Schwäbische Zeitung (Laupheim)

„Das Feuerwehrh­aus hat sich schon bewährt“

Burgrieden­s Bürgermeis­ter Josef Pfaff blickt auf ein in vielerlei Hinsicht gutes Jahr 2018 zurück

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BURGRIEDEN - Breitband, Feuerwehrh­aus, Hochwasser, Doppik, Bürgermeis­ter(wieder)wahl, World Blasmusik Days – das sind einige der Schlagwort­e aus dem Jahr 2018, über die SZ-Redakteur Reiner Schick im Interview mit Burgrieden­s Bürgermeis­ter Josef Pfaff gesprochen hat.

SZ: Herr Pfaff, für Sie persönlich dürfte Ihre Wiederwahl – auch wenn sie letztlich Formsache war – ein besonders prägendes Ereignis im Jahr 2018 gewesen sein?

Josef Pfaff: Ich hatte natürlich schon damit gerechnet, dass ich gewählt werde. Aber das Wahlergebn­is mit 97,5 Prozent war schon super. Auch die Wahlbeteil­igung, nach 32 Jahren Amtszeit immer noch bei 35 Prozent, und das ohne groß Werbung betrieben zu haben, ist doch ganz beachtlich. Ich freue mich, das war mehr, als ich mir erhofft hatte. So etwas gibt natürlich auch neue Motivation.

Was waren aus Ihrer Sicht die weiteren Höhepunkte in Burgrieden im vergangene­n Jahr?

Auf jeden Fall die Einweihung unseres neuen Feuerwehrh­auses, um das uns sicher etliche beneiden. Natürlich war es nicht ganz billig. Aber was ganz wichtig ist: Das neue Haus hat sich schon bewährt. Man hat schon bei vielen Einsätzen gesehen, dass die Abläufe funktionie­ren. Es geht ja nicht nur darum, dass man eine Unterkunft für Menschen und Geräte hat, sondern auch darum, dass man im Alarmfall ruckzuck einsatzber­eit ist. In diesem Zusammenha­ng hat es mich auch gefreut, dass unsere drei Feuerwehre­n gesagt haben, wir wollen uns zusammentu­n und künftig gemeinsam ausrücken. Das ist für die Gemeinde ein ganz enormer Fortschrit­t.

Dann haben wir das Hochwasser­Rückhalteb­ecken in Rot fertigstel­len können. Das heißt, dass wir dort die Hochwasser­probleme weitgehend gelöst haben. Es gibt zwar schon noch hie und da Probleme mit Wasser, das über die Felder in die Wohngebiet­e kommt, aber die Gefahren für den Tennisplat­z und im weiteren Verlauf des Baches in der Ortsmitte sind jetzt gebannt.

Wie ist die Situation in Burgrieden?

Da sind wir dran. Die Ausschreib­ung folgt in Kürze, das machen wir zusammen mit dem kleinen Baugebiet „Gassenberg“in Hochstette­n. Oberhalb wird der sogenannte Leitdamm verlegt, sodass die Häuser dort in Zukunft auch geschützt sind und dass überhaupt viel weniger Wasser in Hochstette­n auftrifft. Das Problem hatten ja auch die Leute, die in den Gebieten unterhalb wohnen, zum Beispiel in der Steigerstr­aße oder an der Laupheimer Straße. Das Wasser hat dort zum Teil massive Schäden verursacht. Und das sollte mit dem Bau des Rückhalteb­eckens größtentei­ls vorbei sein. Das kostet uns auch ne Stange Geld.

Ein großes Projekt ist das Thema Breitband. Wie zufrieden sind Sie mit dem bisherigen Verlauf?

Ich bin sehr zufrieden. Der Gemeindera­t hat ja jetzt den wichtigen Ausschreib­ungsbeschl­uss für den Glasfasera­usbau gefasst. Das Ganze läuft dann die nächsten zwei bis drei Jahre. Man wird vielleicht auch nochmals Förderantr­äge stellen müssen, denn es sind ja immer schwierige rechtliche Rahmenbedi­ngungen zu beachten. Man kann nicht einfach drauf los bauen, wie man will. Aber da sind wir auf einem ganz guten Weg.

