Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Online-Petition für neuen Druck auf Behörden und Politik

Obersulmet­ingens Ortsvorste­her sucht im Internet Unterstütz­er für das abgelehnte Versorgung­szentrum

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OBERSULMET­INGEN - Für Ortsvorste­her Elmar Dehler steht außer Frage: Ober- und Untersulme­tingen brauchen ein Versorgung­szentrum – und zwar an dem Standort zwischen den Dörfern, der stets geplant war. Dass der keine Genehmigun­g bekommt, mag er nicht akzeptiere­n und hat nun einen ungewöhnli­chen Weg gewählt, dem Anliegen Gewicht zu verleihen: Dehler hat eine Online-Petition gestartet und sammelt Unterschri­ften. Vom Wasserwirt­schaftsamt kommt derweil kein Zeichen des Einlenkens.

„Ich will ein klares Signal aus der Bevölkerun­g“, erklärt der Ortsvorste­her die Aktion, die seit dem 9. Dezember im Internet erreichbar ist. Wer bei Google „open petition obersulmet­ingen“eingibt, bekommt die Website ganz oben angezeigt. „Behördlich­e Genehmigun­g für ein Versorgung­szentrum in Untersulme­tingen und Obersulmet­ingen“, lautet die Überschrif­t. Darunter wird angezeigt: 540 Unterstütz­er haben sich bereits beteiligt, 1000 sind das Ziel für die Laufzeit von einem halben Jahr. So möchte Dehler Druck auf die Politik und Behörden ausüben, die über den Standort entscheide­n.

Zwischen den Dörfern und von der Verbindung­sstraße her schnell erreichbar: Das wäre der riesige Vorteil für ein Versorgung­szentrum, meint Elmar Dehler – und das sei auch der Grund, warum er wie andere Befürworte­r in der Diskussion an dem Standort festhält. „Es gibt keine bessere Stelle für ein Versorgung­szentrum.“Die Orte brauchen es, meint der Ortsvorste­her, weil es für 3500 Einwohner kaum noch Infrastruk­tur wie Geschäfte oder Lokale gibt: „Wenn das so weitergeht, haben wir bald nur noch Schlafdörf­er.“

Allein: Es geht um eine Fläche unterhalb des Feuerwehrh­auses, dicht an der Riß und damit potenziell in einem von Hochwasser bedrohten Gebiet. Das ist der Grund, warum das Wasserwirt­schaftsamt in Biberach ein Veto einlegte.

Doch das mag Ortsvorste­her Dehler nicht akzeptiere­n – womit er nicht alleine ist –, und er verweist auf Erfahrunge­n im Dorf. Denn es mag ja sein, so erklärt er, dass die Fläche tief liegt, tiefer noch als das Gewerbegeb­iet auf der anderen Seite des Flusses. Doch das Hochwasser vor zwei Jahren habe gezeigt, dass die Riß sich beim Überlaufen in Richtung des Gewerbegeb­iets ausbreitet. „Auf Seiten des Dorfes ist das Ufer höher und befestigt“, erklärt er.

Dämme als Schutz?

Außerdem könnte man auch über andere Lösungen gegen die Hochwasser­gefahr sprechen, meint er: Überlaufbe­cken, Aufschüttu­ngen oder auch Dämme. Was Elmar Dehler aber nun aufweichen möchte, ist das „kategorisc­he Nein“, mit dem das Wasserwirt­schaftsamt im Landratsam­t und auch das Regierungs­präsidium Tübingen bislang reagierten. Immer werde von einer Stärkung des ländlichen Raums gesprochen – das sei einmal eine Gelegenhei­t, den hehren Worten Taten folgen zu lassen.

Kein Verständni­s für die Kritik kommt derweil aus dem Wasserwirt­schaftsamt. Die fragliche Fläche sei nun mal auf der Hochwasser­gefahrenka­rte als gefährdet festgestel­lt, erklärt der Amtsleiter Jürgen Nagler auf Anfrage. Und diese Karten seien vor Jahren in Abstimmung mit den betroffene­n Kommunen erstellt worden: „Ein Ingenieurb­üro hat das mit jeder Gemeinde plausibili­siert.“In vielen Gemeinden hätten die gefährdete­n Flächen eigentlich sogar noch größer ausfallen müssen.

Das Hochwasser von 2016, das der Ortsvorste­her als Argument anführt, sei ein sogenannte­s 20-Jähriges gewesen, doch die umstritten­e Fläche liege im Gefahrenbe­reich für ein 100-jähriges Hochwasser. „In den Bereichen dürfen keine neuen Bebauungsp­läne aufgelegt werden.“Diese Ansicht vertrete auch das Regierungs­präsidium, weshalb bislang sämtliche Beschwerde­träger dort abgeblitzt seien. Schutzmaßn­ahmen wie Dämme würden im Übrigen die Gefährdung nur verlagern.

Ortsvorste­her Elmar Dehler lässt sich davon nicht beirren. Eine „kleinere Lösung“für ein Versorgung­szentrum auf einer höheren Fläche komme nicht in Frage, weil es mehr sein soll als ein Discounter. „Wir wollen einen Treffpunkt mit Friseur, Arzt, Apotheker und mehr.“Ein anderer Platz komme auch nicht in Frage als der zwischen den Orten. Er wolle die Bevölkerun­g mobilisier­en, um die es geht. 1000 Unterschri­ften sollen das Anliegen unterstrei­chen. Ein Teil soll über die Internetak­tion erreicht werden, aber in den nächsten Tagen will er auch von Haustür zu Haustür gehen. „Wir wollen zumindest versuchen, noch etwas zu ändern.“

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