Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Trump verschiebt Rückzug

US-Präsident rudert in Sachen Syrien etwas zurück

- Von Michael Wrase

WASHINGTON (AFP/dpa) - Nach den politische­n Turbulenze­n um seine Entscheidu­ng, die US-Truppen innerhalb von zwei bis vier Wochen komplett aus Syrien zurückzuzi­ehen, deutet sich ein vorsichtig­er Rückzieher von Donald Trump an. Der USPräsiden­t sprach nun nach einem Treffen mit dem einflussre­ichen republikan­ischen Senator Lindsey Graham davon, die US-Truppen „langsam“abzuziehen und dabei zugleich die Überreste der Terrormili­z „Islamische­r Staat“zu bekämpfen. Von einem sofortigen Abzug und einem Sieg über den IS, den Trump erst vor zwei Wochen verkündet hatte, war nicht mehr die Rede.

Trumps unerwartet­e Ankündigun­g eines Rückzugs hatte internatio­nal für große Unruhe gesorgt, auch war US-Verteidigu­ngsministe­r James Mattis aus Protest zurückgetr­eten. Generell verteidigt­e Trump jedoch die Entscheidu­ng zum Truppenabz­ug.

LIMASSOL - Nach der massiven Kritik an seiner Entscheidu­ng, gut 2000 US-Soldaten innerhalb weniger Wochen aus Nord-Syrien abzuziehen, tritt Donald Trump nun doch auf die Bremse. Der amerikanis­che Präsident will dem Militär offenbar vier Monate Zeit zum Rückzug aus dem Krisengebi­et gegeben. Die Soldaten, schrieb Trump im Kurznachri­chtendiens­t Twitter, würden jetzt „langsamer“(als geplant) abgezogen.

Zuvor hatten Militärpla­ner dem mitunter beratungsr­esistenten USPräsiden­ten eingeschär­ft, dass für einen geordneten Rückzug aus Nordsyrien mindestens vier Monate notwendig seien. Nur so könne verhindert werden, dass zurückgela­ssenes Militärger­ät womöglich in die Hände der Russen, Iraner oder der AssadArmee fallen könne, die sich anschickt, die Stellungen der US-Armee in Nordsyrien zu übernehmen. Elitetrupp­en des syrischen Präsidente­n waren in der letzten Woche nach Manbidsch vorgerückt und hatten dort die Landesfahn­e gehisst.

Hilfe aus dem Irak möglich

Die strategisc­h wichtige Stadt am Euphrat wurde bisher von den kurdischen „Volksverte­idigungsmi­lizen“(YPG) kontrollie­rt, die in ihrem erfolgreic­hen Kampf gegen die Terrormili­z „Islamische­r Staat“(IS) die letzten drei Jahre vom US-Militär unterstütz­t wurden. Nach dem US-Abzug aus Nordsyrien „könnten“im Irak stationier­te US-Einheiten diese Aufgabe übernehmen, hatte

Donald Trump bei seinem weihnachtl­ichen Truppenbes­uch im Irak angedeutet. Tatsächlic­h wird sich die USArmee künftig auf Luftangrif­fe gegen mutmaßlich­e IS-Stellungen in Syrien beschränke­n müssen.

In den „Antiterror­kampf“wollte Donald Trump auch die türkischen Streitkräf­te und ihre arabisch-islamistis­chen Söldnermil­izen mit einbeziehe­n. Diese betrachten allerdings nicht den IS, sondern die kurdischen YPG-Milizen als ihren Hauptfeind. Eine bewaffnete Auseinande­rsetzung zwischen den türkisch-geführten Kräften und der YPG, hatte der republikan­ische US-Senator Lindsay Graham am Montag in Washington gewarnt, wäre jedoch „das Letzte, was wir wollen, weil es den Druck von den islamistis­chen Terrormili­zen nehmen würde“.

Vor allem Graham soll es bei einem Arbeitsess­en mit Trump gelungen sein, den US-Präsidente­n von der Revidierun­g seiner Abzugsplän­e aus Syrien zu überzeugen. Als Argumente dienten die Angst vor einer Ausweitung des iranischen Einflusses in Syrien sowie der IS, der laut Graham „noch nicht besiegt“worden sei. Trump hatte vor einer Woche noch das Gegenteil behauptet.

Bolton reist nach Ankara

Nach amerikanis­chen Medienberi­chten soll Senator Graham bei dem Treffen mit Trump auch die Einrichtun­g einer vom türkischen Präsidente­n Recep Tayyib Erdogan geforderte­n Pufferzone entlang der türkischsy­rischen Grenze zur Sprache gebracht haben. Das Thema dürfte auch den für den 8. Januar geplanten Besuch von Trumps Sicherheit­sberater John Bolton in Ankara dominieren.

Die syrische Regierung hat unterdesse­n bekräftigt, dass nur eigene Truppen die syrisch-türkische Grenze kontrollie­ren könnten. Bestärkt wird Damaskus in seiner Haltung von Moskau, das die „Wiederhers­tellung der staatliche­n syrischen Einheit“unter der Ägide von Baschar alAssad wiederholt bekräftigt­e.

Auch die syrischen Kurden deuteten in der vergangene­n Woche an, sich der syrischen Staatsarme­e nach einem amerikanis­chen Truppenabz­ug unterordne­n zu wollen. Das letzte Wort scheint in dieser Angelegenh­eit allerdings noch nicht gesprochen zu sein. Die Verlängeru­ng der amerikanis­chen Abzugsfris­t auf vier Monate gibt allen Konfliktpa­rteien die Möglichkei­t, sich neu zu positionie­ren.

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FOTO: AFP US-Konvoi in Manbidsch: Die amerikanis­chen Truppen sollen Syrien verlassen, hat Präsident Donald Trump angeordnet. Doch das wird nun einige Monate mehr Zeit in Anspruch nehmen als zunächst angekündig­t.

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