In diesem Jahr feierten die World Blamusik Days Premiere in Burgrieden. Dabei soll es Beschwerde­n von Anwohnern wegen Lärm gegeben haben. Wie fällt Ihr Fazit aus?

Insgesamt war es eine schöne Sache. Beschwerde­n wegen Lärm habe ich nur wenige gehört. Der Wind hat uns auch geholfen. Der kam von Osten, so dass die Leute im Dorf praktisch gar nichts mitbekomme­n haben. In Hochstette­n hat man es zwar schon gehört, aber Klagen sind bei mir nicht groß eingegange­n. Ein Problem war eher das schlechte Wetter. Zu frisch und feucht. Dabei hat sich gezeigt, dass der Untergrund auf dem Gelände relativ schlecht ist. Der Veranstalt­er musste deswegen zum Beispiel die Bühne mit zusätzlich­en Bodenplatt­en absichern. Hätte es noch ein bisschen mehr geregnet, hätte es wohl größere Probleme gegeben. Ich bin mal gespannt, ob sich der Veranstalt­er davon für die Zukunft hat abschrecke­n lassen.

Das bedeutet, es ist noch völlig offen, ob es eine Neuauflage in Burgrieden geben wird? Die Werbung und die Vorbereitu­ngen dazu müssten doch schon angelaufen sein?

Ja. Deswegen gehe ich eher davon aus, dass es eine einmalige Sache bleiben wird.

Ein ganz anderes Thema: Wie lief das Jahr 2018 für die Gemeinde Burgrieden aus finanziell­er Sicht?

Mit den Einnahmen sind wir zufrieden. Wie lange das noch so ist, wird man sehen. Auch was die Ausgaben betrifft, gab es keine großen Probleme. Deswegen können wir uns nicht unbedingt beklagen. Das Glasfaser-Projekt kostet uns mit netto 2,5 Millionen Euro allerdings schon viel Geld die nächsten Jahre. Dann werden wir in die Kleinkind-Betreuung investiere­n müssen. Der Bedarf steigt, aber das Personalan­gebot nicht. Ein ewiger Kampf. Und unser „Holzwurm“macht uns auch ein bisschen Kummer. Wir wussten schon, dass das Haus im Moor steht und man gelegentli­ch was wird machen müssen. Aber mit solch gravierend­en Problemen hatten wir nicht gerechnet.

Insgesamt aber „stimmt die Kasse“in Burgrieden, es ist Geld für Investitio­nen da?

Im Gegensatz zu den jeweiligen Planansätz­en mussten wir in den vergangene­n Jahren keine neuen Kredite aufnehmen. Wir haben auch noch etwas in der Kasse drin. Aber wir haben im Wohnpark „Allengerec­htes Wohnen“ein paar Wohnungen gekauft und auch den „Holzwurm“erworben, so dass der Spielraum allmählich kleiner wird.

Wie läuft’s im Wohnpark?

Gut. In etwa der Hälfte der Wohnungen sind die Eigentümer drin, die andere Hälfte ist vermietet. Die Pflegewohn­gemeinscha­ft ist auch voll belegt. Der Gemeinscha­ftssinn, der unter den Bewohnern herrscht, wird gerade jetzt deutlich, wenn man sieht, wie dort alles schön weihnachtl­ich dekoriert ist. Alle Achtung.

Wie sieht’s mit neuen Bauplätzen in Burgrieden aus?

Schlecht. In Hochstette­n erschließe­n wir 20 Plätze. Dann wollen wir nochmals beim Gebiet „Burgwiesen“angreifen. Das hatten wir schon mal anvisiert, dann kam uns aber das Hochwasser in die Quere. Jetzt sind wir wieder am Planen, und das wären immerhin 80 Plätze. In Rot haben wir auch was vor. Das Problem ist ja immer das Rohbauland. Das gehört den Landwirten als Betriebsve­rmögen, deswegen wollen sie nur tauschen. Aber Tauschgelä­nde ist rar.

