Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Viel Applaus für das „Regenwurmorakel“
Die Theatergruppe des TSV Wain begeistert mit ihrem vergnüglichem Spiel vor vollem Haus
WAIN - Das „Regenwurmorakel“hat am Samstagabend großes Publikum in die Gemeindehalle in Wain gelockt. Vier Stunden, drei Akte und ausgelassene Spielfreude bei diesem ländlichen Schwank warteten auf die 250 Zuschauer. „Unser Traum war es, einmal den Saal voll zu haben“, so Regisseur Jörg Schäfer. Für die Theatergruppe des TSV Wain wurde beim diesjährigen Weihnachtstheater also ein Traum wahr.
Bei der Rollenbesetzung hat Jörg Schäfer hervorragende Arbeit geleistet, zwei Ehemalige sind nach einer Pause auf die Bühne zurückgekehrt (Simone Schäfer als Huaberin und Britta Bretzel als Mumien-Reserl), aber auch neue Gesichter wie Emil Höffner als Zaster-Schorsch sind in diesem Jahr zu sehen. Gemeinsam bilden die neun Darsteller ein eingeschworenes Team, das sichtlich Spaß am Spielen hat und zurecht immer wieder mit reichlich Szenenapplaus belohnt wurde.
Mit bemerkenswertem schauspielerischen Talent toben sich bei diesem Schwank die zerlumpte Lotti und die von ihr regelmäßig bestohlene Gickerl-Walli aus. Als ungewaschene Falotta „Lotti“Nassauer kratzt sich Sabrina Kammerer mit einer Hingabe und Unbekümmertheit an den unmöglichsten Stellen und putzt so leidenschaftlich ihre Nase an Hand und Ärmel ab, dass man dem hypochondrischen Hanser Hasenfuß (Domenic Schuler) nur zu gern glaubt, dass ihm der Körperkontakt zuwider ist. Kraftvoll und kratzbürstig gegenüber ihrem angetrauten Gockerl-Willi (Matthias Fuchs), spielt Corinna Walcher die GickerlWalli mit einem großartigen Gefühl für perfektes Timing und echte Komik.
Zuschauer als Enten und Karpfen
Stefan Fromm, Niklas Klotz, Bodo Stetter und Rene Engelmayer haben das Bühnenbild – eine schäbige Fischerhütte mit viel Echtholz, das das Holzwerk Baur in Wain zur Verfügung gestellt hat – liebevoll und mit Hang zum Detail gestaltet. Es gibt sogar einem Holzsteg, der in den Wainer Weiher reicht und so die Zuschauer in den vorderen Reihen als Enten und Karpfen auf amüsante Weise in das Stück integriert. Souffleuse Jasmin Ottinger steuert eine fiese Ratte auf der Bühne fern – ein toller Einfall, der jedes Mal für viel Gelächter sorgt.
Recht ärmlich leben Lotti und Lumpi (Jochen Fromm) in einer heruntergekommenen Fischerhütte und träumen vom Luxus eines frischen Ratzefrikassee, bis ihnen eine ebenso geniale wie geldbringende Geschäftsidee kommt: Lotti beginnt mit großer Beschwörungsformel und Fischernetz um die Schultern zu orakeln, und Lumpi, ein echter Wurmexperte, der manche sogar am Geschmack erkennt, besorgt das dazu notwendige heilige Tier.
Natürlich ist das mit dem Weissagen gar nicht so einfach, aber zumindest beim Hanser Hasenfuß, der inzwischen erfolgreich mit der süßen Schank-Zenz (Lisa Maier) anbandelt, treffen alle Vorhersagen exakt ein und das ganze Dorf will nur zu gern erfahren, wie es um die Zukunft bestellt sein wird. Es kommt, wie es kommen muss, zu Verwicklungen, Verwechslungen und Verwirrungen – und bis sich alles in Wohlgefallen auflösen kann, haben die Zuschauer viel Zeit zu lachen. Zu viel soll nicht verraten werden, denn es gibt am 6. Januar noch eine letzte Chance, die Aufführung nachmittags ab 14 Uhr bei Kaffee und Kuchen zu sehen.
„Unser Traum war es, einmal den Saal voll zu haben.“
Regisseur Jörg Schäfer bei der Vorstellung am Samstagabend. Der Traum wurde wahr.