Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Lange Haftstrafe für Babybrei-Erpresser
Landgericht Ravensburg verurteilt 54-Jährigen wegen versuchten Mordes
FRIEDRICHSHAFEN/RAVENSBURG Der Babybrei-Erpresser, der im Herbst 2017 bundesweit für Schlagzeilen gesorgt hat, muss für zwölfeinhalb Jahre ins Gefängnis. Die Schwurgerichtskammer am Landgericht Ravensburg verurteilt den 54-jährigen Mann aus dem Raum Tübingen im Oktober wegen versuchten Mordes und versuchter räuberischer Erpressung. Er hatte vergiftete Babynahrung in Lebensmittel- und Drogeriemärkten in Friedrichshafen platziert, um von verschiedenen Handelsunternehmen knapp zwölf Millionen Euro zu erpressen.
Der Prozess beginnt eine Woche später als geplant, weil sich der Angeklagte in der Nacht vor dem ersten Prozesstag in der Justizvollzugsanstalt Ravensburg selbst verletzt und Medikamente nimmt und deshalb Zweifel an seiner Verhandlungsfähigkeit bestehen. Er wird ins Justizvollzugsgefängnis Hohenasperg verlegt. Eine Woche später lässt der 54-Jährige seinen Pflichtverteidiger eine Erklärung verlesen, in der er den Erpressungsversuch ebenso zugibt wie das Deponieren der vergifteten Babynahrung. Dass er Menschen verletzen oder gar töten wollte oder dies zumindest billigend in Kauf genommen hat, bestreitet er aber.
Den Prozess nutzt der Angeklagte zur Selbstinszenierung. Seine Verteidigung nimmt er weitgehend selbst in die Hand und geriert sich dabei als Opfer seiner ehemaligen Lebensgefährtin, die ihn um seine Reinigungsfirma betrogen haben soll. Und als Opfer einer angeblichen BorderlinePersönlichkeitsstörung. Beides zusammen soll aus ihm ein „Arschloch“gemacht haben, das aus Verzweiflung gehandelt habe. Gutachter Hermann Assfalg bescheinigt ihm stattdessen eine narzisstische und dissoziale Persönlichkeitsstörung. Er hält den 54Jährigen für voll schuldfähig.
Das Gericht folgt dieser Einschätzung. Am Tötungsvorsatz haben Richter und Schöffen keinerlei Zweifel – weshalb sie den Erpresser folgerichtig auch wegen versuchten Mordes in fünf Fällen verurteilen.