Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Auf Messerattacke folgt Demo für Toleranz
Bluttat mit drei Schwerverletzten erschüttert im September Ravensburg
RAVENSBURG - Die Messerattacke, bei der an einem lauen Spätsommernachmittag im September drei unbeteiligte Männer auf dem zentralen Marienplatz schwer verletzt werden, beschäftigt Ravensburg wochenlang. Ein psychisch kranker Asylbewerber aus Afghanistan hatte unvermittelt mit einem großen Messer auf zwei junge Syrer eingestochen und danach einen Urlauber aus Hessen, der sich ihm in den Weg stellte, angegriffen und blutüberströmt liegen gelassen. Bundesweit erhält die Bluttat auch deshalb große Aufmerksamkeit, weil es schließlich der zufällig vorbeikommende Ravensburger Oberbürgermeister Daniel Rapp ist, der den bewaffneten 21-Jährigen zur Aufgabe überreden kann.
Die Tat hat Folgen. Recherchen der „Schwäbischen Zeitung“ergeben, dass es offenbar schon früher Hinweise darauf gab, dass der Mann eine Gefahr für sich und andere sein könnte. Der Afghane hört Stimmen. Wenn er seine Medikamente nicht nimmt, fühlt er sich verfolgt. An diesem Freitag will er mit einem Arbeitskollegen abrechnen, den er für seinen Feind hält. Ein Gutachter prüft derzeit die Schuldfähigkeit des jungen Mannes und die Frage, ob er in der Psychiatrie bleibt oder in ein Gefängnis umziehen muss.
In der Region mobilisieren derweil rechte Kräfte, die die Bluttat instrumentalisieren und zu einer Demonstration gegen die Einwanderungspolitik der Bundesregierung nutzen wollen. Die Veranstaltung wird nicht genehmigt. Später will eine junge Frau eine „Mahnwache für die Opfer“abhalten, friedlich und ohne Hetze, wie die Pegida-Anhängerin beteuert. Viele glauben ihr nicht. 2500 Ravensburger gehen stattdessen auf die Straße und treten gegen Fremdenfeindlichkeit und Hass, für Toleranz und ein buntes Oberschwaben ein. Die „Mahnwache“wird abgesagt.
In der Stadt flammt eine Diskussion um die Sicherheit auf. Der nördliche Marienplatz galt bereits vor der Messerattacke als Brennpunkt.