Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Amokfahrer wollte Ausländer töten

50-Jähriger steuert Auto in Menschengr­uppen in Bottrop und Essen – Fünf Verletzte

- Von Marc Herwig und Claus Haffert (dpa) und AFP

BOTTROP - Aus Fremdenhas­s ist ein Autofahrer in der Silvestern­acht im Ruhrgebiet mehrmals gezielt in Menschengr­uppen gefahren und hat mindestens fünf Personen verletzt. „Es gab die klare Absicht von diesem Mann, Ausländer zu töten“, sagte NRW-Innenminis­ter Herbert Reul (CDU) nach den ersten Vernehmung­en. Der später Festgenomm­ene habe das Auto in Bottrop und Essen bewusst in Menschengr­uppen gesteuert, die überwiegen­d aus Ausländern bestanden. Unter den Verletzten sind Syrer und Afghanen. Staatsanwa­ltschaft und Polizei sprachen von einem „gezielten Anschlag“.

Die schlimmste­n Folgen hatte die Tat in Bottrop, wo der 50-jährige Deutsche kurz nach Mitternach­t auf dem zentralen Berliner Platz in die Menge fuhr, die gerade mit Böllern und Raketen das neue Jahr begrüßte. Vier Menschen wurden dort verletzt, darunter ein Kind. Eine 46-Jährige schwebte zeitweise in Lebensgefa­hr. Einen weiteren Verletzten gab es später in Essen. Zwei andere Versuche des Mannes, in Bottrop und Essen Passanten anzufahren, schlugen fehl. Hier kamen die Menschen mit dem Schrecken davon.

Der mutmaßlich­e Täter stamme aus Essen und sei bei der Polizei bislang nicht in Erscheinun­g getreten, hieß es. Die Ermittler haben nach eigenen Angaben „erste Informatio­nen über eine psychische Erkrankung des Fahrers“.

Langsam in die Menge gerollt

Die Polizei hält sich mit Aussagen zum genauen Tatablauf zunächst zurück. Ein erster Zeuge wurde nach Darstellun­g der Behörden kurz vor Mitternach­t auf einer Zufahrtsst­raße zur Bottroper Innenstadt auf den silbernen Wagen des 50-Jährigen aufmerksam. Plötzlich habe das Auto auf den Fußgänger zugehalten. Doch der Passant konnte sich retten.

Der Mann fuhr weiter in Richtung Stadtzentr­um. Als er dort ankam, war das Jahr 2019 erst wenige Minuten alt. Die Menschen auf dem Berliner Platz hätten ausgelasse­n gefeiert, berichtete ein Augenzeuge am Tag danach. Dann zeigt der Mann ein Video: Zu sehen ist das Auto, das in die Menge fährt. Es rollt vergleichs­weise langsam, dadurch können sich noch relativ viele Menschen in Sicherheit bringen.

Die Ermittler wollen sich zu solchen Details noch nicht äußern und betonen, der genaue Ablauf müsse mithilfe von Zeugenauss­agen erst rekonstrui­ert werden. Doch klar ist: Mindestens vier Menschen wurden verletzt, eine 46-Jährige lebensgefä­hrlich. „Da ist jemand bewusst mit Tötungsabs­icht in Menschen reingefahr­en“, sagte Reul.

Zwei weitere Versuche

Anschließe­nd sei der 50-Jährige nach Süden in seine Heimatstad­t Essen geflüchtet. Dort habe er noch zweimal versucht, gezielt in Menschengr­uppen zu fahren. In einem Fall wurde eine Person leicht verletzt. Im anderen Fall passierte wie durch ein Wunder nichts. „Er ist dort so auffällig gefahren, dass offensicht­lich die Leute das geahnt haben und sich rechtzeiti­g in Sicherheit bringen konnten“, sagte Innenminis­ter Reul. Kurze Zeit später nahm die Polizei den Mann fest. Schon dabei habe er sich fremdenfei­ndlich geäußert.

Der Bottroper Oberbürger­meister Bernd Tischler (SPD) zeigte sich „entsetzt und tief getroffen“von dem Vorfall. Er hoffe, dass die Verletzten bald genesen würden, erklärte er. Eigentlich hätte am Dienstag das 100jährige Bestehen der Stadt Bottrop gefeiert werden sollen. Dieses Fest habe er „angesichts der furchtbare­n Ereignisse“abgesagt, fügte Tischler hinzu.

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FOTO: DPA Am Tatort: Ein Polizeiwag­en am Berliner Platz in Bottrop. Ein Autofahrer hatte hier in der Silvestern­acht seinen Wagen gezielt in eine Fußgängerg­ruppe gesteuert.

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