Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Django Asül hatte ein richtig mieses Jahr
Der Niederbayer grantelt im Edwin-Scharff-Haus über bayerische Politiker und die Welt im Allgemeinen
NEU-ULM - 2018 muss mies gewesen sein. Wer diesen Eindruck nicht längst selbst hatte, wurde von Kabarettist Django Asül im EdwinScharff-Haus nachhaltig darauf hingewiesen.
In der deutschen Politik sowieso, aber auch in der weltweiten und selbst im Fußball. Der 46-Jährige betrachtete 2018 in seinem „Rückspiegel“und brachte mit seinen Ansichten und Erkenntnissen das Publikum im nicht ganz gefüllten Saal ständig zum Lachen. Wobei der Niederbayer mit türkischen Wurzeln manches so schonungslos auftischte, dass einem das Lachen bisweilen vergehen konnte.
Django Asül brauchte für seinen Auftritt wenig: eine Bühne, auf der er gut gestikulierend mit abwechselnder Mimik herumspazieren konnte, einen Stehtisch für seinen mit Tee gefüllten Glaskrug, mehrere Blätter, auf die er gelegentlich einen Blick warf, ein Mikrofon und ein aufmerksames Publikum. Der Kabarettist, der Ausbildungen zum Bankkaufmann und Tennislehrer abschloss, bevor er auf die Bühne ging, hätte auch in seiner Heimat am Stammtisch sitzen und dort granteln können. Sprachlich sehr gewandt, intellektuell beschlagen, aber sonst ein Kerl wie viele andere, mit Jeans sportlicher 08/15-Jacke.
Sagen, was Sache ist
Was Asül auszeichnet, ist sein scharfsinniges Umgehen mit den (Un-) Dingen dieser Welt. Er sagt, was Sache ist, ohne zu beleidigen und ohne unter die Gürtellinie zu gehen.
Zunächst bekamen Markus Söder, der neue bayerische Ministerpräsident, und seine CSU insgesamt ihr Fett ab. Der 14. Oktober, so Asül, sei ein seltsames Datum für die CSU gewesen. „Die Bayern wollten Schwarz-Grün. Das war für Söder ein Schock: Die Grünen im Aufschwung und eine Partei der Besserverdiener. Manche CSUler haben grün gewählt in der Hoffnung, dann auch zu den Besserverdienern zu gehören.“
Einen Denkzettel für die BayernSPD gab es vom Mann auf der Bühne auch, indem er hinwarf, man könne nicht Natascha Kohnen zur Spitzenkandidatin machen. „Damit war die SPD die beste Verbündete der CSU.“
Sprüche von Hubert Aiwanger, dem Vorsitzenden der Freien Wähler, jetzt Koalitionspartner der CSU, fand Asül besonders witzig: „Der sagte: ,Man muss gut aufpassen, wenn man mit jemandem ins Bett geht, der viermal schwerer ist als man selbst‘.“Was der Kabarettist so kommentierte: „Nur dreimal so schwer. Und es ist gut, wenn man der dünnere, beweglichere ist. Da ist man schneller aus dem Bett, wenn es zusammenbricht.“
Es gab kaum einen bekannten Politiker, dessen Schwächen und Fehler Asül nicht kabarettistisch beurteilte. Ob es um „Ruhepol“Donald Trump ging („Er weiß aus eigener Erfahrung, wie es ist, wenn man keine Ahnung hat“), um Kanzlerin Angela Merkel, die ihren Rücktritt vom Amt der Parteivorsitzenden zu spät ankündigte, um den Ex-Verfassungsschutz-Chef Hans-Georg Maaßen, um den französischen Präsidenten Emmanuel Macron.
Und natürlich um die Kicker der deutschen Nationalelf, deren Versagen bei der WM in Russland und das ganze Gedöns um die Spieler Mesut Özil und Ilkay Gündogan. „Özil“, so Asül, „hat dann eine Wutschrift ins Internet gestellt. Experten sagten, es seien mehr als zwei Wörter gewesen, also habe es ein anderer geschrieben.“
Stoff hätte für Verlängerung gereicht
Django Asül hatte Stoff für mehr zwei Stunden bester Unterhaltung und hätte den Abend angesichts der Fülle von Ereignissen, Verfehlungen und aufzumischenden Widrigkeiten 2018 leicht auf die doppelte Länge ausdehnen können. Aber das Publikum war auch so begeistert – von Asül und seinem richtig schlechten Jahr. Oder war es etwa gar nicht so schlimm?