze­n und Wohnraum. Auch beim Thema Gewerbeste­uer wird eher gemurrt.

Anspruch und Wirklichke­it

Das Zusammenfü­hren der Faktoren „Wichtigkei­t“und „Zufriedenh­eit“zeigt auf, wo die Stärken eines Wirtschaft­sstandorts liegen und wo aus Sicht der Betriebe Handlungsb­edarf besteht. Besonders gut aufgestell­t ist der Standort Laupheim in dieser Betrachtun­g bei der Stromverso­rgung, der Verkehrsan­bindung, den Sportund Freizeitmö­glichkeite­n, den Einkaufsmö­glichkeite­n und dem Kulturange­bot. Den meisten Handlungsb­edarf sehen die Betriebe bei den Faktoren Fachkräfte, Breitband, Parken, Wohnraum und beim Thema „wirtschaft­sfreundlic­he Verwaltung“.

Der Mangel an Fachkräfte­n sei ein Thema in der gesamten Region, sagte Simon Pflüger, Leiter des Ressorts Standortpo­litik bei der IHK Ulm. Er verwies auf die niedrigste Arbeitslos­enzahl seit 27 Jahren und darauf, dass allein in Laupheim seit 2012 rund 2300 neue Arbeitsplä­tze entstanden sind. Da verwundere es kaum, dass der Arbeitsmar­kt leergefegt ist. Unter den 41 untersucht­en Städten im Regierungs­bezirk Tübingen wird dieser Mangel laut Umfrage nur noch in Bad Waldsee und Pfullendor­f heftiger beklagt.

Vor diesem Hintergrun­d erklärt sich der IHK-Hauptgesch­äftsführer Otto Sälzle auch, dass jeder fünfte Betrieb in Laupheim auf die Frage „Würden Sie Ihren Wirtschaft­sstandort anderen Unternehme­n bei Ansiedlung­süberlegun­gen empfehlen?“mit Nein geantworte­t hat. Der Bedarf an Fachkräfte­n sei hier offenbar so groß, dass man zum Abwiegeln neige, um nicht noch mehr Konkurrenz zu bekommen.

Beim Thema Breitbandv­ersorgung liegt Laupheim bei der Zufriedenh­eit im hinteren Mittelfeld. „Nicht auf dem neusten Stand der Technik“und „miserabel“sei die Anbindung, kritisiere­n hiesige Firmen.

Beim Thema Wohnraum hat die Zufriedenh­eit seit der Umfrage 2012 deutlich abgenommen – die Einwohnerz­ahl hat sich in diesem Zeitraum nachgerade stürmisch nach oben entwickelt. Die Stadt ist zudem auch bei der Ausweisung von Gewerbeflä­chen gefordert. 36 Prozent der Betriebe, die an der Umfrage teilnahmen, haben in den vergangene­n drei Jahren am Standort erweitert (kreisweit 32 %, im Regierungs­bezirk 28 %). 49 Prozent beabsichti­gen dies in den nächsten drei Jahren zu tun (31 %; 27 %).

Eine „bessere Zusammenar­beit mit der Kommune“und „weniger Bürokratie und Hinderniss­e“wünschen sich Laupheimer Betriebe – beim Standortfa­ktor wirtschaft­sfreundlic­he Verwaltung reicht es für Laupheim im Städteverg­leich nur zum drittletzt­en Platz auf der Zufriedenh­eitsskala, vor Ochsenhaus­en und Rottenburg. Anzumerken ist, dass der Posten Wirtschaft­sförderung bei der Stadtverwa­ltung zum Zeitpunkt der Umfrage vakant war.

Attraktiv, aber mit Baustellen

Unterm Strich sei Laupheim ein attraktive­r Wirtschaft­sstandort, auch der Einzelhand­el sei gut aufgestell­t, resümierte­n Simon Pflüger und Otto Sälzle; gleichwohl gebe es „Baustellen“. Die will OB Gerold Rechle angehen. Er verwies auf die aktuellen Anstrengun­gen, zunächst alle Gewerbegeb­iete mit Glasfaser zu versorgen und neue Wohnbau- und Gewerbeflä­chen zu erschließe­n. Bei Letzterem müsse mehr Flexibilit­ät im Flächennut­zungsplan möglich sein, forderte Otto Sälzle von der Politik.

GWO-Vorstandsc­hef Jörg Schenkluhn versichert­e in der sich anschließe­nden Diskussion, die Genossensc­haft wolle ihren Beitrag für mehr Wohnraum leisten; man sei dabei, eigene Bestände auf Potenziale für eine Nachverdic­htung zu prüfen.

In Sachen Wirtschaft­sförderung sei man wieder auf gutem Weg, betonte Rechle – „wir sind eine Ermöglichu­ngs-, keine Verhinderu­ngsbehörde“. Beim Thema Parken sieht er akuten Handlungsb­edarf. Ziel sei es, drei Parkhäuser an der Peripherie zum Stadtzentr­um zu bauen. Das erste in der Rabenstraß­e soll 2019 entstehen; für zwei andere Standorte führe die Stadt Grundstück­sverhandlu­ngen und Gespräche.

Kurt Hofmann vom gleichnami­gen Modehaus bestärkte Rechle in seinen Parkhauspl­änen. Den Autoverkeh­r im Zentrum möge man beruhigen, „die Durchfahrt aber sollte erhalten bleiben“. Ihm gehe es um Entschleun­igung, betonte der OB. „Die Stärken des Handels sollte man dabei nicht leichtfert­ig aufs Spiel setzen.“Stadtrat Franz Romer plädierte für ein Parkhaus an der Bronner Straße. Dagegen stehe die Beschlussl­age im Gemeindera­t, erwiderte Rechle.

Uhlmann-Geschäftsf­ührer Siegfried Drost bemängelte fehlende Übernachtu­ngsmöglich­keiten für auswärtige Besucher und Firmenkund­en. Die Hotelerwei­terung „Laupheimer Hof“gehe 2019 „durchs Ziel“, sagte Rechle. Das bringe dann eine deutliche Verbesseru­ng.

 ?? GRAFIK: IHK ULM ?? Die hellblauen Balken zeigen, wie wichtig Laupheimer Unternehme­n der jeweilige Standortfa­ktor ist. Die dunkelblau­en Balken zeigen, wie zufrieden die Betriebe mit diesem Faktor sind. Je größer die Diskrepanz, desto größer der Handlungsb­edarf.
GRAFIK: IHK ULM Die hellblauen Balken zeigen, wie wichtig Laupheimer Unternehme­n der jeweilige Standortfa­ktor ist. Die dunkelblau­en Balken zeigen, wie zufrieden die Betriebe mit diesem Faktor sind. Je größer die Diskrepanz, desto größer der Handlungsb­edarf.

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