Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Nicht alle finden „Stadeläcker II“dufte
Beim geplanten Baugebiet in Schönebürg drohen Konflikte wegen landwirtschaftlicher Gerüche
SCHÖNEBÜRG - Fünf Jahre ist es her, dass der Schwendier Gemeinderat die Aufstellung des Bebauungsplanes „Stadeläcker II“in Schönebürg beschlossen hat. Jetzt kommt wieder Fahrt in das Verfahren, an dessen Ende auf einer Fläche von zirka 2,62 Hektar 21 neue Wohnbauplätze entstehen könnten. Der Gemeinderat hat sich mit den Stellungnahmen der Öffentlichkeit und der Träger öffentlicher Belange, die bei der vorgezogenen Beteiligung eingegangen sind, beschäftigt.
Das Plangebiet für den Bebauungsplan „Stadeläcker II“ist in dem rechtsverbindlichen Flächennutzungsplan als Wohnbauerweiterungsfläche ausgewiesen. Erschlossen wird das künftige Baugebiet von der Villepintestraße aus mit einer Ringverkehranordnung. Bis auf zwei Grundstücke innerhalb des Geltungsbereiches sind alle Flächen im Gemeindebesitz. Bei den beiden Flurstücken, die das geplante Baugebiet nördlich und südlich begrenzen, war ein Grundwerb nicht möglich. Weil die Eigentümer auch eine Nutzung ihrer Grundstücke als Baufläche nicht wünschen, werden die beiden landwirtschaftlichen Grundstücke als solche in den Bebauungsplan aufgenommen.
In seiner Stellungnahme im Rahmen der Beteiligung der Behörden zum Bebauungsplanverfahren hätte es das Landwirtschaftsamt lieber gesehen, wenn das nördlich gelegene landwirtschaftliche Grundstück ebenfalls auf die Baugebietssüdseite verlegt worden wäre. Dadurch könnte mit der neuen Wohnbebauung im Gebiet „Stadeläcker II“an die schon bestehende Bebauung angegrenzt werden. Und noch ein Argument führt das Landwirtschaftsamt ins Feld: Dadurch wäre das neue Wohngebiet weiter entfernt von einem landwirtschaftlichen Betrieb und würde dessen Entwicklungsmöglichkeiten nicht unnötig einschränken. Überhaupt ist es aus Sicht des Landwirtschaftsamtes sehr ungünstig, wenn die Ortsentwicklung von Schönebürg genau in die Richtung vorangetrieben wird, in der ausgesiedelte landwirtschaftliche Hofstellen platziert sind. Das Landwirtschaftsamt kommt zu dem Schluss: Eine Wohnbauentwicklung in Schönebürg wäre nach Norden und Osten hin wünschenswert.
Mögliche Konflikte zwischen der Landwirtschaft und den Anwohnern des geplanten Baugebietes haben auch drei Landwirte (einer vertreten durch eine Rechtsanwaltskanzlei) veranlasst, Stellungnahmen im Rahmen der vorgezogenen Öffentlichkeitsbeteiligung abzugeben. Zwei von ihnen haben angeregt, die Innenentwicklung von Schönebürg voranzutreiben und dadurch Konfliktpotenziale zwischen Landwirtschaft und Wohnen zu vermeiden. Die Verwaltung bekräftigte das Interesse von Gemeinde und Ortschaft an der Umsetzung von innerörtlichen Entwicklungspotenzialen auf der Basis eines vorhandenen Konzeptes. Allerdings handelt es sich hier größtenteils um Privatmaßnahmen. Auch geht die Verwaltung davon aus, dass die Realisierung der innerörtlichen Wohnbauerweiterung sicherlich nicht kurzfristig möglich sein wird.
Duldungspflicht im Kaufvertrag
Mit der Thematik der landwirtschaftlichen Hofstellen in Schönebürg – innerorts und ausgesiedelt – habe sich die Gemeinde im Rahmen des Bebauungsplanverfahrens beschäftigt, sagte Bürgermeister Günther Karremann. „Wir leben nicht in einem geruchsfreien Raum. Es riecht jeden Tag“, deutete er auch auf Immissionen hin, die von der Landwirtschaft herrühren können. Bürgermeister Karremann sieht im Falle des Baugebietes „Stadeläcker II“keine unüberbrückbaren Probleme und will schon im Vorfeld Konfliktminimierung betreiben. Und zwar indem die Erwerber von Baugrundstücken im Gebiet „Stadeläcker II“im privatrechtlichen Kaufvertrag auf die Duldungspflicht der landwirtschaftlichen Immissionen hingewiesen werden. „Keiner kann dann sagen, er habe es nicht gewusst“, so Karremann. Sollte das Grundstück weiter veräußert werden, geht die Duldungspflicht auf den neuen Besitzer über.
Dass die Planungen für dieses Baugebiet jetzt weiter gehen, findet Ortsvorsteherin Paula Scheffold gut. Denn: „Die Nachfrage nach Baugrundstücken ist in Schönebürg hoch.“Die Verantwortlichen wissen, „dass Schönebürg dörflich geprägt ist, dass es zeitweise zu Immissionen durch die Landwirtschaft kommen kann“. Die Landwirtschaft gebe es seit tausend Jahren, aber auch das Wohnen ebenso lange. „Ich kann sagen, wir leben gut damit in Schönebürg. Deshalb befürwortet der Ortschaftsrat das geplante Baugebiet“, sagte Paula Scheffold. Der Gemeinderat hat abschließend den Bebauungsplanentwurf „Stadeläcker II“in Schönebürg einstimmig gebilligt sowie die öffentliche Auslegung und die Einholung der Stellungnahmen der Träger öffentlicher Belange beschlossen.
„Wir leben nicht in einem geruchsfreien Raum. Es riecht jeden Tag.“Bürgermeister Günther Karremann