Wie groß ist die Nachfrage nach Bauland? Gibt es Warteliste­n?

Die Nachfrage ist sehr hoch. Wir könnten jeden Tag Bauplätze verkaufen. Es gibt keine Warteliste­n, aber wir wollen die Plätze künftig nicht mehr im sogenannte­n Windhundve­rfahren – wer zuerst kommt, mahlt zuerst – abgeben, sondern ein Verfahren einführen, bei dem bestimmte Leute einen kleinen Vorteil haben – seien es Einheimisc­he, Familien mit Kindern oder diejenigen, die noch kein Wohneigent­um haben. Auch ehrenamtli­ches Engagement könnte man bei den Kriterien berücksich­tigen.

Die doppische Haushaltsf­ührung naht mit großen Schritten. Am 1. Januar 2020 muss die Umstellung erfolgen. Wie läuft die Vorbereitu­ng?

Das ist ein Riesengesc­häft.

Weil sämtliche noch nicht abgeschrie­bene gemeindlic­he Vermögensw­erte – vom Schreibtis­chstuhl bis zum Schwimmbad – ermittelt werden müssen?

Richtig. Das ist sehr mühselig.

Sehen Sie Vorteile im neuen System?

Ich weiß es noch nicht. Die, die es schon haben, sagen: Es ist okay. Manchmal merkt man ja erst mit der Zeit, welche Vorteile etwas Neues hat. Was mich schon ein bisschen nervt, ist, dass wir die Doppik vom Land auferlegt bekommen – und das Land selber stellt nicht um.

Aber das Thema liegt Ihnen nicht besonders schwer im Magen?

Meinen Mitarbeite­rn schon. Mir persönlich nicht, weil ich mich mit der Umstellung nicht beschäftig­e. Das lasse ich lieber die Experten machen, und ein solcher bin ich nicht. Ich interessie­re mich vor allem dafür, ob noch Geld da ist.

Wofür ist denn Geld da im kommenden Jahr in Burgrieden?

Vor allem für die bereits angesproch­enen Großprojek­te: Glasfaser, Hochwasser-Rückhalteb­ecken und Kinderbetr­euung. Und einen Spielplatz wollen wir noch machen in Rot, da gibt es mehr oder weniger keinen.

Wie zufrieden sind Sie insgesamt mit der Infrastruk­tur in Burgrieden?

Abgesehen von der Kinderbetr­euung sind wir auf einem guten Stand. Unsere Ortsmitte in Burgrieden mit den verschiede­nen Geschäften hat sich bewährt, da ist auch immer was los. Eine Apotheke wäre noch schön, aber das ist ganz schwierig. Die Apotheker leiden unter dem Internetha­ndel. Aber ansonsten sind wir gut ausgestatt­et.

Sie haben Ihre fünfte Amtsperiod­e begonnen. Werden Sie die 40 Jahre denn auch voll machen?

Ich weiß es noch nicht. Zum Glück kann man ja jederzeit aufhören. Hätte ich mich für die vollen acht Jahre verpflicht­en müssen, wäre ich nicht mehr angetreten. Denn das Amt ist halt schon manchmal recht nervenaufr­eibend. Und ich möchte es nur so lange machen, so lange ich mich dafür auch fit genug fühle. Wenn man merkt, dass es einem zu viel wird, sollte man es sein lassen. Es bringt nichts, dann einfach irgendwie durchzuhal­ten. Sondern man möchte die Gemeinde ja auch voranbring­en.

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FOTO: KURT KIECHLE Bürgermeis­ter Josef Pfaff, mit seiner Frau Ingeborg (Mitte) und Monika Ludy-Wagner vom Kommunalam­t des Kreises, nach seiner Wiederwahl.

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