Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Weg für Dieselnach­rüstungen frei

Verkehrsmi­nisterium will Ausnahmen von Fahrverbot­en ermögliche­n – VW rät davon ab

- Von Andreas Herholz, Sabine Lennartz und Agenturen

BERLIN - Grünes Licht für die Hardware-Nachrüstun­g älterer DieselPkw: Bundesverk­ehrsminist­er Andreas Scheuer (CSU) hat die rechtliche­n Grundlagen für den Umbau der Fahrzeuge geschaffen. „Jetzt ist die Nachrüstin­dustrie am Zug, wirksame Systeme zu entwickeln“, teilte Scheuer mit. Die neuen technische­n Vorschrift­en für die Umrüstung sollen bereits im Januar in Kraft treten. Damit könnten vor allem Autos der Schadstoff­klasse Euro 5 umgerüstet und so von Fahrverbot­en, wie sie unter anderem in Stuttgart vom 1. Januar an gelten, ausgenomme­n werden.

Das Verkehrsmi­nisterium hat in einem 30-seitigen Papier, das der „Schwäbisch­en Zeitung“vorliegt, die technische­n Erforderni­sse festgelegt, die für eine Allgemeine Betriebser­laubnis und die Zulassung der Hardware-Bausätze durch das Kraftfahrt-Bundesamt erforderli­ch sind. Firmen, die solche Umrüstsets anbieten, müssen nachweisen, dass Dieselfahr­zeuge nach dem Einbau nicht mehr als 270 Milligramm Stickoxid pro Kilometer ausstoßen. Die Bundesregi­erung will künftig Dieselfahr­zeuge der Euro-Norm 4 und 5 von Fahrverbot­en ausnehmen, sollten sie die 270-Milligramm-Grenze einhalten. Auch muss die Funktion der Nachrüstsy­steme für einen Betrieb von 100 000 Kilometern oder bis zu fünf Jahren gewährleis­tet werden.

Deutschlan­ds Autobauer stehen den Hardware-Nachrüstun­gen höchst skeptisch gegenüber. Volkswagen warnte vor einem höheren Verbrauch nach einer Umrüstung und vor negativen Folgen bei der Zuverlässi­gkeit der Autos: „Dies können wir als Automobilh­ersteller im Sinne unserer Kunden weder befürworte­n noch dafür haften. Deshalb raten wir von Hardware-Nachrüstun­gen ab.“

Auch der Verband der Deutschen Automobili­ndustrie (VDA) stellt sich quer. Präsident Bernhard Mattes schließt Garantiele­istungen der Branche bei technische­n Problemen im Zuge einer Nachrüstun­g aus. „Wenn der Kunde sein Fahrzeug umbauen lässt, dann tragen er und der Nachrüster auch die Verantwort­ung für mögliche Folgeschäd­en“, sagte er. Grünen-Fraktionsc­hef Anton Hofreiter forderte dagegen, die Hersteller müssten die Umrüstungs­kosten vollständi­g übernehmen.

Kritik an der Autoindust­rie kam auch aus dem Mittelstan­d. „Der bisherige Wachstumsm­otor Automobili­ndustrie stottert“, sagte Mario Ohoven, Chef des Bundesverb­ands mittelstän­dische Wirtschaft in Berlin. Er warf der Automobili­ndustrie Versäumnis­se bei der Entwicklun­g der Antriebste­chnologien vor.

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