Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Großprojekt Schule steht im Fokus
Achstettens Bürgermeister Kai Feneberg über das Jahr 2018 und die Herausforderungen
ACHSTETTEN - Von der Trauer über den Tod langjähriger Wegbegleiter bis zur Freude über die Fertigstellung wichtiger Projekte: Das Jahr 2018 lieferte der Gemeinde Achstetten eine große Bandbreite emotionaler Ereignisse. Darüber sprach SZ-Redakteur Reiner Schick mit Bürgermeister Kai Feneberg.
SZ: Herr Feneberg, was hat aus Ihrer Sicht das Jahr 2018 in Achstetten geprägt?
Feneberg: Zu den wichtigsten Projekten zählt für mich der Umbau der Schule. Ein großes Projekt, das ja auch die Vereinigung der Außenstandorte auf einen zentralen Standort beinhaltet und mit 4,5 Millionen Euro Kosten veranschlagt ist. Eine ordentliche Summe, die erstmal verbaut werden muss und viel Koordination erfordert.
Wie läuft der Schulbetrieb während der Umbauarbeiten?
Ganz gut. Man hat ja einige Klassen ausgelagert und einen Busbetrieb eingerichtet. Es scheint zu funktionieren. Ich höre auf jeden Fall keine Klagen wegen Lärmbelästigungen oder sonstigen Einschränkungen.
Was stand noch im Fokus?
Der neue, lang ersehnte Kindergarten in Stetten war sicherlich ein wichtiger Schritt. Das alte Gebäude war zwar noch nutzbar, aber einfach nicht mehr zeitgemäß ausgestattet. Jetzt gibt es unter anderem einen großen, direkt erreichbaren Außenspielbereich. Das Personal jedenfalls macht einen sehr zufriedenen Eindruck.
Viel Zeit haben die Verwaltung und der Gemeinderat in die Bebauungsplanung für die Ortsmitten in Oberholzheim und Achstetten investiert. Wie ist die Situation?
Es stellt sich unterschiedlich dar. In Oberholzheim bilden viele alte Hofstellen eine größere zusammenhängende Fläche, die der Gemeinderat gerne in Zusammenarbeit mit den Eigentümern gestalten würde. Das Problem ist das Thema mit den Immissionen: Bei den alten Hofstellen gilt die Genehmigung für die Tierhaltung weiterhin, auch wenn eine solche gar nicht mehr betrieben wird. Das Landwirtschaftsamt hatte uns mitgeteilt, dass in solchen Fällen die Genehmigung von Amts wegen aufgehoben werden kann. Wir haben uns daher zusammen mit dem Büro Wassermüller viel Mühe gemacht und alle alten Hofstellen analysiert, Befragungen gemacht, und als wir die Ergebnisse dem Landwirtschaftsamt vorgelegt haben, hat das Amt einen Rückzieher gemacht: Man könne das nur innerhalb eines Bebauungsplanverfahrens umsetzen. Um das zu bewerkstelligen, haben wir ein externes Büro beauftragen müssen. Das führt zu Verzögerungen, und man merkt schon, dass die be- troffenen Hofbesitzer und auch der Ortschaftsrat allmählich etwas ungeduldig werden.
Und wie sieht es in Achstetten aus?
Hier geht es im Gegensatz zu Oberholzheim weniger um eine Flächengestaltung, sondern um Bauvorgaben für einzelne Grundstücke. Wir wurden in Achstetten in der Vergangenheit ja von Bauträgern und ihren Mehrgeschosswohnungen förmlich überrollt. Mit einem Bebauungsplan wollen wir hier mehr Kontrolle darüber bekommen, wie gebaut wird. Anfang des neuen Jahres werden wir im Gemeinderat intensiver in das Thema einsteigen.
Bis wann möchte man mit beiden Orten durch sein?
Wenn sich der Gemeinderat in Vorberatungen schon auf gewisse Festsetzungen einigt, sollten wir Mitte des nächsten Jahres das Bebauungsplanverfahren starten können. In Oberholzheim ist eine Prognose etwas schwieriger.
Wie beurteilen Sie die neue Rotbrücke in Bronnen?
Das ist eine gute Geschichte – vor allem weil auch gleich ein Fußgängerund Radfahrerstreifen dazu gebaut wurde. Dadurch ist der wichtige Freizeitbereich am Sportplatz nun gut und sicher erreichbar.
Apropos Radfahrer: Auch da hat sich was getan ...
Richtig. Wir sind sehr froh, dass das Land nun endlich den Radweg von Oberholzheim nach Hüttisheim fertiggestellt hat, auf den wir über 20 Jahre gewartet haben. Schlecht sieht es dagegen auf der Strecke Achstetten Ersingen aus. Das geht wegen schwieriger Grundstücksgeschichten auf Gemarkung Ersingen leider nicht voran.
Wie schaut es in Sachen Gewerbegebiet „Engelberg“aus?
Gut. Man sieht, da geht was. Die Halle der Firma KSE wächst. Die Gemeindefläche – etwa ein Hektar – ist verkauft, es sind erste Baugesuche da.
Verschiedene geplante Unterhaltungsmaßnahmen in der Gemeinde konnten nicht durchgeführt werden. Warum?
