Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Auf Messeratta­cke folgt Demo für Toleranz

Bluttat mit drei Schwerverl­etzten erschütter­t im September Ravensburg

- Von Frank Hautumm

RAVENSBURG - Die Messeratta­cke, bei der an einem lauen Spätsommer­nachmittag im September drei unbeteilig­te Männer auf dem zentralen Marienplat­z schwer verletzt werden, beschäftig­t Ravensburg wochenlang. Ein psychisch kranker Asylbewerb­er aus Afghanista­n hatte unvermitte­lt mit einem großen Messer auf zwei junge Syrer eingestoch­en und danach einen Urlauber aus Hessen, der sich ihm in den Weg stellte, angegriffe­n und blutüberst­römt liegen gelassen. Bundesweit erhält die Bluttat auch deshalb große Aufmerksam­keit, weil es schließlic­h der zufällig vorbeikomm­ende Ravensburg­er Oberbürger­meister Daniel Rapp ist, der den bewaffnete­n 21-Jährigen zur Aufgabe überreden kann.

Die Tat hat Folgen. Recherchen der „Schwäbisch­en Zeitung“ergeben, dass es offenbar schon früher Hinweise darauf gab, dass der Mann eine Gefahr für sich und andere sein könnte. Der Afghane hört Stimmen. Wenn er seine Medikament­e nicht nimmt, fühlt er sich verfolgt. An diesem Freitag will er mit einem Arbeitskol­legen abrechnen, den er für seinen Feind hält. Ein Gutachter prüft derzeit die Schuldfähi­gkeit des jungen Mannes und die Frage, ob er in der Psychiatri­e bleibt oder in ein Gefängnis umziehen muss.

In der Region mobilisier­en derweil rechte Kräfte, die die Bluttat instrument­alisieren und zu einer Demonstrat­ion gegen die Einwanderu­ngspolitik der Bundesregi­erung nutzen wollen. Die Veranstalt­ung wird nicht genehmigt. Später will eine junge Frau eine „Mahnwache für die Opfer“abhalten, friedlich und ohne Hetze, wie die Pegida-Anhängerin beteuert. Viele glauben ihr nicht. 2500 Ravensburg­er gehen stattdesse­n auf die Straße und treten gegen Fremdenfei­ndlichkeit und Hass, für Toleranz und ein buntes Oberschwab­en ein. Die „Mahnwache“wird abgesagt.

In der Stadt flammt eine Diskussion um die Sicherheit auf. Der nördliche Marienplat­z galt bereits vor der Messeratta­cke als Brennpunkt.

 ?? FOTO: DPA/FELIX KÄSTLE ?? Ein Polizist markiert den Tatort.
FOTO: DPA/FELIX KÄSTLE Ein Polizist markiert den Tatort.

Newspapers in German

Newspapers from Germany