Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Sport-Deutschlan­d verneigt sich vor Vogel

Angelique Kerber, Sportlerin des Jahres, fasst ihre Bewunderun­g in emotionale Worte

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BADEN-BADEN (SID) - Angelique Kerbers Stimme wurde brüchig, die 30-Jährige hatte nach ihrer Kür zur Sportlerin des Jahres etwas auf dem Herzen, das ihr enorm wichtig zu sein schien. „Du bist ein Vorbild für so viele Menschen“, sagte Kerber auf der Bühne des Kurhauses in Richtung der sichtlich gerührten Kristina Vogel. „Du hast so viel Willensstä­rke gezeigt, so viel Mut und Kraft. Ich ziehe alle meine Hüte. Du bist eine Inspiratio­n für uns alle.“

Es folgte eine lange Umarmung der beiden Ausnahmeat­hletinnen, die für den emotionale­n Höhepunkt der Gala in Baden-Baden sorgten. Bahnrad-Olympiasie­gerin Vogel, die im Juni einen schweren Trainingsu­nfall erlitten hatte und seitdem im Rollstuhl sitzt, belegte bei der Wahl der mehr als 1000 Sportjourn­alisten knapp hinter Kerber den zweiten Platz. Zudem wurde sie mit dem Sonderprei­s „Vorbilder des Sports“ausgezeich­net.

„Ich bin einfach stolz und froh, körperlich so fit zu sein, um den Abend hier verbringen zu können“, sagte Vogel, die im Frühjahr vor ihrer schweren Verletzung ihre WM-Titel Nummer 10 und 11 gewonnen hatte. Am kommenden Freitag wird die 28-Jährige aus dem Krankenhau­s entlassen, dann „habe ich nach 18 Jahren Leistungss­port erstmals die Chance, durchzuatm­en und mir keinen Druck zu machen“, sagte sie. „Das probiere ich, so lange es geht beizubehal­ten.“

Mit dem 26. Juni 2018, dem Tag, der ihr Leben für immer veränderte, hat die Doppel-Olympiasie­gerin längst abgeschlos­sen. „Wenn mir der Unfall eins gezeigt hat, dann, dass man jeden Tag einfach genießen soll“, sagte Vogel: „Man weiß nie, wann sich etwas ändert. Wir als Leistungss­portler können das machen, was wir am meisten lieben. Ich glaube, dass man das ab und an nicht so wertschätz­t, wie man es sollte.“

Für die Zukunft hat sich Kristina Vogel, die sich im Kurhaus von ihrem früheren Teamkolleg­en Maximilian Levy, Ringer-Weltmeiste­r Frank Stäbler und Olympiasie­ger Eric Frenzel (Nordische Kombinatio­n) auf die Bühne tragen ließ, eine sogenannte „Bucket List“gemacht. „Das sind Sachen, die ich in meinem Leben als Leistungss­portlerin verpasst habe. Es gibt noch so viel zu tun, was ich gerne machen möchte.“Dazu zählt offenbar auch ein Fallschirm­sprung, denn schließlic­h „war ich vorher verrückt und bin es immer noch“. In den kommenden Jahren will Kristina Vogel aber auch die Familienpl­anung angehen. „Ich hätte ja jetzt Zeit“, scherzte sie. „Wenn es passiert, passiert es. Es ist schön, dass das weiterhin möglich ist. Das war früher mein Plan und ist es immer noch.“

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FOTO: DPA „Eine Inspiratio­n für uns alle“: Kristina Vogel, hier zwischen Angelique Kerber und Triathlet Patrick Lange, dem Sportler des Jahres.

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