Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Wenn für Weihnachten das Geld fehlt
„Aktion Wunschbaum“: Kolpingsfamilie übergibt Geschenke für Kinder und Senioren
LAUPHEIM - Parfum, ein warmer Winterpulli, ein Lesebuch, alles liebevoll eingepackt. In der Sozialstelle der Stadt Laupheim stapeln sich die Geschenke. Diese haben Mitglieder der Kolpingsfamilie am Montag übergeben. Auch in diesem Jahr ist es gelungen, mit der „Aktion Wunschbaum“zahlreiche Weihnachtswünsche zu erfüllen. Berücksichtigt wurden erstmals auch Wünsche von Senioren, die von Altersarmut betroffen sind. Bislang standen nur Kinder im Fokus der Aktion.
Nur wenige Stunden baumelten die selbstgebastelten Sterne und Herzen an der Tanne auf dem Laupheimer Weihnachtsmarkt. „Auf den Sternen standen die Wünsche der Kinder, auf den Herzen die Wünsche der Senioren“, erzählt Christine Merkle von der Kolpingsfamilie. Sie organisiert die „Aktion Wunschbaum“, die es mittlerweile seit fünf Jahren gibt. In diesem Jahr waren die insgesamt 83 Sterne und 45 Herzen bereits nach sechs Stunden vergriffen. „Die Hilfsbereitschaft der Menschen war überwältigend“, freut sich Merkle.
Die Hilfsaktion beruht auf einem einfachen Prinzip: Mitarbeiter des Kinderschutzbunds Laupheim notieren die Wünsche von Jungen und Mädchen aus Familien, die unter Armut leiden. Auch die Sozialstelle der Stadt nimmt Wünsche von Bedürftigen entgegen. Anschließend schreiben die Mitglieder der Kolpingsfamilie die Wünsche auf kleine Kärtchen, die sie an den Sternen und Herzen befestigen. Wer helfen möchte, schnappt sich auf dem Weihnachtsmarkt einen Wunsch, besorgt das Geschenk und gibt es im Kolpinghaus oder Geschäften ab, die sich an der Aktion beteiligen.
Vater zu Tränen gerührt
Zweimal ist Christine Merkle gefahren, um alle Geschenke in die Sozialstelle zu bringen. Sie liegen nun abholbereit auf Tischen, Regalen und Fensterbänken in den Büros von Elia Heinzelmann und Christine Freund. „Wer einen Wunsch abgegeben hat, bleibt anonym“, versichert Heinzelmann. Denn viele Bedürftige würden sich für ihre Armut schämen. Die Mitarbeiterin der Stadt erinnert sich an zahlreiche emotionale Situationen: „Einmal hat sich ein alleinerziehender Vater für seinen Sohn einen Fußball vom FC Bayern gewünscht“, erzählt sie. Unterstützer der Aktion hätten außer dem Fußball auch einen Schal, ein Trikot und eine Tasse des Rekordmeisters gespendet. „Das Kind war im siebten Himmel und der Vater hat vor Freude geweint.“
Es sind Momente wie diese, die auch Christine Merkle antreiben. „Die Aktion ist von Laupheimern für Laupheimer“, betont die 39-Jährige. Es sei wichtig, dass den Menschen vor Ort geholfen werde. Denn Armut gebe es auch vor der eigenen Haustür. „Grund dafür sind unter anderem Krankheiten, die in vielen Fällen in Arbeitslosigkeit münden“, erklärt Heinzelmann. Außerdem hätten viele Seniorinnen, deren Ehemänner verstorben sind, große Schwierigkeiten, ihre Miete zu zahlen. Die Witwenrente reiche oft nicht aus.
Kinderarmut nimmt zu
Nächster Halt von Christine Merkle: der Kinderschutzbund. Im Kofferraum stapeln sich noch weitere Kisten mit Geschenken, die auf ihre Empfänger warten. Legomodelle, Turnschuhe und Kuscheltiere, ebenfalls liebevoll verpackt. Uschi Dreiz, Vorsitzende des Kinderschutzbunds Laupheim, nimmt die Gaben entgegen. „Kinderarmut wird leider immer verbreiteter“, sagt sie. Betroffen seien Kinder von Flüchtlingen, aber auch viele deutsche Familien, die von Hartz IV leben. Da fehle häufig das Geld für das Weihnachtsgeschenk.
In den nächsten Tagen und an Heiligabend übergibt Dreiz die Pakete an die betroffenen Familien, gemeinsam mit ehrenamtlichen Helfern, so wie sie es bereits in den vergangenen Jahren getan hat. Dies ist für sie immer wieder ein bewegendes Ereignis: „Die Freude in den Augen der Kinder ist ein Gottesgeschenk.“