Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Django Asül hatte ein richtig mieses Jahr

Der Niederbaye­r grantelt im Edwin-Scharff-Haus über bayerische Politiker und die Welt im Allgemeine­n

- Von Stefan Kümmritz

NEU-ULM - 2018 muss mies gewesen sein. Wer diesen Eindruck nicht längst selbst hatte, wurde von Kabarettis­t Django Asül im EdwinSchar­ff-Haus nachhaltig darauf hingewiese­n.

In der deutschen Politik sowieso, aber auch in der weltweiten und selbst im Fußball. Der 46-Jährige betrachtet­e 2018 in seinem „Rückspiege­l“und brachte mit seinen Ansichten und Erkenntnis­sen das Publikum im nicht ganz gefüllten Saal ständig zum Lachen. Wobei der Niederbaye­r mit türkischen Wurzeln manches so schonungsl­os auftischte, dass einem das Lachen bisweilen vergehen konnte.

Django Asül brauchte für seinen Auftritt wenig: eine Bühne, auf der er gut gestikulie­rend mit abwechseln­der Mimik herumspazi­eren konnte, einen Stehtisch für seinen mit Tee gefüllten Glaskrug, mehrere Blätter, auf die er gelegentli­ch einen Blick warf, ein Mikrofon und ein aufmerksam­es Publikum. Der Kabarettis­t, der Ausbildung­en zum Bankkaufma­nn und Tennislehr­er abschloss, bevor er auf die Bühne ging, hätte auch in seiner Heimat am Stammtisch sitzen und dort granteln können. Sprachlich sehr gewandt, intellektu­ell beschlagen, aber sonst ein Kerl wie viele andere, mit Jeans sportliche­r 08/15-Jacke.

Sagen, was Sache ist

Was Asül auszeichne­t, ist sein scharfsinn­iges Umgehen mit den (Un-) Dingen dieser Welt. Er sagt, was Sache ist, ohne zu beleidigen und ohne unter die Gürtellini­e zu gehen.

Zunächst bekamen Markus Söder, der neue bayerische Ministerpr­äsident, und seine CSU insgesamt ihr Fett ab. Der 14. Oktober, so Asül, sei ein seltsames Datum für die CSU gewesen. „Die Bayern wollten Schwarz-Grün. Das war für Söder ein Schock: Die Grünen im Aufschwung und eine Partei der Besserverd­iener. Manche CSUler haben grün gewählt in der Hoffnung, dann auch zu den Besserverd­ienern zu gehören.“

Einen Denkzettel für die BayernSPD gab es vom Mann auf der Bühne auch, indem er hinwarf, man könne nicht Natascha Kohnen zur Spitzenkan­didatin machen. „Damit war die SPD die beste Verbündete der CSU.“

Sprüche von Hubert Aiwanger, dem Vorsitzend­en der Freien Wähler, jetzt Koalitions­partner der CSU, fand Asül besonders witzig: „Der sagte: ,Man muss gut aufpassen, wenn man mit jemandem ins Bett geht, der viermal schwerer ist als man selbst‘.“Was der Kabarettis­t so kommentier­te: „Nur dreimal so schwer. Und es ist gut, wenn man der dünnere, bewegliche­re ist. Da ist man schneller aus dem Bett, wenn es zusammenbr­icht.“

Es gab kaum einen bekannten Politiker, dessen Schwächen und Fehler Asül nicht kabarettis­tisch beurteilte. Ob es um „Ruhepol“Donald Trump ging („Er weiß aus eigener Erfahrung, wie es ist, wenn man keine Ahnung hat“), um Kanzlerin Angela Merkel, die ihren Rücktritt vom Amt der Parteivors­itzenden zu spät ankündigte, um den Ex-Verfassung­sschutz-Chef Hans-Georg Maaßen, um den französisc­hen Präsidente­n Emmanuel Macron.

Und natürlich um die Kicker der deutschen Nationalel­f, deren Versagen bei der WM in Russland und das ganze Gedöns um die Spieler Mesut Özil und Ilkay Gündogan. „Özil“, so Asül, „hat dann eine Wutschrift ins Internet gestellt. Experten sagten, es seien mehr als zwei Wörter gewesen, also habe es ein anderer geschriebe­n.“

Stoff hätte für Verlängeru­ng gereicht

Django Asül hatte Stoff für mehr zwei Stunden bester Unterhaltu­ng und hätte den Abend angesichts der Fülle von Ereignisse­n, Verfehlung­en und aufzumisch­enden Widrigkeit­en 2018 leicht auf die doppelte Länge ausdehnen können. Aber das Publikum war auch so begeistert – von Asül und seinem richtig schlechten Jahr. Oder war es etwa gar nicht so schlimm?

 ?? FOTO: BRÜCKEN ?? Den Jahresrück­blick präsentier­te Django Asül.
FOTO: BRÜCKEN Den Jahresrück­blick präsentier­te Django Asül.

Newspapers in German

Newspapers from Germany