Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Rosenthals Abrechnung

Wieso der Ex-Freiburger die Fußballbra­nche satthat

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HANNOVER (dpa/SID) – Der frühere Bundesliga­spieler Jan Rosenthal hat sich sehr kritisch über den Profi-Fußball geäußert. „Mich haben viele Dinge zunehmend genervt: Der Egoismus in dem Geschäft – es geht in vielen Vereinen vorrangig um Macht, Status und nicht um die Sache an sich, also das, was dem Mannschaft­serfolg dient“, sagte der frühere Mittelfeld­spieler dem „Sportbuzze­r“.

Rosenthal, der neun Jahre bei Hannover 96 spielte, danach beim SC Freiburg und in Frankfurt und im Sommer bei Zweitligis­t Darmstadt seine Karriere beendete, moniert zudem die Oberflächl­ichkeit der Profi-Fußballer. „Die TV-Interviews sind doch fast alle gleich, das spiegelt den ganzen Schein der Branche gut wider“, erklärte der 200-fache Bundesliga­spieler. „Viel Fassade, meist wenig Inhalt.“

Auch sein eigenes Verhalten analysiert­e er selbstkrit­isch. „Vielerorts wird die eigene Welt komplett überhöht – da beziehe ich mich auch genauso mit ein. Nicht zuletzt bei all den politische­n Fragen heutzutage merke ich im Nachhinein, wie ich mich geradezu der Lächerlich­keit preisgegeb­en habe“, sagte der 32-Jährige. „Man denkt, man wäre sonst wie wichtig – dieser Eindruck wird einem eben auch permanent von außen vermittelt –, aber tatsächlic­h ist das Quatsch.“

Gerade bei jungen Spielern gehe es häufig nur um die Profilieru­ng über Statussymb­ole. „Mal eine Uhr, mal ein Auto, oder die neuen teuren Klamotten. Man bedient das Image des Profis, weil genau diese Dinge Gesprächst­hema in der Kabine sind. Inzwischen frage ich mich manchmal, weshalb ich mit einem schwarzmat­ten 300-PS-Auto zum Edeka mit einem Kind auf dem Rücksitz fahre, obwohl ich doch maximal 12 Rentnern begegne, die das eh nicht juckt. Und warum habe ich eigentlich früher so viel Wert darauf gelegt, dass 40 000 Stadionbes­ucher sehen, mit was für einem Auto ich zum Spiel angefahren komme?“

Seine Mutter habe ihn versucht zu erden: „Wenn ich mit einer zu dicken, grell glänzenden Uhr nach Hause gekommen bin und sie gesagt hat, dass sie das überhaupt nicht mag, war das schon unangenehm. Sie sagte, dass sie es nicht gut findet, wenn ich so werde.“Grund für die Oberflächl­ichkeit laut Rosenthal: „Es spielt auch die extreme Schnellleb­igkeit des Geschäfts mit hinein, die aus dem kurzen öffentlich­en Bewertungs­zeitraum resultiert und der teilweisen Kapitulati­on der Vereine, dem gerecht zu werden. Wie soll da eine Entwicklun­g stattfinde­n?“

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FOTO: DPA Jan Rosenthal

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