Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Pfarrer Anton Kraus stirbt mit 95 Jahren
Der Geistliche war 33 Jahre lang in Erbach aktiv und verbrachte seinen Lebensabend in Laupheim
ERBACH/LAUPHEIM (meni) - Der ehemalige Erbacher Pfarrer Anton Kraus ist am zweiten Weihnachtsfeiertag am frühen Morgen im Alter von 95 Jahren verstorben. Bis vor wenigen Monaten hat er in Laupheim immer noch Messen gehalten und den Kontakt in seine alte Gemeinde gepflegt.
Seit 1994 hatte der Seelsorger seinen Ruhesitz in Laupheim, zuvor war er 33 Jahre lang Pfarrer in Erbach. Am 7. Juli 1923 wurde Kraus in Seitingen bei Tuttlingen geboren. Aus seiner Familie fanden viele den Weg zu Gott: Außer ihm wurde ein weiterer Bruder Priester, eine Schwester und ein Bruder gingen ins Kloster. Er war der älteste von acht Geschwistern. In Wurzach besuchte er das Salvatorkolleg, dann brach der Zweite Weltkrieg aus. 1942 wurde er eingezogen und musste an die Front. 1946 nahm er sein Theologiestudium auf, im Juli 1951 fand die Priesterweihe in Rottenburg statt. Nach seiner Vikarzeit in Calw und Sankt Maria Göppingen kam er 1954 als Kaplan nach Donzdorf. Ab 1961 wirkte Anton Kraus bis zu seiner Pensionierung 1994 als Pfarrer in Erbach. „Da bin ich sitzen geblieben“, sagte er einst anlässlich seines 80. Geburtstages 2003.
Der Ruhestand war für Anton Kraus kein Grund, keine Gottesdienste mehr zu übernehmen. „Er konnte es nicht aushalten, dass Gottesdienste ausfallen und er daheim sitzt“, erzählt Anton Nuspl aus Erbach, dessen Familie mit Anton Kraus freundschaftlich verbunden war. In der Seelsorgeeinheit Laupheim und im Krankenhaus habe der ehemalige Erbacher Pfarrer daher immer wieder Gottesdienste übernommen und das auch noch bis Anfang des Jahres. „Einschränkungen hatte er nur durch sein schlechtes Gehör. Er hat auch bis zum Schluss noch frei gepredigt“, ergänzt Nuspl, der es stets bewunderte, mit welchen großen, schnellen Schritten Kraus immer voraus geeilt sei und dabei auch bei Treppen immer mehrere Stufen auf einmal genommen habe. „Erst mit 90 Jahren hat er die Stufen einzeln nehmen müssen“, sagt Nuspl. Zudem sei Anton Kraus ein sehr aufrichtiger Mensch gewesen, der die Dinge gerade heraus angesprochen habe. In Erbach war Anton Kraus gut vernetzt, viele Freunde und Bekannte besuchten ihn in Laupheim und Kraus selbst war immer wieder an seiner alten Wirkungsstätte anzutreffen, wo er unter anderem bei Veranstaltungen des Musikvereins bis vor einigen Jahren noch die Gottesdienste übernahm.
Gerne und viel ist Anton Kraus verreist. Sein häufigstes Ziel ist dabei laut Anton Nuspl Rom gewesen, wohin er immer wieder gepilgert sei.