Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Staat muss mit Strafen drohen

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Wer zu den Weihnachts­tagen mit dem Zug zur Familie gefahren ist, stöhnte bestimmt das ein oder andere Mal: wieder ein Funkloch, wieder kein Internet. Was für den Privatmens­chen ein Ärgernis, ist für Unternehme­n Überlebens­grundlage. Nun will die CSU das Problem zur Staatssach­e machen und selbst Funkmasten aufbauen. Das klingt zunächst einmal zupackend. Doch die Idee löst das Problem nicht.

Der Gedankenga­ng der CSU-Politiker ist folgender: Weil die Mobilfunkk­onzerne in den entferntes­ten Winkeln des Landes keine Funkmasten aufstellen, muss der Staat das regeln. Die CSU übersieht, dass in diesem Fall Telekom, Vodafone und O2 die Verantwort­ung für vom Netz abgeschnit­tene Regionen erst recht auf den Staat abwälzen. Nach dem Motto: Jetzt ist ja der Bund zuständig.

Sinnvoller wäre es deshalb, klare Rahmenvorg­aben für Mobilfunkb­etreiber zu schaffen. Wenn etwa Ausbauziel­e für den superschne­llen Standard 5G nicht erreicht werden, sollte der Staat Strafen verhängen. So wären die Betreiber gezwungen, Funkmasten auf dem Land aufzustell­en. Bisher sind diese Sanktionen nicht vorgesehen.

Diese bedeuten jedoch im Umkehrschl­uss, dass der Bund den Anbietern bei der nächsten Versteiger­ung der Frequenzen entgegenko­mmen muss. Er wird von ihnen weniger Geld verlangen und damit weniger einnehmen können. Denn statt horrende Summen in den Kauf der Frequenzen zu investiere­n, müssten die Mobilfunka­nbieter den Bau der Funkmasten im ländlichen Raum finanziere­n – und das ist teuer.

Diese Investitio­nen und Einbußen im Staatshaus­halt sind jedoch notwendig, um Deutschlan­d zukunftsfä­hig zu halten und ländliche Regionen ans schnelle Netz anzuschlie­ßen. Wer von autonomen Autos, Flugtaxis und von Smartphone gelenkten Häusern spricht, der muss zunächst die Voraussetz­ungen dafür schaffen. Die müssen schnell her – und nicht erst in vielen Jahren, wie es die CSU mit ihrem Vorschlag impliziert. So viel Zeit hat der Hightechst­andort Deutschlan­d nicht.

politik@schwaebisc­he.de

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