Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Sonne im Tank
Ein Münchener Start-up setzt auf ein Elektroauto, das mit Sonnenenergie angetrieben wird
FRIEDRICHSHAFEN - Ein Auto, das nicht nur durch Strom aus der Steckdose, sondern auch durch in die Karosserie integrierte Solarzellen aufgeladen werden kann – ein solches Elektroauto will das Münchener Start-up-Unternehmen Sono Motors im kommenden Jahr serienmäßig auf den Markt bringen.
Das Unternehmen ist aus dem Garagenprojekt der beiden Freunde Jona Christians und Laurin Hahn entstanden. „Nach dem Abitur wollten die beiden gemeinsam ein Auto entwickeln, das nachhaltig ist und unabhängig von fossilen Energieträgern fahren kann“, sagt Anne-Sophie Scharrer von Sono Motors. Außerdem sollte das Auto alltagstauglich sein. Die beiden Freunde entwickelten einen Wagen mit integrierten Solarzellen, der sowohl über Strom aufgeladen werden kann als auch mit Sonnenlicht.
2016 gründeten sie gemeinsam mit der Designerin Navina Pernsteiner schließlich Sono Motors. Das Team des Start-ups ist mittlerweile auf rund 40 Mitarbeiter herangewachsen und besteht aus Ingenieuren, Designern, Technikern und Experten aus der Industrie. 2017 ist der erste Prototyp des Autos, der Sion, gebaut worden – finanziert über eine Crowdfunding-Kampagne.
Zunächst präsentierten die Mitarbeiter das Auto in Italien, der Schweiz und Österreich und schließlich dieses Jahr in Deutschland. Dabei sollen rund 13 000 Interessierte das Fahrzeug mit einer Batteriekapazität von 35 Kilowattstunden getestet haben. Die Reichweite des Autos liege bei 250 Kilometern. Ein Frontantrieb soll unter anderem zusätzlich die Antriebs- und Rekuperationseffizienz erhöhen.
Kooperationen mit Branchengrößen
Ende November gab Sono Motors bekannt, dass das Unternehmen mit Continental zusammenarbeitet. „Unsere Entscheidung für eine Zusammenarbeit mit Continental markiert den Abschluss eines weiteren wichtigen Abschnitts in der Serienvorbereitung des Sion“, sagt Roberto Diesel, Technologiechef bei Sono Motors. Sono Motors arbeitet seit diesem Jahr auch mit Elring Klinger im Bereich Batterieentwicklung und -produktion zusammen und mit dem Automobilzulieferer für Beleuchtungssysteme Automotive Solutions Germany (ASG).
Automobilexperte Ferdinand Dudenhöffer sieht das Projekt von Sono Motors trotzdem kritisch. „Die Idee mit der Solarzelle ist nicht ganz neu. So hat Webasto seit Längerem Solarzellen im Einsatz, um etwa die Temperatur im Fahrzeug zu optimieren. Also etwa beim parkenden Auto in der Sonne. Der ganz große Durchbruch war das nicht. Auch deshalb, weil eben doch nur überschaubare Energiemengen mit der Solarzelle gewonnen werden. Von daher erscheinen mir die Reichweiten von Sono Motors doch sehr optimistisch“, sagt er.
Kosten soll der Sion 16 000 Euro ohne Batterie. Das Unternehmen geht davon aus, dass die Kosten für die Batterie bei rund 9500 Euro liegen. „Den Endpreis für die Batterie kalkulieren wir anhand der Zellpreise, die zum Zeitpunkt der Produktion vorherrschen“, heißt es auf der Internetseite von Sono Motors. Dudenhöffer ist skeptisch, dass dieses Modell funktioniert. „Es ist die Frage, wieso jemand dieses Geld für eine Marke bezahlen soll, die er nicht kennt, die kein Reparaturnetz hat und bei der man nicht weiß, wie stabil das Unternehmen ist“, sagt Dudenhöffer.
Sono Motors setzt bei der Finanzierung weiterhin auf Crowdfunding-Kampagnen. Seit Oktober sucht der Vermögensverwalter CAV Partners Gruppe aus Regensburg gemeinsam mit dem Finanzdienstleister Grüne Sachwerte nach Gesellschaftern für das Projekt. Laut Internetseite von Sono Motors gibt es derzeit mehr als 9000 Reservierungen.