Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Der Raucher ist dem Mensch ein Wolf
Die Tageszeitung „Die Welt“hat behauptet, dass Wölfe die Dieselfahrer der Tierwelt seien. Genauso richtig ist natürlich, dass Raucher die Wölfe der Menschenwelt sind. Die Tabakindustrie hat die Menschen lange Zeit mit romantischen Schmonzetten vom MarlboroMann geködert, jetzt möchte die Gesellschaft die Nikotinsüchtigen am liebsten überall wieder aus der Natur entnehmen. Dabei tun die Abhängigen im Gegensatz zum Wolf keinem Weidetier was zuleide, weil ihnen vom vielen Rauchen längst der Appetit vergangen ist.
Vereinzelt sieht man die gefährdete Spezies noch in alten Schwarzweiß-Filmen oder außerhalb des Geheges der Gaststätte ihren blauen Dunst in die kalte Winterluft blasen. In freier Wildbahn begegnet man Rauchern immer seltener und – wie dem Wolf – höchst ungern.
Der mit Pulsmesser und Schrittzähler ausgerüstete Selbstoptimierer des 21. Jahrhunderts betrachtet Raucher am liebsten zusammengepfercht in diesen kleinen gelben Quadraten auf Bahnhöfen oder sicher hinter Glas verwahrt wie auf Flughäfen.
Die Ökobilanz des Rauchers fällt im Vergleich zum Wolf desaströs aus. Während die Fressattacken des Raubtiers nur Landwirte und Weidetiere bekümmern, verschandeln die Zigarettenstummel überall die Landschaft, sondern Giftstoffe ab und verursachen hohe Reinigungskosten. Daran will Umweltministerin Schulze künftig die Zigarettenindustrie beteiligen. Vielleicht sollte sich außerdem Arbeitsminister Heil Gedanken über ein gemeinsames Umschulungsprogramm für Wölfe und Raucher machen. (hü)
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