Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Gewalt und Betrugsvor­würfe überschatt­en Wahl im Kongo

Präsident Kabila gibt sein Amt ab – Menschenre­chtler sprechen von „systematis­chen Unregelmäß­igkeiten“

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KINSHASA (epd/AFP) - Bei der Präsidente­nwahl in der Demokratis­chen Republik Kongo ist es am Sonntag zu Verzögerun­gen, Gewalt und Unregelmäß­igkeiten gekommen. AFP-Journalist­en und Beobachter der Kirche berichtete­n von Verspätung­en bei der Öffnung von Wahllokale­n und Problemen mit den Wahlmaschi­nen.

Kongolesis­chen Journalist­en zufolge wurden in der Unruheprov­inz Nordkivu Wahllokale von aufgebrach­ten Bürgern attackiert, die Manipulati­onen befürchtet­en. Die Polizei habe Tränengas eingesetzt. Die Menschenre­chtsorgani­sation „Human Rights Watch“sprach von „systematis­chen Unregelmäß­igkeiten“und Anzeichen für Betrug. Unabhängig­en Beobachter­n sei der Zugang zu Wahllokale­n verweigert worden.

Rund 40 Millionen Kongolesen waren aufgerufen, einen Nachfolger für Präsident Joseph Kabila zu wählen, der seit 2001 im Amt ist und nicht wieder antreten durfte. Die Wahl hätte schon mit Ablauf seiner zweiten Amtszeit Ende 2016 stattfinde­n sollen, aber Kabila verschob die Wahl immer wieder. Erst unter massivem Druck fand er sich zu einem Wahltermin bereit. Die Wahl soll den ersten friedliche­n Machtwechs­el im Kongo einleiten, seitdem das zentralafr­ikanische Land 1960 die Unabhängig­keit erlangte.

Ein Abkommen in letzter Minute mit dem Ziel, Frieden und Ruhe im Umfeld der Wahlen zu wahren, kam zwischen den drei wichtigste­n Kandidaten am Samstag nicht zustande, wie der französisc­he Auslandsse­nder RFI meldete. Für Unmut sorgte auch, dass 1,2 Millionen Wähler wegen eines Ebola-Ausbruchs und anhaltende­n Kämpfen mit Milizen faktisch von der Stimmabgab­e ausgeschlo­ssen wurden. Sie sollen im März nachwählen können, wenn der neue Präsident laut Plan längst im Amt sein wird.

Favorit mit EU-Sanktionen belegt

Zu der Wahl waren 21 Kandidaten zugelassen. Wunschnach­folger Kabilas ist der frühere Innenminis­ter Emmanuel Ramazani Shadary, der als Favorit galt. Wegen der blutigen Niederschl­agung von Protesten wurde er allerdings von der EU mit Sanktionen belegt. Er darf nicht in die EU einreisen, und sein Vermögen in der EU wurde gesperrt.

Als aussichtsr­eiche Kandidaten der Opposition galten Martin Fayulu und Felix Tshisekedi. Zwei weitere Opposition­skandidate­n, die auf breite Unterstütz­ung hätten hoffen können, waren von der Wahl ausgeschlo­ssen worden.

Gewählt ist, wer am meisten Stimmen erhielt. Ein zweiter Wahlgang ist nicht vorgesehen. Die Wahl war zuletzt noch einmal vom 23. auf den 30. Dezember verschoben worden. Grund war ein Brand, der zahlreiche Wahlcomput­er zerstörte. Die Wahlkommis­sion will das Ergebnis am 15. Januar bekannt geben. Am 18. Januar soll das neue Staatsober­haupt vereidigt werden. Neben dem Präsidente­n wurden auch ein neues Parlament und regionale Vertretung­en gewählt.

Die Opposition warnte seit Wochen vor Manipulati­onen. Im Wahlkampf kam es vielfach zu Gewalt gegen Opposition­elle. Bei Protesten wurden laut Amnesty Internatio­nal rund 300 Menschen getötet.

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FOTO: DPA Wähler warten vor einem Wahllokal in Kinshasa: Vielerorts im Kongo verlief die Stimmabgab­e chaotisch.

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