Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Wenn ein Flugzeug neuen Antrieb bekommt

Kleines Abenteuer am Boden: Beim Luftsportv­erein Diehl Aircabin hat ein Motortausc­h angestande­n

- Von Rainer Merth

LAUPHEIM - Rechtzeiti­g zum Saisonende 2018 meldete Michael Orf, der Motorwart des Luftsportv­ereins Diehl Aircabin die Notwendigk­eit zum Tausch eines Flugzeugmo­tors. Es handelt sich dabei um einen Vierzylind­er-Boxer-Motor der 80 PS leistet und im Motorsegel­flugzeug des Vereins eingesetzt wurde. Die geplante Höchstlauf­zeit ist erreicht und er muss ersetzt werden. „Das ist ein Routinevor­gang und dient der Flugsicher­heit“bemerkt Orf. „Nach eintausend Betriebsst­unden schreibt der Gesetzgebe­r den Ersatz vor. Das bedeutet allerdings auch, dass der Verein einen niedrigen, fünfstelli­gen Betrag aufbringen muss“. Angeschaff­t wurde das generalübe­rholte Fluggerät vor 12 Jahren, auch damals mit einem neuen Motor.

Dokumentat­ion wichtig

Da ein solcher Umbau von einem Prüfer abgenommen werden muss, ist die Dokumentat­ion der Arbeiten sehr wichtig. Deshalb begann ein Team aus ausgebilde­ten- und einigen technisch begabten Mitglieder­n mit der kontrollie­rten Demontage. Dazu wurden zunächst alle mechanisch­enund elektrisch­en Verbindung­en gelöst. Danach müssen Vergaser und Zündanlage abgebaut und die Motorlager geöffnet werden. Die am Flugzeug verbleiben­den Teile wie die Abgasanlag­e werden auf Schäden untersucht, gegebenenf­alls repariert und am neuen Antrieb wiederverw­endet. „Wir dokumentie­ren jeden Handgriff mit Fotografie­n und bei Bedarf mit zusätzlich­en Notizen“, hebt Orf hervor. Achim Schuh, der die Leitung des Umbaus übernommen hat, ergänzt: „Das erleichter­t die Montage des neuen Motors und reduziert den Aufwand für den Prüfer erheblich.“

Flugzeugmo­toren werden normalerwe­ise komplett überholt und wiederverw­endet, erklärt er. „Der Motorenher­steller prüfe alle Teile auf Funktionsf­ähigkeit, überholt oder ersetzt sie, und ein neuwertige­r Motor verlässt erneut das Werk. „So ist auch der jetzt eingesetzt­e Motor wieder bereit für eintausend Betriebsst­unden – perfektes Recycling“, verdeutlic­ht der ausgebilde­te Motorwart.

Nachdem der Ausbau abgeschlos­sen ist, bleibt den Mitglieder­n Zeit, um an sonst schwer zugänglich­en Teilen des Flugzeugs Wartungsar­beiten durchzufüh­ren. Das können Kabeldurch­führungen, Abdeckblec­he oder Lüftungskl­appen sein. Außerdem können Lackierarb­eiten durchgefüh­rt werden.

In umgekehrte­r Reihenfolg­e begann in der vergangene­n Woche die Montage. „Alle Teile haben wieder gepasst, Details wurden angepasst und alle Verbindung­en wiederherg­estellt. Außer dem Einbau eines zusätzlich­en Temperatur­sensors mussten wir keine Änderungen durchführe­n“teilte Schuh mit.

Nach Abschluss aller Arbeiten erfolgte die Funktionsk­ontrolle, ein „Erstflug“und die Abnahme der Arbeiten durch den Prüfer. Damit steht dem erneuten Einsatz des Flugzeugs nach Abschluss der Winterpaus­e nichts mehr im Wege.

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