Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Polnisches Gericht verurteilt ZDF wegen TV-Serie
WARSCHAU (epd) - Das Bezirksgericht Krakau hat das ZDF wegen der Serie „Unsere Mütter, unsere Väter“zu einer Entschuldigung und einer Geldstrafe verurteilt. Es gebe in der Serie „eine einseitige und unwahre Darstellung von historischen Fakten“, sagte Richter Kamil Grzesik am Freitag in seiner Urteilsbegründung. Das ZDF will Berufung einlegen.
Die ZDF-Miniserie, die im März 2013 in Deutschland ausgestrahlt wurde, zeigte eine in Polen umstrittene Szene: Ein Vertreter der polnischen Untergrundorganisation Heimatarmee sagte angesichts eines Zuges mit KZ-Häftlingen, die er ihrem Schicksal überlassen will: „Weil das Juden sind, und die sind schlimmer als die Kommunisten.“
Von polnischer Seite wurde darin ein pauschaler Vorwurf gesehen, die Heimatarmee sei eine antisemitische Organisation gewesen. Offizieller Kläger in dem Prozess war der 94-jährige ehemalige Heimatarmee-Kämpfer Zbigniew Radlowski, dem das Gericht jetzt umgerechnet 5000 Euro Schmerzensgeld zusprach. Die Entschuldigung des ZDF soll laut Urteil auf der Website des Senders sowie auf dem Portal des polnischen Staatssenders TVP publiziert werden. Historisch belegt sind Übergriffe von Mitgliedern der Heimatarmee gegen Juden, aber auch Hilfsaktionen. Inwieweit eine antisemitische Einstellung verbreitet war, wurde wissenschaftlich noch nicht endgültig geklärt. ANZEIGE