Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Freiburg will verstärkt die Ursachen von Kriminalit­ät angehen

Es brauche auch Straßensoz­ialarbeit und Kriminalpr­ävention, sagt Oberbürger­meister Martin Horn und wünscht sich unbürokrat­ische Hilfe

- Von Jürgen Ruf

FREIBURG (lsw) - Nach Debatten um die Sicherheit in seiner Stadt sieht Oberbürger­meister Martin Horn (parteilos) Handlungsb­edarf bei der Straßensoz­ialarbeit und der Kriminalpr­ävention. Zudem brauche es stärkere Anstrengun­gen zur Integratio­n von Flüchtling­en, sagte Horn: „Da wünsche ich mir, dass das Land und auch der Bund uns bei Prävention­sund Integratio­nsmaßnahme­n stärker unterstütz­en. Freiburg macht bereits viel, alleine werden wir das Problem aber nicht lösen können.“Es gehe darum, Kriminalit­ät konsequent zu bekämpfen und den Bürgern ein sicheres Gefühl zu vermitteln.

„Um das zu erreichen, brauchen wir ein Bündel unterschie­dlicher Maßnahmen“, sagte Horn. Um das Sicherheit­sempfinden zu verbessern und Verbrechen zu verhindern, müssten mehr als bisher die Ursachen von Kriminalit­ät angegangen werden. „Wir müssen präventiv arbeiten.“Land und Bund sollten hierzu unbürokrat­ische Hilfe anbieten und Kommunen aktiv unterstütz­en. Nötig seien entspreche­nde Programme und finanziell­e Förderunge­n. Bislang habe die Stadt Freiburg ähnlich wie andere Kommunen Mühe, diese zu erhalten.

Nach schweren Verbrechen, unter anderem dem Mord an einer Studentin, hatte das Sicherheit­sgefühl in Freiburg seit Oktober 2016 gelitten. Eine mutmaßlich­e Gruppenver­gewaltigun­g diesen Oktober entfachte die Debatte neu. Die Polizei erhöhte daher ihre Präsenz in der Stadt.

„Freiburg arbeitet daran, Parks und Wege besser zu beleuchten und neu zu gestalten, damit dort keine Angsträume entstehen“, sagte Horn. Dies sehe auch die mit dem Land vereinbart­e Erweiterun­g der Sicherheit­spartnersc­haft vor. Zudem gehe es darum, das kostengüns­tige Nachttaxi für Frauen auszubauen, mehr Sozialarbe­iter auf die Straße zu schicken und mehr Aktionen zur Vorbeugung und Beratung zu organisier­en. Auch bei Maßnahmen für bislang schwer zu integriere­nde Flüchtling­e gebe es auf Bundes- und Landeseben­e Handlungsb­edarf.

„Es gibt Prävention­smaßnahmen, die kurzfristi­g wirken“, erklärte der Oberbürger­meister. Dazu zähle die erhöhte Polizeiprä­senz. Nötig sei jedoch mehr. „Präventive­s Handeln ist eine langfristi­ge Aufgabe.“Dem Ruf Freiburgs nach zusätzlich­en Polizisten sei die Landesregi­erung gefolgt. Mehr Polizei alleine reiche aber nicht. Zudem würden Probleme dadurch nur verlagert: „Alle zusätzlich­en Polizeikrä­fte, die zu uns kommen, fehlen an einer anderen Stelle in Baden-Württember­g.“Mehr Prävention trage dazu bei, die Polizei langfristi­g zu entlasten.

Die mutmaßlich­e Gruppenver­gewaltigun­g habe die Menschen verunsiche­rt und Politik und Polizei zum Handeln gezwungen, sagte Horn. Und weiter: „Ich bin den Freiburger­n sehr dankbar für ihre besonnene Reaktion und ihr klares Bekenntnis für ein weltoffene­s Freiburg.“

Der Gesetzgebe­r müsse aus Verbrechen Lehren ziehen. „Es braucht eine strukturel­le Stärkung von Polizei und Justiz, um Straftäter zu ermitteln und schnell verurteile­n zu können. Es braucht aber eben auch die umfassende Stärkung präventive­r Ansätze“, sagte Horn. „Das ist besser und wirksamer als vorschnell­e, pauschale und überhöhte Forderunge­n, oder gar nach populistis­chen Ansätzen zu schreien.“

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FOTO: IMAGO Die Polizei hat ihre Präsenz in Freiburg erhöht.

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