Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Federleicht statt allzu leicht bekleidet
Nun, da wir den Jahreswechsel einigermaßen überstanden haben – die Bowle ist geleert, das Fondue abgefrühstückt und der letzte Böller verschossen –, müssen wir uns dem Neubeginn stellen. Viele Menschen begehen das jungfräuliche Jahr mit einem Kalender, der noch wie ein unbeschriebenes Blatt in der steifen Brise des Laufs der Zeit flattert.
Inzwischen ist es Mode geworden, Kalender mit Vertretern verschiedener beruflicher Gattungen unter Verzicht wesentlicher Teile der Bekleidung zu gestalten: Es gibt natürlich neben den Bäuerinnenkalendern nach wie vor den guten alten Bauernkalender mit Ratschlägen aus den Zeiten vor dem Klimawandel. Es gibt den Jungbauernkalender, der nicht zuletzt dazu dienen soll, Jungbäuerinnen oder auch branchenfremde Grazien vom landwirtschaftlichen Leben zu überzeugen. Ja, es gibt sogar einen Aktkalender eines Trommlerzuges, in dem sich ausschließlich weibliche Mitglieder so nackt wie nötig präsentieren, um so subtil wie möglich vermutlich auf finanzielle Sorgen des Vereins hinzuweisen, mit der unterschwelligen Drohung, dass bald alle nackig trommeln, sollte kein Geld für Uniformen reinkommen. Wer weiß.
Wer sich dem Verdacht nicht aussetzen will, er kaufe einen solchen Kalender, weniger um Tage, Wochen oder Monate, sondern vielmehr Brüste, Gesäße und Beine angucken zu wollen, ist mit einem Hühnerkalender immer auf der sicheren Seite. Hühner sind zwar auch vorwiegend in der Landwirtschaft tätig. Sie legen ihre Kleidung aber nie freiwillig ab. Und sie trommeln nicht. (nyf)
untermstrich@schwaebische.de