Schwäbische Zeitung (Laupheim)
„Wir brauchen endlich Klarheit in Riedlingen“
Landrat Heiko Schmid über die Gesundheitsversorgung, den neuen Kreistag und die AfD
Welche Erwartungen haben Sie an den neuen Kreistag?
Ich bin seit 25 Jahren in der Kommunalpolitik und ich habe viele Veränderungen erlebt. In der Regel geht ein Drittel der Kreisräte, ich habe aber ein Gefühl, dass es dieses Mal fast die Hälfte sein kann. Das sehe ich einerseits „sportlich“, da mit neuen Kreisräten auch frischer Wind Einzug halten kann, neue Ideen und neue Chancen. Es ist aber auf der anderen Seite auch wichtig, dass eine gewisse Kontinuität bestehen bleibt, dass die langjährigen Rätinnen und Räte ihr Wissen, ihre Erfahrungen weiterreichen.
Das Thema Gesundheitsversorgung beschäftigt den Kreistag schon einige Jahre. In Biberach und Laupheim sind mittlerweile gute Lösungen gefunden worden. Sorgenkind bleibt Riedlingen. Wie geht es hier weiter?
Der Klinik-Neubau in Biberach soll Mitte 2020 in Betrieb gehen, das Zentrum für Älterenmedizin in Laupheim ist am Werden, und wir brauchen endlich Klarheit in Riedlingen. Wir sind auch in Riedlingen auf einem guten Weg, auch wenn das manche Beteiligte anders sehen. Mein Ziel ist es, die beste medizinische Versorgung in allen Raumschaften zu gewährleisten. Da sehe ich Sana, die Stadt Riedlingen und auch die kassenärztliche Vereinigung in der Pflicht. Die Stadt muss jetzt rasch den Bebauungsplan auf den Weg bringen. Es ist wichtig, dass die Stadt das Ärztehaus konfiguriert. Die Abmachung war, Laupheim und Riedlingen solange am Netz zu halten, bis der Neubau in Biberach steht. In Riedlingen braucht es einen Facharzt für die Kardiologie und die Gastroenterologie. Zusammen mit den bereits bestehenden Praxen, dem Wohnparkkonzept der St.-ElisabethStiftung und anderen, könnte dabei ein zukunftsweisendes Modell auf die Beine gestellt werden. Dieses Ziel müssen alle Beteiligten weiterverfolgen.
Wer ist künftig Ansprechpartner bei der Klinikdiskussion im Kreis, wenn Ralf Miller als Erster Bürgermeister nach Biberach wechselt?
Ralf Miller ist Finanzdezernent und unser wichtigster Mann, wenn es um die Gesundheitsversorgung im Kreis geht, was vor allem die klinischen Strukturen anbelangt. Unser Ziel ist es, dass diese Aufgabe irgendwann überflüssig wird, weil alles läuft. Ralf Miller wechselt zum 4. Februar 2019. Der Kreistag will am 15. Februar seinen Nachfolger wählen, dann werden wir versuchen, die Lücke rasch und so gut es geht zu schließen.
Das Gremium hat in der letzten Kreistagssitzung 2018 mit drei Enthaltungen entschieden, die Kreisumlage um einen weiteren halben Prozentpunkt auf 25,5 Prozent zu senken. Ganz im Gegensatz zum Verwaltungsvorschlag. Wie stehen Sie dazu?
Wenn wir das nicht abfedern können, wer dann? Für mich ist es trotzdem nur der zweitbeste Weg. Ich bevorzuge Kontinuität und wollte ein starkes und rasches auf und ab der Kreisumlage vermeiden. Wenn wir den halben Prozentpunkt mehr hätten, wäre das Geld ja nicht weg, sondern im Falle einer besseren Einnahmenentwicklung als prognostiziert, in den Rücklagen gut aufgehoben gewesen.
2019 investiert der Landkreis 27,9 Millionen Euro, so viel wie noch nie. 2020 sind sogar Investitionen von knapp 34 Millionen Euro geplant – und das trotz Prognosen, dass die Wirtschaft nicht weiter so boomt wie bisher. Wie kann der Landkreis das stemmen?
„In der Regel geht ein Drittel der Kreisräte, ich habe aber ein Gefühl, dass es dieses Mal fast die Hälfte sein kann.“Landrat Heiko Schmid über den neuen Kreistag nach der Kommunalwahl im Mai 2019.
Wir können das stemmen. Klar, die bundesweiten Wirtschaftsprognosen sind rückläufig, aber immer noch positiv. Unserer Wirtschaft hier geht es gut, die Bücher sind voll. Wir haben ein ehrgeiziges Programm, an dem wir festhalten. Wir haben auch über all die Jahre gezeigt, dass wir einen soliden und belastbaren Haushalt haben, bis ins Jahr 2022 haben wir mit der mittelfristigen Finanzplanung Sicherheit. Unser Landkreis hat so viel Potenzial, da gibt es viel zu entfalten und zu entwickeln. Ich bin mir sicher, es geht positiv weiter. 2018 war schon ein Spitzenjahr und auch 2019 steht viel an.