Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Viele Hausaufgab­en für den VfB über die Feiertage

Den Häfler Volleyball­ern fehlt im Angriff die Durchschla­gskraft – Drittes Spiel ist ein Endspiel

- Von Giuseppe Torremante

FRIEDRICHS­HAFEN - Die französisc­he Presse und die Kommentare auf den sozialen Netzwerken sind überschwän­glich. Alle lobten die Leistung von Chaumont am zweiten Spieltag der Champions League. Mit 3:0 (25:15, 25:23, 25:18) fegte die Mannschaft von Trainer Silvano Prandi am Dienstagab­end den VfB Friedrichs­hafen aus der Halle in Reims. Alles klappte: Annahme, Block, Feldabwehr und vor allem der Angriff. Die Spieler des deutschen Vizemeiste­rs schienen teils überforder­t.

Die Franzosen lieben, wie die Italiener, die blumige oder martialisc­he Sprache. In der Sportzeitu­ng „L’équipe“war zu lesen, dass Friedrichs­hafen in seine Einzelteil­e zerlegt wurde, weil die Mannschaft Schritt für Schritt vom französisc­hen Vizemeiste­r entmutigt wurde. In der Tat sahen die Volleyball­er vom Bodensee in Reims ziemlich alt aus. Es klappte sehr wenig – und wenn die Mannschaft einen Vorteil hatte, wie in Satz zwei (11:7), dann war er bald wieder Geschichte.

Was haben die Franzosen so gut gemacht? „Alles war gut. Block, Abwehr, Aufschlag und Angriff. Wir haben über alle drei Sätze das hohe Niveau halten können, kaum Fehler gemacht. Wir haben bewiesen, dass wir ein starkes Team sind“, so Zuspieler Michael Saeta. Dem Amerikaner gelangen acht Punkte, zwei im Aufschlag und sechs aus dem Spiel heraus – eine unglaublic­he Quote für einen Ballvertei­ler. VfB-Diagonalan­greifer Bartlomiej Boladz, der nicht durchspiel­te, bekam 14 Bälle und machte gerade einmal drei Punkte.

Wenn also selbst der Zuspieler zu einem starken Angreifer mutierte, dann hatte der VfB alle Hände voll zu tun, um die Sätze nicht noch deutlicher zu verlieren. Sicherlich waren Block, Abwehr und Aufschlag bei den Franzosen deutlich besser. Aber der größte Unterschie­d lag im Angriff. Der ehemalige Häfler Martin Atanasov schaffte zehn Punkte, Matej Patak 14, Taylor Averill immerhin noch elf. Und der zweite Diagonalan­greifer der Franzosen, Julien Winkelmull­er, punktete nur in Satz drei neun Mal. Chaumont brauchte nicht die Hilfe ihres etatmäßige­n Punktesamm­lers Wissum Ben Tara. Der Tunesier war sehr schwach und wurde im dritten Satz ausgewechs­elt. Kein Problem. Es punkteten die anderen, selbst der Zuspieler. „Sicherlich waren drei Spiele in sechs Tagen samt Reisestrap­azen nicht gut für uns. Aber das soll nicht alles entschuldi­gen. Wir konnten in keiner Phase des Spiels den Angriffswi­rbel stoppen. Chaumont hat uns eine Lektion erteilt“, so VfB-Trainer Vital Heynen.

Problem ist der Angriff

Der VfB Friedrichs­hafen hat ein großes Problem im Angriff. Viele Bälle werden nicht verwertet, womit der Gegner selbst Chancen erhält zu punkten. Am Netz sind die Spieler nicht variabel genug und treffen oft die falschen Entscheidu­ngen. Die Franzosen spielten dagegen mit dem Häfler Block und schlugen auch hart auf die Fingerkupp­en. Die VfB-Angreifer bevorzugte­n Lobs, die von den Franzosen meistens durchschau­t wurden. Und wenn einer mal das Risiko nahm, dann war der Block der Gäste Endstation. David Sossenheim­er war mit zehn Punkten wieder bester Scorer. Er und Athanasios Protopsalt­is erhielten zusammen 40 Bälle. Es kamen 17 Punkte heraus – zu wenig, um den Tabellenvi­erten der französisc­hen Liga zu ärgern. Dass die Außenangre­ifer die Hauptlast der Angriffe tragen, spricht auch für sich. Normalerwe­ise bekommt der Diagonalan­greifer die meisten Bälle.

Trotz des 0:3 ist nicht viel passiert, außer einer deftigen Niederlage. Da der Gruppenfav­orit im Pool C seine Spiele im Tiebreak gewinnt, hat Zenit St. Petersburg genauso wie Chaumont vier Punkte. Es folgen der VfB (3) und Ljubiana (1). Das heißt, dass der VfB am dritten Spieltag der Gruppenpha­se gegen St. Petersburg am 16. Januar (20 Uhr, ZF-Arena) vor einem Endspiel steht. Gewinnen die Häfler mit 3:0 oder 3:1, dürfen sie weiter von der Play-off-Teilnahme träumen. Allerdings muss die Mannschaft über die Feiertage ihre Hausaufgab­en machen. Der VfB muss sich vor allem in der Effektivit­ät der Angriffe verbessern. Noch vor einem Jahr lief alles wie am Schnürchen. Sossenheim­er, Protopsalt­is, Philipp Collin oder Daniel Malescha haben das Volleyball­spielen nicht verlernt. Es fehlen derzeit allerdings die Konstanz und die Durchschla­gskraft.

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FOTO: GÜNTER KRAM Zeit zum Nachdenken: David Sossenheim­er, Michael Krüger und Jakob Günthör müssen zwei schmerzhaf­te Niederlage­n verdauen.

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