Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Es surrt ein Bus durch Ulm und Neu-Ulm
Die Stadtwerke tasten sich an Elektrofahrzeuge heran
ULM (heo) - Vollbesetzt ist der vollelektrische Bus bei seiner ersten öffentlichen Testfahrt. „Kann’s los gehen?“, fragt Testfahrer Yilmaz Ardak. Seit neun Jahren fährt er für die Verkehrsbetriebe der Stadtwerke alle möglichen Busse. In den vergangenen drei Tagen prüfte er den vollelektrischen Elektrobus vom Typ Mercedes-Benz E-Citaro auf Herz und Nieren, bevor er am Donnerstagerstmals Fahrgäste mitnahm.
Ardak fragt sicherheitshalber ob’s losgehen kann, damit niemand sich erschreckt, wenn sich das Zwölf-Meter-Gefährt in Bewegung setzt. Denn zu hören ist – nichts.
Beim „Gasgeben“vielleicht ein leises Surren. Oder ist das doch die Heizung? Auffällig gleichmäßig fährt der Bus von der Ulmer Neuen Mitte über die Herdbrücke nach Neu-Ulm um dann wieder über die Gänstorbrücke nach Ulm zurück zu kehren. „Er fährt sich toll“, sagt Ardak. „Wie ein normaler Automatik-Bus. Nur ohne ruckeln.“Wenn es nach Ardak geht, können die Stadtwerke sofort auf den Elektrobus umsteigen. Doch so weit ist es noch nicht. Wie André Dillmann, der Chef der Verkehrstochter der Stadtwerke (SWU) erzählt, sei der in Ulm getestete E-Citaro nur eines von derzeit drei in Deutschland zu Verfügung stehenden derartigen Modellen.
Die Serienproduktion startete just in diesen Monat. Außerdem ist der zwölf Meter lange Solobus zu klein für die SWU. „Wir warten auf den Gelenkbus“, sagt Dillmann. Und der wird vermutlich erst ab 2020 in Serie produziert. Im Blickpunkt der Testfahrten stehen die bergigen Streckenprofile hoch zum Eselsberg, Kuhberg, nach Böfingen und Jungingen.
Von den Messreihen erwarten die Techniker Aufschluss darüber, wie viel Strom bei unterschiedlichen Verkehrssituationen – Anfahren, Beschleunigen und Bremsen – verbraucht wird und wie sich der Verbrauch auf den Ladezustand der Batterien auswirkt. Wie Dillmann betont sollen zudem auch noch andere Hersteller als Daimler ausprobiert werden, bevor die Stadtwerke den Umstieg auf Elektromobilität wagen. Die Erkenntnisse aus der Praxis werden dann in mit der in Auftrag gegebenen Machbarkeitsstudie kombiniert um so ein Szenario für die Einführung der Elektrobusse zu gewinnen.
Die Münchner Verkehrsgesellschaft MVG bestellte kürzlich ihre ersten sechs E-Busse, Kostenpunkt 3,9 Millionen Euro. Ein E-Bus ist mit einem Preis zwischen 650 000 und 700 000 Euro in etwa doppelt so teuer wie ein herkömmlicher Dieselbus. Wollten die Münchner sämtliche ihrer 500 Diesel- gegen E-Busse eintauschen, würde das die Isar-Metropole geschätzt zwischen 325 und 350 Millionen Euro kosten.