Es ist schlichtweg schwierig, Firmen und Handwerker herzubekommen. Deren Auftragsbücher sind voll, und man bekommt allenfalls überteuerte Angebote. Und wenn doch ein vernünftiges dabei ist, heißt es: Das bekommen wir dieses Jahr nicht mehr hin. Ob Kanalsanierungen, Belagsarbeiten in der Halle in Bronnen, Gebäudeunterhaltung – alles verzögert sich. Die Leute verstehen das nicht. Es entsteht der Eindruck, die Gemeinde tut nichts. Und im Haushalt schiebt man die Beträge dann von Jahr zu Jahr weiter.
Das Jahr 2018 war in Achstetten auch vom Tod langjähriger Kommunalpolitiker überschattet ...
Mit meinem Vorgänger Georg Seif und den früheren Ortsvorstehern von Oberholzheim beziehungsweise Stetten, Walter Bucher und Albert Schalle, sind gleich drei Menschen verstorben, die unsere Gemeinde in besonderem Maß geprägt haben. Alle drei hinterlassen eine große Lücke, auch weil man von ihnen viel lernen konnte, was etwa Werte im Umgang mit den Bürgern betrifft. Da wurde, wenn es Probleme gab, mit den Leuten erstmal gesprochen, ehe man Entscheidungen gefällt und sich auf Paragraphen und Ordnungen berufen hat. Diesen unbürokratischen Umgang versuche ich auch mit meinen Mitarbeitern im Rathaus zu praktizieren.
Stichwort Rathaus: Ihre Sekretärin Heidrun Henning ist verstorben, Kämmerer Stefan Echteler wechselte als Bürgermeister nach Erlenmoos, mit Bauamtsleiterin Beate Brüggemann-Linder hat eine weitere langjährige Mitarbeiterin die Gemeindeverwaltung verlassen. Wie sehr machte Ihnen der personelle Engpass zu schaffen?
Der Abschied von Frau Henning tat schon sehr weh. Die Stelle konnten wir auch bis heute nicht adäquat besetzen. Die Arbeit macht derzeit das Bürgerbüro mit. Herr Echteler war nach seiner erfolgreichen Bürgermeisterwahl, die ich ihm sehr gönne, so schnell weg, dass wir erst Wochen später mit Rebecca Schuler eine Nachfolgerin einstellen konnten. Eine richtige Übergabe war folglich nicht möglich. Bei Frau BrüggemannLinder und ihrem Nachfolger Claus Wassmer waren wenigstens noch ein paar Tage Einarbeitung möglich. Was mir in diesen schwierigen Zeiten aber sehr gefallen hat: Die anderen Mitarbeiter haben sich unglaublich ins Zeug gelegt und freiwillig Arbeiten übernommen, die eigentlich gar nicht zu ihrem Gebiet gehören. Da war eine richtige Motivationswelle zu spüren. Der Wechsel in der Kämmerei kam sicher auch wegen der anstehenden Umstellung auf das doppische Haushaltssystem zur Unzeit? Nein. Das war kein größeres Problem, denn um das Thema Doppik hatte sich von vornherein eine Kollegin gekümmert. Wir lassen uns dabei zusammen mit anderen Gemeinden von einem externen Büro beraten. Das funktioniert recht gut.
Wie steht es allgemein um die Finanzen in Achstetten?
Dieses Jahr liegen wir mit dem Haushaltsplan im Rahmen des Geplanten. Wirtschaftlich war es wohl auch für die Unternehmen ein gutes Jahr, weshalb sich unsere Gewerbesteuerschätzung voll bestätigt hat. Und weil wir, wie vorhin erklärt, viele Unterhaltungsmaßnahmen nicht umsetzen konnten, hatten wir auch weniger Ausgaben. Dafür kommt es jetzt 2019 umso dicker: Wir haben 2,4 Millionen Euro Ausgaben für die Schule, müssen einige Unterhaltungsmaßnahmen nachholen – das scheint allerdings nicht allen bewusst zu sein, wenn ich mir die reichhaltigen Wunschlisten aus der Gemeinde für das nächste Jahr anschaue.
Wie beurteilen Sie die Entwicklung der Gemeinde insgesamt?
Die Gemeinde wächst ungemein schnell. Vor 20 Jahren, als ich als Bürgermeister angefangen habe, hatte Achstetten insgesamt noch 3650 Einwohner. Heute sind es 4900. Sie finden alle eine gute Infrastruktur vor, mit einer guten Anbindung nach Laupheim und zur Bundesstraße 30. Wir haben mittlerweile ein gut angenommenes Einkaufszentrum neben unseren lokalen Lebensmittelgeschäften, ab April werden wir neben einer Zahnärztin auch eine Allgemeinärztin im Ort haben. Auch unser Vereinsleben hat viel zu bieten, wobei ich mir hier von unseren Neubürgern etwas mehr Engagement in Ehrenämtern wünschen würde.
Wann wird die 5000-EinwohnerMarke überschritten?
Schon bald, wenn es nach den Baulandinteressenten geht. Das Interesse an den 37 Bauplätzen im Gebiet „Bachacker II“ist so groß, dass sich der Gemeinderat über neue Baulandvergaberichtlinien Gedanken macht. In Bronnen wird der nächste Bebauungsplan für ein drei Hektar großes Baugebiet Richtung Laupheim aufgestellt, außerdem haben wir in der Gemeinde ein weiteres Baugebiet im Auge. Das alles ist nur möglich, weil das neue Baurecht es den Gemeinden ermöglicht, kleine Außenbereichsflächen im beschleunigten Verfahren nach Paragraph 13b zu Bauland zu machen. Allerdings sind diese Möglichkeiten begrenzt, weil der Flächennutzungsplan bald ausgereizt ist.