Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Im Liebesnest geht’s hoch her

Die Theatergru­ppe Walpertsho­fen liefert mit ihrer Komödie köstliche Unterhaltu­ng

- Von Franz Liesch

WALPERTSHO­FEN - Mit großem Erfolg hat die Theatergru­ppe Walpertsho­fen das Lustspiel „Wer nicht hören will, muss fühlen“aufgeführt. Es stammt aus der Feder von Beate Irmisch. Die Premiere am Samstag war ausverkauf­t. Die Besucher quittierte­n die Aufführung mit stürmische­m Beifall.

„Wer nicht hören will, muss fühlen“, gleich mehrfach mussten sich einige Darsteller diesen Satz anhören. Das gilt auch für die zentrale Gestalt Mattes Möhri (Andreas Führle), dem Hausherrn, ein in die Jahre gekommener, kauziger Typ. Als „Bohle“bezeichnen ihn seine beiden Nichten Helma (Verena Führle-Dobler) und Josefa (Sabrina Birk), unter deren Obhut der Onkel steht, wobei die Obhut sich vor allem auf dessen Vermögen bezieht. Zentral sind im Dreiakter auch ein Paar: Erna (Regina Steidele) und Hardy Greulich (Martin Führle), sie von der Marke „Hosen an“, er mit den Eigenschaf­ten „Waschlappe­n“und „Casanova“. Das führt im Stück zu dramatisch­en Konfrontat­ionen, denn er hat sich ausgerechn­et den vernachläs­sigten Haushalt des alten Mattes als Liebesnest auserkoren. Dazu sollte Mattes sich für einen Abend zusammen mit seinem Kumpel Alfons (Georg Ganz) nach Mietingen ins „Reiterstüb­le“verdrücken. Das aber geht voll daneben. Es kommt, wie es kommen muss. Zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort treffen aufeinande­r: Der Casanova, seine Gespielin Ludmilla (Anna Führle) und die ziemlich rabiate Gattin Erna sowie die Radka (Karin Wilhelm). Sie war von den Nichten als „Rundumbetr­euung“für den Onkel bestimmt worden. Hinzu kommt der stotternde Staubsauge­rVertreter Eugenius (Hartwig Maucher).

Humorvoll herausgear­beitet in der Komödie sind die Gegensätze von Mann und Frau. Hinzu kommen der eigenwilli­ge Onkel mit seinen Macken und dessen Nichten, die wie den eigenen Augapfel dessen Geld hüten.

Dem Dreiakter fehlt es nicht an Höhepunkte­n. Das bahnt sich schon im ersten Akt an, als Erna, Hardy und die „Liebeleisu­chende“Ludmilla aneinander geraten. Die wichtigste Beilage bei diesem Lustspiel sind die witzigen Äußerungen, die immer wieder zu Szenenappl­aus führen. Etwa, wenn der schwierige Onkel gegenüber den Nichten die Meinung vertritt: „Eine Frau kommt mir nicht ins Haus.“Dann aber einschränk­t : „Es sei denn, es wäre ein nettes, adrettes, junges Mädchen.“Aber: „Keine von Walpertsho­fen, und von Baltringen muss sie auch nicht sein, eher von Mietingen.“Der auf Freiersfüß­en wandelnde Hardy wird gewarnt: Wenn von dem geplanten Seitenspru­ng seine Frau erfährt, „macht sie aus dir Kleinholz, nein, Spächtela oder gar Zahnstoche­r“. Die Rundumbetr­euerin über Männer: „Die sind doch wie Zwiebeln, wenn man diese schält, ist der Rest nur noch zum Heulen.“

Im dritten Akt vollzieht der Eisbär Mattes eine überrasche­nde Kehrtwende. Die, die er als „alte, zähe, polnische Weihnachts­gans“bezeichnet hatte, muss er bitten, zu bleiben, da zu befürchten steht, dass sie zum Nachbarn abwandert und er somit die Köchin von schmackhaf­ten Schweinebr­aten verliert.

Überzeugen­de Darsteller

Die Spieler überzeugte­n in ihren Rollen. Hartwig Maucher mischte als ständig niesender Staubsauge­rvertreter das Spiel auf. Andreas Führle erheiterte als eigensinni­ger Mattes durch seine Gags. Karin Wilhelm fand als „Rundumbetr­euerin“wieder eine Paraderoll­e, was das Publikum köstlich amüsierte. Die Bühne, die Stube des Hausherrn Mattes, war bis ins kleinste Detail liebevoll gestaltet. Die Regie lag aufs Neue in der Hand von Richard Führle. Vorsitzend­er Rudolf Angele begrüßte auf seine heitere Art. Eine nette Geste am Rand: Die Besucher wurden mit einem Glas Prosecco willkommen geheißen.

 ?? FOTO: FRANZ LIESCH ?? Die Kochkunst der „Rundumbetr­euerin“Radka (Karin Wilhelm) macht‘s möglich: Der ewige Junggesell­e Mattes (Andreas Führle) muss sie bitten, bei ihm zu bleiben. Dies wird beobachtet (v. li) von Helma (Verena Führle-Dobler) und Josefa (Sabrina Birk).
FOTO: FRANZ LIESCH Die Kochkunst der „Rundumbetr­euerin“Radka (Karin Wilhelm) macht‘s möglich: Der ewige Junggesell­e Mattes (Andreas Führle) muss sie bitten, bei ihm zu bleiben. Dies wird beobachtet (v. li) von Helma (Verena Führle-Dobler) und Josefa (Sabrina Birk).
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FOTO: FRANZ LIESCH Da ist dem Eisbären Mattes (Andreas Führle) nicht mehr wohl: die zunächst unwillkomm­ene „Rundumbetr­euerin“Radka (Karin Wilhelm) lässt ihm eine Rasur angedeihen.

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