Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Debatte um Feuerwerksverbot entbrannt
Manche Städte verbieten Böller – Vorstoß der Umwelthilfe zieht Kritik nach sich
STUTTGART (dpa) - Um Mitternacht die Sektkorken und die Raketen knallen lassen – in vielen Städten im Ländle ist Zweiteres nicht mehr überall möglich. Tübingen, Villingen-Schwenningen und Konstanz etwa haben Feuerwerk in den Innenstädten verboten. In Stuttgart sind ähnliche Bemühungen hingegen gescheitert. In Tübingen und VillingenSchwenningen gilt bereits seit rund zehn Jahren ein Feuerwerksverbot. In beiden Städten waren zuvor an Silvesterabenden verheerende Brände ausgebrochen – mit Schäden in Millionenhöhe. Auch Städte wie Konstanz, Überlingen, Ravensburg, Bad Waldsee und Biberach verbannen Feuerwerkskörper aus der Altstadt.
In der Landeshauptstadt bleibt die Knallerei dagegen erlaubt. „Wir haben geprüft, inwieweit Verbote des Feuerwerks im öffentlichen Raum möglich sind“, sagte Ordnungsbürgermeister Martin Schairer. Das Sprengstoffrecht gebe hierfür aber keinen Spielraum. Weder zur Minderung der Luftverschmutzung noch zur Vermeidung von Lärm und Brandgefahr ließ sich demnach ein Verbot für Stuttgart ableiten. Die Stadt bittet jedoch um einen vorsichtigen Umgang. Generell ist das Abbrennen überall in unmittelbarer Nähe von Kirchen, Krankenhäusern, Kinder- und Altersheimen sowie Fachwerkhäusern verboten. Es drohen bis zu 50 000 Euro Geldstrafe.
Doch nicht nur Strafen und Brandgefahr sind Argumente gegen das Böllern. So sprach sich die Deutsche Umwelthilfe für ein Verbot von Feuerwerk in Innenstädten mit hoher Feinstaubbelastung aus. Zum Jahreswechsel setzen Feuerwerkskörper laut Umwelthilfe in wenigen Stunden 5000 Tonnen Feinstaub frei. Dies entspricht etwa 17 Prozent der jährlich im Straßenverkehr entstehenden Feinstaubmenge.
Kritik an dem Vorstoß ließ nicht lang auf sich warten: CDU-Vize Julia Klöckner sagte, der Ansatz der Umwelthilfe sei „Bevormundung“und beeinträchtige das „Verantwortungsbewusstsein“der Bürger. Die geltenden Regeln reichten aus, findet die Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft.
Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick sprach sich am Freitag in seinen Social-Media-Kanälen gegen Böllern aus. Mehr als 800 Millionen Menschen weltweit hungerten. „Mit dem Geld für unnötigen Krach und Luftverschmutzung könnt ihr Menschen vor dem Hungertod retten. Caritas und Diakonie leiten Eure Spende weiter“, fügte Schick hinzu.
137 Millionen Euro Umsatz als Ziel
Die Feuerwerksbranche rechnet zum Jahreswechsel 2018/19 mit einem konstanten Umsatz. „Wir hoffen, dass der Vorjahresumsatz von 137 Millionen Euro auch in diesem Jahr erreicht werden wird“, teilte der Verband der pyrotechnischen Industrie (VPI) mit. Die Hälfte davon entfällt laut Verbandsangaben auf Batterien und Verbundfeuerwerke, ein Fünftel auf Raketen. Der Anteil importierter Feuerwerkskörper am Umsatz liege bei 75 Prozent.
Der Verkauf von Feuerwerk wie Raketen, Batterien und Knallkörpern läuft seit Freitag. Das Abbrennen dieser Böller der Kategorie F2 ist beschränkt auf den 31. Dezember und
1. Januar. Wer sie nutzen will, muss volljährig sein. Der Feuerwerksverkauf begann dieses Jahr bereits am
28. Dezember, da einer der gesetzlich vorgesehenen Verkaufstage auf einen Sonntag fällt. So ist es in der ersten Verordnung zum Sprengstoffgesetz geregelt.