Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Vom „Gelobten Land“im 21. Jahrhundert
Ein Jahresrückblick ist eine subjektive Sache. Privates wird mit Beruflichem vermengt, die politische Großwetterlage strahlt möglicherweise auf die Stimmung ab und es soll ja auch Menschen geben, bei denen der Tabellenstand des Lieblingsvereins Emotionen auslöst, die mit der Einschätzung von „himmelhoch jauchzend bis zum Tode betrübt“beschrieben werden. Ignorieren wir deshalb Donald Trump, den FC Bayern München, den boomenden Arbeitsmarkt oder auch die Wahl von Annegret Kramp-Karrenbauer zur neuen CDU-Chefin. In diesem Rückblick gehen wir auf Ereignisse ein, die wir so wichtig fanden, dass wir sie auf unserer Seite Drei in großen Reportagen beleuchtet haben. So hat Claudia Kling ein Kloster in Baden-Württemberg besucht, in dem jesidische Frauen nach ihrem Martyrium beim sogenannten Islamischen Staat Zuflucht gefunden haben. Deren Schicksale sind so aufwühlend, dass alle Angaben anonymisiert werden mussten. Dieses Problem hatte Ulrich Mendelin nicht. Seit März laufen die Arbeiten an der Elektrifizierung der Südbahn. Jahrzehntelang haben die Planungen gedauert und nicht nur Spötter denken an das Volkslied von der „Schwäbsche Eisebahne“, mit dem der Sprung vom 19. ins 21. Jahrhundert untermalt werden könnte. Durchweg positiv war hingegen die Geschichte von Erich Nyffenegger über „das Gelobte Land“. In einer ZDF-Deutschlandstudie schnitt Oberschwaben hervorragend ab. Das hiesige Lebensgefühl oder besser – Heimatgefühl – ist rundherum gut. Problematischer klang ein Bericht wenige Wochen später. Die Dürre hielt das Land in Schach, Landwirte klagten über weitreichende Folgen. Uwe Jauß war in der Region unterwegs, berichtete vom Niedrigwasser am Bodensee, von verdorrtem Gras, Vieh, das nach Schatten suchte, vertrockneten Äckern und Waldschäden. Zum Schluss blickt Rudi Multer 100 Jahre zurück. Das Ende des Ersten Weltkrieges nutzte er, um den schwäbischen Politiker Matthias Erzberger zu porträtieren, der die Kapitulation unterzeichnete.